Blick in ein Gebäude der Credit Suisse in London

Reaktionen auf Bankenrettung "Deutsches Finanzsystem stabil und robust"

Stand: 20.03.2023 12:54 Uhr

Nach der Rettung der Credit Suisse betonen Bundesregierung und Aufsichtsbehörden die Widerstandsfähigkeit des deutschen und europäischen Finanzsystems. DIW-Chef Fratzscher gab zu bedenken, Finanzkrisen seien "kaum vorhersehbar".

Die Bundesregierung hat die Rettungsaktion für die Schweizer Großbank Credit Suisse begrüßt. Diese diene dazu, "geordnete Marktkonditionen wiederherzustellen und Finanzstabilität zu gewährleisten", sagte eine Sprecherin des Bundesfinanzministeriums. Das deutsche Finanzsystem sei stabil. Die deutschen und europäischen Aufsichtsbehörden beobachteten die Lage "aufmerksam und sorgfältig".

Bundeskanzler Olaf Scholz sagte nach Angaben eines Regierungssprechers, Gesetzgeber und Bankenaufsicht in Europa hätten aus der Finanzkrise 2008 gelernt und die Bankenregulierung erheblich verschärft. "Das deutsche Bankensystem ist daher gut aufgestellt."

Auch die Finanzaufsicht BaFin hält das deutsche Finanzsystem weiter für widerstandsfähig. "Das deutsche Finanzsystem erweist sich weiterhin als stabil und robust," teilte ein Sprecher der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht auf Anfrage mit. Die BaFin habe die aktuellen Marktentwicklungen im Blick und berücksichtige sie im Rahmen ihrer laufenden Aufsicht.

Übernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch UBS und der Bankensektor

Oliver Feldforth, HR, tagesschau, 20.03.2023 17:00 Uhr

"Robuste" Kapitalausstattung europäischer Banken

Die Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB) versicherte, das europäische Bankensystem sei "widerstandsfähig". Kapitalausstattung und Liquidität der Institute seien "robust", teilte die EZB mit. Sie begrüße die "umfassenden" Maßnahmen der Schweizer Behörden vom Sonntag, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. Die Bankenaufsicht der Zentralbank ist zuständig für 113 bedeutende Banken im Euroraum.

Der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Marcel Fratzscher, gab zu bedenken, die Krise um die Credit Suisse und die Pleite der kalifornischen Silicon Valley Bank könnten auf die deutsche Konjunktur durchschlagen. "Niemand kann zu diesem Zeitpunkt ausschließen, dass es auch in Deutschland und Europa zu einer Bankenkrise mit signifikanten Kosten für Wachstum und Wohlstand kommen wird", sagte Fratzscher der Nachrichtenagentur Reuters.

Fratzscher warnt vor Panikreaktionen

"Finanzkrisen sind per Definition kaum vorhersehbar", so Fratzscher weiter. Allerdings seien die systemischen Risiken im Finanzsystem heute deutlich geringer als nach der Lehman-Pleite im September 2008. Viele Finanzinstitutionen hätten mehr Eigenkapital und Absicherungen. "Meine größte Sorge heute ist, dass es zu einer Panik in den Kapitalmärkten und bei Anlegern und Sparern kommt, da niemand weiß, welche Banken noch in Schieflage geraten könnten", warnte Fratzscher.

"Eine solche Panik könnte zu sogenannten selbsterfüllenden Erwartungen führen. Dies bedeutet, dass die Sorge um die Liquidität von Banken die Existenz von solchen Banken gefährdet, die ansonsten solvent wären."

Die Vertrauenskrise bei der Credit Suisse hatte zunächst weltweit Schockwellen durch die Finanzmärkte gesandt. Die Rivalin UBS hatte die Credit Suisse dann am Sonntag für drei Milliarden Franken übernommen; die Schweizer Zentralbank sicherte zudem Hilfe von bis zu 100 Milliarden Franken zu.

Die EZB, die US-Notenbank Fed und andere große Zentralbanken kündigten zudem eine "koordinierte Maßnahme" an, um Bankgeschäfte in Dollar zu erleichtern und so die Finanzmärkte zu beruhigen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 20. März 2023 um 12:00 Uhr.