Geldmünzen

Finanzielle Bildung und Vorsorge Jugendliche wollen über Geld reden

Stand: 02.01.2023 14:23 Uhr

Viele Jugendliche beschäftigt das Thema Kaufkraftverlust und Altersvorsorge. Dass man über Geld nicht spricht, stimmt für sie nicht mehr, beobachten Jugendforscher. Was auch auffällt: Junge Leute sparen heute anders.

Über Geld spricht man nicht: Das war einmal. Bei den jungen Leuten heißt es heute: Über Geld muss man sprechen. Denn viele haben Angst vor der Zukunft. So auch Patricia, eine Studentin aus Frankfurt. Sie stellt sich viele Fragen: "Kann ich es mir überhaupt leisten, mein Leben so zu leben, wie ich es gerne hätte? Kann ich mir die Immobilie leisten? Kann ich mir die Kinder leisten? Kann ich mir die Kinder alleine leisten? Muss ich bis 80 arbeiten und jetzt schon anfangen zu sparen?"

Viele sparen früh - neuer Fokus auf Aktien

Die Konsequenz ist, dass jetzt schon viele Geld zur Seite legen - auch wenn es mitten im Studium oder der Ausbildung schwierig ist. Was auffällt: Junge Menschen sparen anders als früher, erklärt Jugendforscher Klaus Hurrelmann. "Sie sehen, dass in Zeiten des Niedrigzinses die traditionellen Geldanlagen nicht funktioniert haben. Sie sehen auch, dass die private Rentenversicherung, die sogenannte Riester-Rentenversicherung, nicht richtig funktioniert, und sie suchen nach Alternativen. Die Aktien haben ganz deutlich an Position gewonnen und stehen im Moment bei den jungen Leuten sogar an erster Stelle."

Das liegt auch daran, dass Investieren heute einfacher geworden ist: Während man früher noch die Hausbank anrufen und hohe Gebühren zahlen musste, gibt es heute Apps dafür. Die lädt man ganz leicht herunter. Ein weiterer Vorteil: Man kann schon mit ganz kleinen Beträgen anfangen.

Seriosität von Angeboten oft nicht erkennbar

Allerdings, so Hurrelmann: "Wir haben eine Kehrseite. Die digitalen Angebote sind natürlich zum Teil nicht durchschaubar, nicht kontrollierbar. Es ist auch für einen aufgeklärten Nutzer aus der jungen Generation nicht sofort ersichtlich, ob das seriös ist."

Yevgeniy informiert sich online über Geldanlagemöglichkeiten. Wie er machen es viele. "Ich habe auch ein paar Bücher gelesen dazu. Aber seit ich die grundlegenden Dinge verstanden habe, halte ich mein Wissen durch YouTuber nebenbei up to date. Die machen das auch nahbar, locker."

Der richtige Umgang mit Geld

Es gibt unterschiedliche Strategien, fürs Alter vorzusorgen. Die einen, die wie Yevgeniy sagen: "Gerade jetzt muss angelegt werden, damit die Inflation mein Geld nicht frisst." Anderen geht es wie Patricia. Sie will vor allem eines: "Im Moment ist für mich Vorsorge, keine Schulden zu machen."

Für Jugendforscher Simon Schnetzer muss deshalb schon früh das Fundament gelegt werden für den richtigen Umgang mit Geld. "Wir brauchen finanzielle Bildung für junge Menschen, und das heißt: Wie kann man sich für das Alter absichern? Was sind Schulden? Was sind Zinsen, Zinseszinsen? Wie kann man aber auch eine Steuererklärungen so machen, dass man mit dem, was man sich erarbeitet, entsprechend auch umgeht?"

Viele, die es schaffen, frühzeitig Geld anzulegen, schauen optimistischer in die Zukunft. Viele, denen das nicht gelingt, machen sich eher Sorgen. Was aber die meisten vereint: Man kann es sich nicht leisten, nicht über Geld nachzudenken.

Emal Atif, Emal Atif, HR, 02.01.2023 13:05 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR Aktuell am 02. Januar 2023 um 11:17 Uhr.