Das Gebäude der US-Notenbank Federal Reserve (Fed).
marktbericht

Dow Jones bricht Rekordjagd ab Fed enttäuscht Zinshoffnungen

Stand: 31.01.2024 22:16 Uhr

Nach der Sitzung der US-Notenbank Federal Reserve haben die Zinshoffnungen der Märkte einen Dämpfer erhalten. An der Wall Street ging es im Verlauf deutlich nach unten.

Dass die amerikanische Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins bei ihrer heutigen Sitzung nicht antasten würde, war unter den Marktteilnehmern ausgemacht. Allerdings hatten sie sich deutlichere Hinweise auf die erwarteten Lockerungen in diesem Jahr erhofft. Doch die Währungshüter um Fed-Chef Jerome Powell betonten vor allem ihre Entschlossenheit, die Inflation von zuletzt 3,4 Prozent weiter in Richtung 2,0 Prozent zu drücken.

Immerhin spricht die Fed nun nicht mehr explizit von der Möglichkeit einer weiteren geldpolitischen Straffung.

An den US-Aktienmärkten überwog aber die Enttäuschung, dass mit der ersten Zinssenkung nun womöglich erst im Mai zu rechnen ist. Der Leitindex Dow Jones fiel im Verlauf zurück und schloss 0,82 Prozent tiefer, nachdem er zunächst weitere Rekordhöhen erreicht hatte.

Noch empfindlicher reagierten die zinssensitiveren Technologietitel. Der Nasdaq 100 gab 1,94 Prozent nach, auch weil führende Tech-Konzerne wie Alphabet und AMD mit ihren Quartalszahlen enttäuscht hatten.

Zuvor hatten neue Arbeitsmarktdaten das Lockerungsszenario eigentlich gestärkt. So hat die Privatwirtschaft in den USA im Januar merklich weniger Stellen geschaffen als erwartet. Laut dem Arbeitsmarktdienstleister ADP stieg die Beschäftigtenzahl im Vergleich zum Dezember um 107.000. Volkswirte hatten im Schnitt mit 150.000 neuen Arbeitsplätzen gerechnet.

Im Vorfeld der Fed-Sitzung schaffte es der DAX erneut nicht, seine bisherige Rekordmarke zu übertreffen. Das Tageshoch lag bei 16.992 Punkten, dann fiel der deutsche Leitindex wieder zurück und schloss 0,4 Prozent tiefer bei 16.903 Punkten. Gestern hatten ihm gerade einmal drei Punkte zum Rekordhoch bei 17.003 Punkten gefehlt.

Wie erwartet ging die deutsche Inflation im Januar wegen sinkender Energiekosten zurück. Mit 2,9 Prozent sank die Teuerung auf niedrigsten Stand seit zweieinhalb Jahren. Es ist der geringste Anstieg des Preisniveaus seit Juni 2021. Im Dezember lag die Inflation noch bei 3,7 Prozent. "Der Kampf gegen die Inflation ist noch nicht gewonnen", warnte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer vor verfrühtem Optimismus. Die stark steigenden Löhne sprächen dafür, dass sich die Teuerung am Ende merklich über dem Ziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent einpendeln dürfte.

Weniger pessimistisch äußerte sich das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK). "Die Inflationsdynamik in Deutschland ist gebrochen", sagte dessen wissenschaftlicher Direktor Sebastian Dullien. "Die Zeiten massiv überhöhter Inflation sind endgültig vorbei."

Die Börse

Melanie Böff, HR, tagesschau24, 31.01.2024 09:00 Uhr

Der Euro geriet nach der Fed-Sitzung und der Aussicht auf eine länger straffe US-Geldpolitik unter Druck. Am späten Abend notierte die Gemeinschaftswährung mit 1,0810 Dollar 0,3 Prozent tiefer.

Der Goldpreis konnte zwischenzeitliche Gewinne nicht halten. Am Abend notierte die Feinunze mit 2.037 Dollar praktisch unverändert. "Ein Wochenschlusskurs oberhalb der 2.100-Punkte-Marke könnte Gold in eine gute Ausgangsposition für eine Fortsetzung des Anstiegs bringen", betonte Marktexperte Robert Rethfeld von Wellenreiter-Invest. "Saisonal ist der Goldpreis in Wahljahren bis Mitte Februar unterstützt."

Die Ölpreise standen zur Wochenmitte stark unter Druck. Am späten Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im März 80,50 Dollar und damit 2,3 Prozent weniger. Der unerwartete Anstieg der Ölreserven in den USA erhöhte den Verkaufsdruck. Die Bestände an Rohöl zogen im Vergleich zur Vorwoche um 1,2 Millionen auf 421,9 Millionen Barrel an. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang um 1,1 Millionen Barrel gerechnet. Zuletzt hatten die Sorgen wegen einer möglichen Eskalation des Nahostkonflikts die Notierungen angetrieben.

