Händler an der New York Stock Exchange.
marktbericht

US-Inflation hartnäckig Dow Jones fällt auf Achtwochentief

Stand: 10.04.2024 22:13 Uhr

Die hartnäckige US-Inflation machte den Zinsoptimisten zur Wochenmitte einen Strich durch die Rechnung. Während der DAX sich noch ins Plus retten konnte, blieben die Vorzeichen in New York tiefrot.

Für die Optimisten am Aktienmarkt war es kein guter Tag. Die Inflation in den USA bleibt hartnäckiger als von vielen gedacht. Mit 3,5 Prozent im März nach 3,2 Prozent im Februar fiel die Teuerung höher aus als erwartet. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Volkswirte hatten mit 3,4 Prozent gerechnet. Die Kerninflationsrate verharrte auf ihrem hohen Niveau von 3,8 Prozent.

Angesichts dieser Enttäuschung startete die Wall Street schwach in den Tag und konnte das Minus im Verlauf kaum eindämmen. Die Standardwerte des Dow Jones büßten zum Handelsende 1,09 Prozent an Wert ein und schlossen auf dem tiefsten Stand seit acht Wochen.

Auch die wegen ihrer tendenziell höheren Verschuldungsquote zinssensitiveren Technologiewerte standen deutlich unter Druck. Der Nasdaq 100 ging 0,87 Prozent tiefer aus dem Handel.

Die anhaltend hohe US-Inflation deutet darauf hin, dass die Zinserwartungen der Märkte zu optimistisch waren. Eine Zinswende bereits im Juni wird immer unwahrscheinlicher. "Die Daten sprechen dafür, dass sich die US-Notenbank mit Zinssenkungen über die Jahresmitte hinaus Zeit lässt, zumal die Wirtschaft weiter kräftig expandiert", kommentierten die Commerzbank-Experten Bernd Weidensteiner und Christoph Balz. Erst gestern hatte sich mit Raphael Bostic, dem Chef der regionalen Notenbank von Atlanta, ein weiterer Fed-Banker zu Wort gemeldet und gewarnt, dass die US-Notenbank in diesem Jahr womöglich ganz auf Zinssenkungen verzichten könne.

Die am Abend veröffentlichten "Fed Minutes", das Protokoll der letzten Sitzung vom 20. März, stellten aber weiterhin Zinssenkungen in diesem Jahr in Aussicht. "Fast alle" Mitglieder seien der Ansicht, dass es angemessen wäre, mit der Senkung der Zinsen "irgendwann" in diesem Jahr zu beginnen, heißt es darin. Der Rückgang der Inflationsraten dürfte sich generell fortsetzen. Es werde aber erwartet, dass dieser Prozess ungleichmäßig verlaufe. Die Inflationsdaten der vergangenen Monate seien "enttäuschend ausgefallen".

Am deutschen Aktienmarkt hatte der DAX vor Veröffentlichung der Inflationsdaten noch um bis zu 0,9 Prozent zugelegt. Die aktuellen Daten um 14.30 Uhr erwischten die Anleger aber auf dem falschen Fuß: Der deutsche Leitindex rutschte deutlich ab und büßte in der Spitze 0,5 Prozent ein, womit er zeitweise unter die Marke von 18.000 Punkten schlitterte. Zum Handelsende konnte sich der DAX wieder mit 0,1 Prozent ins Plus retten. Allerdings hatte er bereits am Dienstag deutliche 1,3 Prozent eingebüßt.

Auch auf der morgigen Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) ist keine Zinssenkung zu erwarten. Bereits bei den vergangenen vier Sitzungen hatte es keine Veränderungen gegeben. Beobachter halten einen ersten Schritt nach unten aber weiterhin bei der darauffolgenden Sitzung im Juni für möglich. Der Zinssatz, zu dem sich Geschäftsbanken Geld bei der EZB leihen können, liegt derzeit bei 4,5 Prozent, das ist der höchste Wert seit 2001.

Update Wirtschaft vom 10.04.2024

Samir Ibrahim, HR, tagesschau24, 10.04.2024 09:00 Uhr

Die Aussicht auf möglicherweise länger höhere US-Zinsen stärkte erwartungsgemäß den Dollar und schwächte die Rohstoffpreise. Der Euro verlor bis zum Abend 1,1 Prozent auf 1,0740 Dollar. Die Feinunze Gold kostete am späten Abend 2.329 Dollar und damit 1,1 Prozent weniger. Das gelbe Edelmetall entfernte sich damit ein Stück von seinem jüngsten Rekordhoch bei 2.365 Dollar.

