Regenjacke

Umstrittene Chemikalien Wenn die Outdoor-Jacke PFAS enthält

Stand: 10.07.2023 12:42 Uhr

Die sogenannten "Ewigkeits-Chemikalien" PFAS sorgen auch dafür, dass Jacken wasserabweisend sind. Wegen Risiken für Umwelt und Mensch könnten sie verboten werden. Wie gehen Bekleidungshersteller damit um?

Wer eine Outdoor-Jacke besitzt, hat möglicherweise schon mal von PFAS gehört: Das ist die Abkürzung für per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, eine Gruppe wasser-, fett- und schmutzabweisender Chemikalien, die unter anderem dafür sorgt, Jacken wasserabweisend zu machen.

Doch diese Alkylverbindungen sind nicht nur praktisch, sondern können auch äußerst schädlich sein. PFAS sind extrem stabil und werden deshalb auch "Ewigkeits-Chemikalien" genannt. Sie bauen sich kaum oder gar nicht ab und reichern sich in der Umwelt sowie im Körper von Mensch und Tier an.

Zudem stehen PFAS im Verdacht, Krebs zu verursachen oder Unfruchtbarkeit zu fördern. Die Europäische Union will Ende des Jahres über ein Verbot entscheiden, für das sich unter anderem Deutschland einsetzt. Für einige Substanzen der mehr als 10.000 Mitglieder umfassenden Gruppe gibt es bereits Grenzwerte oder Verbote.

Einige Firmen haben schon umgestellt

Seit Jahren gibt es schon Kritik an PFAS. Einige namhafte Hersteller haben bereits umgestellt. Bei Jack Wolfskin seien bereits seit 2019 alle Bekleidungsprodukte sowie alle Rucksäcke und Taschen PFAS-frei, teilt das Unternehmen auf Anfrage von tagesschau.de mit.

Stattdessen setze man auf Membranen und Beschichtungen aus Polyurethan. "Dieser Kunststoff ist einigermaßen biologisch abbaubar und in jedem Fall besser als PFAS", so die Einschätzung der Verbraucherzentrale NRW (VZNRW). Dennoch würden bei der Herstellung und Verbrennung giftige Gase freigesetzt werden.

Welche Alternativen zu PFAS es gibt

Auch der Hersteller Schöffel verzichtet seit 2020 auf PFAS in Bekleidungsprodukten. Alternativ nutze man Silikone und Wachse, so das Unternehmen gegenüber tagesschau.de. Diese sind tatsächlich umweltfreundlicher, aber nicht ölabweisend. "Ausnahmen gibt es lediglich bei Arbeits- und Schutzbekleidung, bei der teilweise noch PFAS eingesetzt werden müssen, um den behördlichen oder gesetzlichen Anforderungen zu entsprechen", sagt ein Sprecher von Schöffel.

Vaude stellt seit 2018 sein gesamtes Bekleidungssortiment mit Ausnahme von vier Modellen PFAS-frei her und setzt wie Schöffel auf Silikone und Wachse. Houdini, ein schwedisches Unternehmen, verzichtet ebenfalls seit 2018 vollständig auf PFAS.

Manche Hersteller halten vorerst an PFAS fest

Einige Hersteller halten allerdings an den Alkylsubstanzen fest. Engelbert Strauss etwa teilt tagesschau.de mit, dass das Unternehmen vorerst weiterhin PFAS für Outdoor-Jacken verwende. "Zum jetzigen Zeitpunkt können wir mangels am Markt verfügbarer leistungsstarker Alternativen noch nicht vollständig auf PFAS verzichten", so ein Sprecher des Unternehmens. Man arbeite jedoch "engagiert" an einer Umstellung. "Bei den wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften können bereits gute bis sehr gute Ergebnisse erzielt werden. Die ölabweisenden Eigenschaften sind weiterhin herausfordernd."

Gore-Tex nutzt ebenfalls weiterhin PFAS für Bekleidung. Das US-Unternehmen W. L. Gore hat auch einen Produktionsstandort in Deutschland - im bayerischen Chemiepark Gendorf bei Burgkirchen an der Alz.

Ein weitreichendes PFAS-Verbot sieht der Hersteller kritisch: "Wir halten es für nicht angemessen, diese große Gruppe von Stoffen zu regulieren, ohne die gravierenden Unterschiede in den chemischen und physikalischen Eigenschaften zu berücksichtigen“, heißt es von Gore auf Anfrage von tagesschau.de. Dennoch registriere der Hersteller eine steigende Nachfrage nach nicht fluorierten Materialien und arbeite aktiv an der Entwicklung neuer Gewebe.

Worauf Käufer achten können

In der Regel lässt sich nicht direkt erkennen, ob ein Produkt PFAS enthält, da es keine allgemeine Kennzeichnungspflicht gibt. Die VZNRW hat jedoch einige Tipps zusammengestellt, um Kleidung mit PFAS zu erkennen.

Dazu sollten Etiketten und Produktbeschreibungen sorgfältig gelesen werden. Hinweise geben Formulierungen wie "frei von PFAS", "frei von PFC" oder "fluorfrei". Laut der VZNRW geht es dabei um die gesamte PFAS-Gruppe mit ihren mehr als 10.000 Stoffen.

Trick mit dem Label "PFOA/PFOS-frei"

Manche Hersteller werben damit, dass ihre Produkte "PFOA/PFOS-frei" oder "GenX-frei" sind. "Das bedeutet jedoch nur, dass zwei bestimmte Einzelstoffe von mehr als 10.000 PFAS nicht enthalten sind, deren Einsatz mittlerweile sowieso verboten ist", erklärt die VBZNRW. Oft deute eine solche Werbung darauf hin, dass das Produkt PFAS enthält.

Begriffe wie "fleckgeschützt", "wasserabweisend", "ölabweisend" könnten Hinweise darauf sein, dass PFAS verwendet wurden. Mittlerweile stehen einige PFAS auf der Liste der besonders besorgniserregenden Schadstoffe. Wenn mehr als 0,1 Gewichtsprozent (0,1 g/100 g) dieser Schadstoffe im Produkt enthalten sind, ist der Hersteller verpflichtet, Auskunft darüber zu geben. Wie das Auskunftsrecht genutzt werden kann, steht auf der Seite des Umweltbundesamts.

PFAS befinden sich teilweise auch in Pfannen, Kosmetika, Fast-Food-Verpackungen, Teppichen, Wärmepumpen und anderen Produkten. Die EU hat zu PFAS eine öffentliche Anhörung bis September 2023 eröffnet. Anschließend will sie über ein mögliches PFAS-Verbot entscheiden.