Die neue Anlage des Chemiekonzerns BASF für die Herstellung von Kathodenmaterialien.

Wachstum unter Inflationsrate DAX-Konzerne bekommen Konjunkturflaute zu spüren

Stand: 11.08.2023 12:43 Uhr

Die schwache Konjunktur macht sich auch in den Konzernbilanzen bemerkbar. Die meisten DAX-Unternehmen konnten Umsatz und Gewinn im zweiten Quartal steigern, das Wachstum lag aber unterhalb der Teuerungsrate.

Die größten börsennotierten Konzerne in Deutschland haben zwischen April und Juni einer Studie zufolge zwar Umsätze und Gewinn gesteigert. Das Wachstum verlor in dem Quartal allerdings an Tempo und lag in der Summe unter der Inflationsrate von zuletzt mehr als sechs Prozent.

Zudem war die Entwicklung uneinheitlich, zahlreiche DAX-Konzerne verzeichneten auch niedrigere Umsätze und Gewinne als im Vorjahreszeitraum, wie eine heute veröffentlichte Untersuchung der Beratungsgesellschaft EY zeigt. "Immer stärker spüren viele Unternehmen die schwache Konjunkturentwicklung", lautet das Fazit.

Der Gesamtumsatz der 40 im Deutschen Aktienindex notierten Konzerne stieg im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 1,1 Prozent auf rund 446 Milliarden Euro. Das war der höchste Wert in einem zweiten Quartal seit Beginn der Auswertung 2014. Der operative Gewinn der Unternehmen stieg um knapp drei Prozent auf 40,5 Milliarden Euro. Der Vorjahreszeitraum war aber auch stark negativ beeinflusst durch die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine, wie EY hervorhob. 

"Luft für viele Unternehmen sehr dünn geworden"

Bei 14 Konzernen allerdings ging der Umsatz im Vorjahresvergleich zurück, bei 18 der Gewinn. "Nach einem sehr starken Vorjahr ist die Luft für viele Unternehmen nun sehr dünn geworden", fasste Henrik Ahlers von EY zusammen. "Es fällt immer schwerer, das erreichte hohe Gewinnniveau zu halten."

Zuletzt haben vor allem Chemieunternehmen von einer gesunkenen Nachfrage berichtet und ihre Prognosen nach unten korrigiert. So etwa der größte Chemiekonzern BASF. Das Unternehmen hat im zweiten Quartal einen deutlichen Umsatz- und Gewinneinbruch hinnehmen müssen. Die Erlöse gingen um ein Viertel auf 17,3 Milliarden Euro zurück. Der Nettogewinn brach von gut zwei Milliarden Euro im Vorjahr auf 499 Millionen Euro ein.

Autokonzerne gewinnstärkste Unternehmen

Wachstumsmotor im zweiten Quartal waren der Analyse zufolge die Autokonzerne. Diese profitierten vom nachlassenden Chipmangel und von Gewinnen, die sie vor allem mit Verkäufen von Modellen mit Verbrennungsmotor erwirtschafteten. Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW gehörten zu den gewinnstärksten Unternehmen im zweiten Quartal mit jeweils 5,6 Milliarden Euro, 5,0 Milliarden Euro und 4,3 Milliarden Euro. Sie kamen damit in der Gewinnrangliste auf die Plätze eins, drei und vier. Die Deutsche Telekom schaffte es mit einem operativen Gewinn von 5,2 Milliarden Euro auf den zweiten Platz.

Aber auch der Autobranche "weht der Wind zunehmend ins Gesicht", analysierte EY. Die Auftragseingänge seien schwach. Angesichts der hohen Inflation, zunehmender Konjunktursorgen und des anhaltend hohen Zinsniveaus sinke die Kaufbereitschaft bei Kunden. Überkapazitäten und Rabatte könnten demnach bald wieder auf die Margen drücken.

Wie wird die zweite Jahreshälfte?

Ahlers rechnet auch insgesamt damit, dass die zweite Jahreshälfte noch schwieriger wird als die erste. Wachstumsimpulse seien nicht in Sicht, das geringe Umsatzwachstum werde von der nach wie vor hohen Inflation mehr als aufgezehrt. "De facto haben wir es vielfach bereits mit einem Minuswachstum zu tun." 

Der EY-Experte mahnte, das Kostenproblem am Standort Deutschland werde "immer drängender": Vor allem die hohen Energiepreise führten dazu, dass Investitionen aufgeschoben würden und über eine Verlagerung der Produktion ins Ausland nachgedacht werde. "Diesen Trend verstärken auch die hierzulande sehr komplexen und langwierigen Genehmigungsverfahren. Von einem Bürokratieabbau ist nichts zu sehen."