Der schwimmende LNG-Terminal „Höegh Gannet“ spiegelt sich am Kai des Elbehafens Brunsbüttel Ports in einer Pfütze.

Energieversorgung Deutsche LNG-Terminals importieren kaum Gas

Stand: 14.07.2023 08:54 Uhr

Sie kosten Milliarden - doch bislang fließt kaum Erdgas über die LNG-Terminals nach Deutschland. Rund ein halbes Jahr nach ihrem Start machen sie nur einen Bruchteil der deutschen Gasimporte aus.

Die inländischen Terminals zur Einfuhr von verflüssigtem Erdgas (LNG) leisten bislang nur einen geringen Beitrag zu den deutschen Gasimporten. Nach Daten der Bundesnetzagentur importierte Deutschland im ersten Halbjahr insgesamt rund 526 Terawattstunden Gas, fast die Hälfte davon aus Norwegen. Über die drei LNG-Terminals in Wilhelmshaven, Brunsbüttel und Lubmin kamen hingegen lediglich 33,8 Terawattstunden. Das entspricht einem Anteil von 6,4 Prozent.

LNG-Terminal Wilhelmshaven liegt vorn

Vor rund einem halben Jahr waren die Terminals an den Start gegangen. Wilhelmshaven nimmt dabei eine Vorreiterrolle ein. Die schwimmende Anlage war die erste, über die im Dezember eine Lieferung LNG nach Deutschland kam. Zahlen des Bundeswirtschaftsministeriums und der Bundesnetzagentur zeigen zudem, dass über Wilhelmshaven bisher mit Abstand das meiste Flüssigerdgas eingespeist wurde.

Von Anfang Januar bis Ende Juni wurden rund 21,8 Terawattstunden Gas über Wilhelmshaven importiert. Über Brunsbüttel wurden 5,2 Terawattstunden eingespeist. Das Terminal in Lubmin trug nach Angaben des privaten Betreibers Deutsche Regas knapp 7 Terawattstunden bei. Dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) zufolge bezieht Deutschland sein LNG zum weitaus größten Teil aus den USA.

Weitere LNG-Terminals schon in Vorbereitung

Für dieses Jahr hat die Bundesregierung LNG-Importkapazitäten von 13,5 Milliarden Kubikmetern Gas in Aussicht gestellt. Das entspricht mehr als 130 Terawattstunden - und damit etwa dem Vierfachen dessen, was im ersten Halbjahr tatsächlich an LNG importiert wurde. Bis 2027 sollen die Importkapazitäten sogar auf etwa 54 Milliarden Kubikmeter anwachsen.

Daher sind weitere LNG-Terminals schon in Vorbereitung. Unter anderem im niedersächsischen Stade soll vom kommenden Winter an ebenfalls Gas anlanden. Zuletzt wurde auch Mukran auf Rügen als möglicher Standort ins Gesetz aufgenommen - trotz des Widerstands von Anwohnern, Umweltverbänden, der Tourismusindustrie und der Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern.

Schafft die Bundesregierung Überkapazitäten?

Die neue LNG-Infrastruktur ist eine direkte Antwort auf Russlands Krieg gegen die Ukraine. Die Bundesregierung will mit dem verflüssigten Erdgas einseitige Abhängigkeiten überwinden. Dafür nimmt sie viel Geld in die Hand - bis 2038 hat der Bund bereits 9,8 Milliarden Euro bereitgestellt.

Das Wirtschaftsministerium rechnet aber schon mit noch höheren Ausgaben. Kritiker befürchten, dass Überkapazitäten für die fossile Energie geschaffen werden, die größer sind als nötig wäre, um die früheren Gasimporte aus Russland zu ersetzen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das NDR-Verbrauchermagazin Markt am 10. Juli 2023 um 20:15 Uhr.