Vor Verhandlungen über Hilfspaket Aus der Troika wird eine Quadriga

Stand: 24.07.2015 08:58 Uhr

Wenig ist der griechischen Regierung so verhasst wie die Troika aus IWF, EZB und EU-Kommission. Doch jeder Versuch, die Kontrolleure loszuwerden, scheiterte. In Athen werden erneut Vertreter der Geldgeber erwartet - und die Zahl der Institutionen ist sogar noch gewachsen.

Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkstudio Brüssel

Statt drei sind es jetzt vier. Statt der Troika kommt jetzt die Quadriga nach Athen. Denn neben dem Internationalen Währungsfonds (IWF) aus Washington, der Europäischen Zentralbank (EZB) aus Frankfurt und der EU-Kommission aus Brüssel ist jetzt auch der Eurorettungsfonds ESM aus Luxemburg vertreten, wenn es um das neue Rettungspaket für Griechenland geht. Denn ein Großteil des 86 Milliarden-Euro-Hilfspaketes, über das nun verhandelt werden soll, kommt aus dem ESM.

Dessen Chef Klaus Regling schätzt die Summe, die aus seinem Fonds kommt, auf "vielleicht 50 Milliarden Euro". Und er verweist gleich auf den zweiten wichtigen Milliardengeber für Griechenland - den IWF.

Wie hoch steigt der IWF ein?

Wieviel Euro genau der IWF für die dritte Griechenland-Rettungsrunde bereitstellt, ist ihm und auch den anderen Geldgebern noch ein Rätsel - er kenne die genaue Summe noch nicht, sagt Regling. Griechenland-Experten in Brüssel schätzen, dass der IWF nach dem Vorbild der beiden bisherigen Hilfsprogramme diesmal mit rund 25 Milliarden Euro beteiligt sein wird.

Vergeblich hatte Griechenlands Premier Alexis Tsipras während des 17-stündigen Marathon-EU-Gipfels versucht, den IWF aus der Gruppe der Geldgeber fernzuhalten. Ohne einen Kreditantrag an den IWF gibt es aber kein Geld vom ESM, heißt es in dem Gipfelbeschluss vom 12. Juli.

Doch genau diesen Kreditantrag hat die Tsipras-Regierung bisher nicht gestellt. Die Frage ist, wann der Antrag beim IWF eingeht.  Die überfälligen Schulden beim Währungsfonds hatte Tsipras in dieser Woche mit Hilfe eines EU-Notkredites beglichen.

Die nächsten Zahltage sind schon in Sicht

Ihr Geld hat IWF-Chefin Christine Lagarde also zurück. Doch bereits im September muss die griechische Regierung die nächsten Raten in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden an den IWF bedienen und am 20. August 3,2 Milliarden Euro an die EZB überweisen. Entweder erhält die Regierung in Athen also schon sehr bald den nächsten Notkredit oder in Griechenland lauern erneut Staatsbankrott und Grexit.

Irgendwann in der zweiten Augusthälfte könnten die Verhandlungen über das dritte Hilfspaket abgeschlossen sein, hofft EU-Währungskommissar Pierre Moscovici. Doch das bleibt reine Theorie, wenn Athen nicht sehr schnell beim IWF um Geld bittet.

Ralph Sina, R. Sina, WDR Brüssel, 24.07.2015 01:24 Uhr