Die Ölpreise fielen nach den Inflationsdaten ebenfalls zurück, am Abend zogen die Notierungen aber wieder an. Die Sorgen, dass eine mögliche Ausweitung des Krieges in Nahost die Ölversorgung gefährden könnte, kehrten an den Markt zurück. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent kostete am späten Abend mit 90,50 Dollar 1,1 Prozent mehr als gestern. Ein überraschend starker Anstieg der US-Lagerbestände bremste die Gewinne allerdings. Die Ölreserven der USA legten im Vergleich zur Vorwoche um 5,8 Millionen auf 457,3 Millionen Barrel zu.

Im DAX ging die Airbus-Aktie per saldo kaum verändert aus dem Handel. Dabei hat der weltgrößte Flugzeugbauer im März 63 Verkehrsflugzeuge ausgeliefert und damit mehr als doppelt so viele wie sein US-Rivale Boeing. In den ersten drei Monaten des Jahres fanden 142 Airbus-Jets den Weg zu ihren Käufern. Das entspricht rund 18 Prozent der rund 800 Flugzeuge, die sich Airbus für das Gesamtjahr zum Ziel gesetzt hat.

Engpässe in der Lieferkette und Modellwechsel haben den Absatz der Pkw-Sparte von Mercedes-Benz im ersten Quartal deutlich sinken lassen. Von Januar bis März verkaufte die Marke mit dem Stern 463.000 Fahrzeuge, das waren acht Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei den Vans wurde hingegen mit 105.400 Fahrzeugen ein Plus von sieben Prozent erzielt.

Der Münchner Autobauer BMW hat im ersten Quartal rund 595.000 Autos verkauft und damit 1,1 Prozent mehr als vor einem Jahr. Wachstumstreiber waren vollelektrische Fahrzeuge sowie hochmotorisierte und Luxusautos. Die Zahl der verkauften Batterieautos (BEV) stieg um fast 28 Prozent, während der Absatz von Autos im oberen Preissegment um nahezu 22 Prozent zulegte.

Im MDAX war die Aurubis-Aktie der größte Kursgewinner. Anleger folgten einer Kaufempfehlung der Privatbank Metzler. Höhere Metallpreise auch in den kommenden Monaten könnten dazu führen, dass die Hamburger Kupferschmelze den Ausblick anhebt, argumentierte Analyst Thomas Schulte-Vorwick.

Dagegen geriet die Aixtron-Aktie unter Druck. Die französische Bank Exane BNP Paribas hat ihr Votum für die Titel des Spezialanlagenbauers um zwei Stufen auf "Underperform" gesenkt. Das vergangene Jahr dürfte der Höhepunkt der Auslieferungen von SiC-Fertigungsanlagen gewesen sein. In diesem Geschäftsbereich drohten dem MDAX-Unternehmen nun Marktanteilsverluste.

Anleger zeigten sich über ein Abkommen von Philips mit der US-Regierung zum Verkauf neuer Schlafapnoe-Geräte erleichtert. Die Titel des Medizintechnik-Konzerns zogen in Amsterdam in der Spitze um rund sieben Prozent an. Die Vereinbarung liefere Philips einen präzisen Fahrplan, um die relevanten behördlichen Anforderungen zu erfüllen, teilte die US-Arzneimittelbehörde FDA mit.

Apple hat einem Agenturbericht zufolge im vergangenen Jahr iPhones im Wert von 14 Milliarden Dollar in Indien hergestellt. Inzwischen kommen 14 Prozent des Kassenschlagers und somit etwa jedes siebte iPhone vom Subkontinent, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen berichtete.

Fahrzeuge der Robotaxi-Firma Cruise kehren rund ein halbes Jahr nach einem folgenschweren Unfall auf die Straße zurück. Die Wagen der GM-Tochter sollen aber zunächst nur von Menschen gesteuert unterwegs sein, um Kartendaten zu aktualisieren und frische Informationen über die Umgebung zu sammeln.

Boeing muss sich gegen neue Vorwürfe zur Qualität seiner Flugzeuge verteidigen. Der Konzern wies die Kritik eines Mitarbeiters zurück, einige Maschinen des Modells 787 "Dreamliner" könnten eine verkürzte Lebensdauer haben, weil der Konzern sich technische "Abkürzungen" erlaubt habe, um die Produktion zu beschleunigen.

Intel will mit einem neuen Chip gegen die Dominanz von Nvidia bei Technik für Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) ankämpfen. Der neue Chip mit dem Namen Gaudi 3 liefere eine bessere Leistung bei weniger Stromverbrauch als Nvidias aktuelle H100-Systeme, versprach Intel gestern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 10. April 2024 um 09:00 Uhr.