Der Boom bei Cloud-Angeboten und Produkten rund um Künstliche Intelligenz (KI) bescherte Microsoft im vergangenen Quartal ein Umsatzplus von fast einem Fünftel auf 62 Milliarden Dollar. Der Gewinn zog um ein Drittel auf fast 22 Milliarden Dollar an. Der Softwarekonzern ist mit einem Börsenwert von mehr als drei Billionen Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt. An der Nasdaq setzten nach der guten Nachricht allerdings Gewinnmitnahmen ein.

Der Google-Mutterkonzern Alphabet blieb dagegen hinter dem Marktkonsens zurück: Googles Werbegeschäfte, die Haupteinnahmequelle des Internet-Konzerns, wuchsen im vergangenen Quartal zwar um elf Prozent auf 65,5 Milliarden Dollar stark - damit aber nicht ganz so schnell wie an der Wall Street erwartet. Analysten hatten im Schnitt eher mit 65,8 Milliarden Dollar gerechnet.

Trotz der Aussicht auf einen starken Absatz der neuen Spezialprozessoren für Künstliche Intelligenz (KI) hat AMD erneut einen insgesamt enttäuschenden Ausblick geliefert. Weil die schwache Konjunktur den Bedarf an programmierbaren Prozessoren für Automobile oder medizinische Geräte dämpft, prognostizierte der Chip-Hersteller für das laufende Quartal einen überraschend geringen Umsatz von 5,4 Milliarden Dollar - plus/minus 300 Millionen Dollar.

Der krisengeschüttelte US-Flugzeugbauer Boeing hat für das vierte Quartal 2023 einen Verlust von 23 Millionen Dollar ausgewiesen und damit weniger als erwartet. Der Quartalsumsatz stieg um zehn Prozent auf 22 Milliarden Dollar. Eine mittelfristige Prognose gab der Konzern angesichts der laufenden Krise um technische Probleme bei einigen Typen der Baureihe 737 MAX. nicht ab. "Wir werden uns einfach auf jedes nächste Flugzeug konzentrieren, während wir alles Nötige tun, um unsere Kunden zu unterstützen, den Anweisungen der Aufsicht zu folgen und die höchsten Sicherheits- und Qualitätsstandards zu garantieren", erklärte Boeing-Chef Dave Calhoun.

Am Abend geriet die Adidas-Aktie unter Druck, nachdem der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern seine vorläufigen Jahreszahlen veröffentlicht hatte. Zwar fiel das Betriebsergebnis mit 268 Millionen Euro wider Erwarten positiv aus. Das Weihnachtsgeschäft sei besser gelaufen als gedacht, sagte Adidas-Chef Björn Gulden, ebenso wie der Ausverkauf von "Yeezy"-Schuhen aus der beendeten Partnerschaft mit dem US-Rapper "Ye" (Kanye West). Den Rest der Sneaker schreibt Adidas nun doch nicht ab, sondern will ihn 2024 zumindest kostendeckend verkaufen. Für das laufende Jahr mit der Fußball-EM in Deutschland und den Olympischen Spielen in Paris stellte Adidas währungsbereinigt ein Umsatzplus von rund fünf Prozent und ein Betriebsergebnis von 500 Millionen Euro in Aussicht. Dieser Ausblick enttäuschte die Börsianer.

Volkswagen gründet für die Suche nach Ideen für das Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) ein eigenes Unternehmen. Das "AI Lab" solle als sogenannter Inkubator dienen, der Neuheiten aufspüre, teilte der Autobauer der Nachrichtenagentur Reuters mit. VW-Konzernchef Oliver Blume sagte, für sein Unternehmen sei die Zusammenarbeit mit Technologiefirmen von entscheidender Bedeutung.

Wegen des für morgen geplanten Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte bietet die Lufthansa ihren Kunden umfangreiche Möglichkeiten für Umbuchungen an. An den Flughäfen Frankfurt, Hamburg, Bremen, Berlin, Leipzig, Dresden und Erfurt sollten die Passagiere nicht zum Flughafen kommen, da ein Einstieg dort nicht möglich sei. Dies gelte auch für Kunden, deren Lufthansa-Reise mit dem Zug beginne und die in Frankfurt ins Flugzeug steigen wollten.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg bereitet die Bundesregierung den ersten Verkauf von Anteilen des verstaatlichten Energiekonzerns Uniper vor. Ein größeres Paket könne Ende 2024 oder 2025 verkauft werden, so Bloomberg unter Berufung auf Insider. Der Versorger sei mit möglichen Beratern im Gespräch, der Prozess sei aber noch in einem Anfangsstadium. Die Bundesregierung hatte den Konzern in der Energiekrise 2022 verstaatlicht und hält mehr als 99 Prozent der Anteile.

Der Gesundheitskonzern Fresenius hat sich von seiner Kinderwunsch-Klinikkette Eugin getrennt. Der Verkauf an ein Konsortium rund um den Finanzinvestor KKR sei abgeschlossen, teilte Fresenius mit. Der Verkaufspreis lag demnach bei bis zu 500 Millionen Euro inklusive Meilensteinzahlungen. Andere Fruchtbarkeitsbehandlungen bei der Fresenius-Klinik-Kette Helios würden weitergeführt. Vorstandschef Michael Sen treibt den Verkauf von Randgeschäften voran, um die hohe Verschuldung zu senken und Fresenius fokussierter aufzustellen. Sen konzentriert sich auf die Klinikkette Helios und die Arznei-Sparte Kabi. Die Dialysetochter Fresenius Medical Care und den Klinikdienstleister Vamed sieht er nur noch als Finanzbeteiligungen.

Der Softwarespezialist Atoss hat im Schlussquartal bessere Geschäfte gemacht als erwartet: Unter dem Strich zog der Nettogewinn um 85 Prozent auf 35,8 Millionen Euro an. Atoss will den Aktionären daher eine Dividende von 3,37 Euro je Papier vorschlagen. Im Vorjahr hatte der Konzern insgesamt 2,83 Euro ausgeschüttet, darin war eine Sonderdividende von einem Euro enthalten.

Der Höhenflug des dänischen Pharmakonzerns Novo Nordisk hält dank der begehrten Abnehmspritze Wegovy an. Nach einem Umsatz- und Gewinnsprung von mehr als 30 Prozent im vergangenen Jahr will Novo Nordisk die Lieferungen seiner niedriger dosierten Wegovy-Starterdosen in den USA mehr als verdoppeln. Damit könnten wieder mehr neue Patienten Zugang zur Abnehmspritze erhalten. Die Aktie kletterte an der Kopenhagener Börse auf ein Rekordhoch.

Der britische Pharmakonzern GSK rechnet nach einem Ergebnis- und Umsatzplus im vergangenen Jahr auch für 2024 mit Zuwächsen. Unternehmenschefin Emma Walmsley verwies auf den Marktstart des Impfstoffs gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV), der GSK gut 1,2 Milliarden Pfund in die Kassen spülte. Ab 2025 plane der Konzern mindestens zwölf weitere wichtige Produkteinführungen.

Wechsel an der Spitze des schwedischen Moderiesen Hennes & Mauritz (H&M): Die bisherige Konzernchefin Helena Helmersson tritt nach knapp vier Jahren zurück und verlässt das Unternehmen, für das sie seit 26 Jahren tätig gewesen ist. Zu ihrem Nachfolger wurde der 42-jährige Daniel Ervér ernannt, der zuletzt für die Kernmarke H&M verantwortlich war.

Elon Musk muss um ein Aktienpaket im Wert von 56 Milliarden Dollar bangen, das ihn zum reichsten Menschen der Welt macht. Eine Richterin im US-Bundesstaat Delaware befand, dass der Tesla-Chef bei Vereinbarung des Plans für Aktienzuteilungen im Jahr 2018 zu viel Einfluss im Hintergrund gehabt habe, als dass man von einem fairen Verfahren sprechen könne. Sie gab in dem Prozess dem Kläger Recht, der die Vereinbarung mit Musk annullieren will.

Trotz Erholungstendenzen im Markt für Speicherchips hat Branchenprimus Samsung im vierten Quartal 2023 erneut erhebliche Gewinneinbußen verzeichnet. Der Überschuss brach im Jahresvergleich um 73 Prozent auf 6,3 Billionen Won (etwa 4,39 Milliarden Euro) ein. Der Umsatz sank um knapp vier Prozent auf 67,8 Billionen Won. Laut Berechnungen von Marktforschern hatte Apple im vergangenen Jahr Samsung von der Spitze der größten Smartphone-Anbieter verdrängt.

Musik von Künstlern wie Taylor Swift oder Lady Gaga könnte ab morgen aus der Video-App TikTok verschwinden. Der weltgrößte Musik-Konzern Universal Music teilte mit, dass man sich nicht auf eine Verlängerung der am 31. Januar auslaufenden Lizenzvereinbarung einigen konnte. TikTok habe den Musikern und Songautoren nur "einen Bruchteil" der auf ähnlichen anderen Online-Plattformen üblichen Vergütung geboten und treibe faktisch "das Ersetzen von Künstlern durch KI" voran.

Der US-Shopping-Riese Walmart will die Zahl seiner Aktien verdreifachen. Das Unternehmen kündigte gestern nach Börsenschluss einen Aktiensplit im Verhältnis drei zu eins an. Der Schritt zielt den Angaben zufolge auf die Mitarbeiter von Walmart. Diesen soll es einfacher gemacht werden, im Rahmen des konzerneigenen Belegschaftsaktienprogramms Papiere zu erwerben.

Der Zahlungsdienstleister PayPal plant die Streichung von weltweit 2.500 Arbeitsplätzen. Das entspricht etwa neun Prozent der Belegschaft, heißt es in einem Brief von PayPal-Chef Alex Chriss an die Mitarbeiter, den die Nachrichtenagentur Reuters einsehen konnte. PayPal solle durch direkte Kürzungen und durch die Streichung offener Stellen im Laufe des Jahres verkleinert werden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 31. Januar 2024 um 09:00 Uhr.