Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Höhepunkt der Berichtssaison Quartalsberichte halten Anleger auf Trab

Stand: 08.11.2023 22:12 Uhr

Die New Yorker Börsen zeigten zur Wochenmitte kaum Dynamik. Ganz anders der deutsche Markt, der sich mit einer Flut von Quartalszahlen konfrontiert sah.

Wie schon an den beiden Vortagen ließen es die Anlegerinnen und Anleger an der Wall Street ruhig angehen. Am Ende büßte der Leitindex Dow Jones 0,12 Prozent ein.

Die Technologietitel des Nasdaq 100 gaben ebenfalls bescheidene 0,11 Prozent ab.

Ein mit Spannung erwartetes Grußwort von Fed-Chef Jerome Powell auf einer Konferenz wurde für die Finanzmärkte zum Non-Event. Der Notenbankchef äußerte sich nicht zur Geldpolitik. Zuletzt waren wieder die Zweifel gewachsen, ob die Federal Reserve ihren Zinsgipfel bereits erreicht hat, nachdem eine Reihe von Fed-Vertretern zuletzt die Tür für weitere Zinserhöhungen offengelassen hatte. "Selbst wenn die Zentralbanken der Ansicht wären, dass die Zinssätze im nächsten Jahr sinken könnten, wäre es unrealistisch, von ihnen zu erwarten, dass sie dies zum jetzigen Zeitpunkt sagen", kommentierte Craig Erlam, Analyst vom Handelshaus Oanda.

Update Wirtschaft vom 08.11.2023

Antje Erhard, HR, tagesschau24

Vor gut fünf Wochen endete das dritte Quartal, und nun häufen sich die Unternehmensberichte auch in Deutschland. Alleine acht DAX-Konzerne öffneten ihre Bücher. Insgesamt kamen die Zahlenwerke gut an. Der DAX machte sich zwischenzeitlich über das Hoch der Vorwoche auf, fiel aber bis zum Xetra-Schluss wieder zurück und schloss ein halbes Prozent höher bei 15.229 Punkten.

Der Euro, der angesichts gestiegener Zinserwartungen für die USA gestern unter die Marke von 1,07 Dollar zurückgefallen war, konnte diese am Nachmittag wieder erobern und notiert am späten Abend bei 1,0707 Dollar.

Der Goldpreis beschleunigte seinen jüngsten Rückzug. Am Abend kostete die Feinunze 1.948 Dollar, ein Prozent weniger als am Dienstag. "Der Rally nach dem Anfang des Kriegs zwischen Israel und Hamas geht die Puste aus", sagte Phillip Streible vomBroker Blue Line Futures in Chicago. Eine weitere Eskalation des Konflikts würde dem gelben Metall allerdings einen Auftrieb geben.

Nach einem rasanten Preisrutsch um mehr als vier Prozent standen die Ölpreise weiter unter Druck und markierten neue Drei-Monats-Tiefs. Die Nordseesorte Brent rutschte erstmals seit Juli unter 80 Dollar pro Barrel (159 Liter) und notierte am Abend bei 79,82 Dollar. Spekulationen auf eine nachlassende Nachfrage der Top-Verbraucher USA und China drücken aktuell die Preise. Die Preisaufschläge wegen des Nahost-Krieges sind mittlerweile wieder weggefallen, da sich der Konflikt bisher nicht auf andere Länder des ölreichen Nahen Ostens ausgeweitet hat. Zudem scheinen die Förderbegrenzungen großer Produktionsländer wie Saudi-Arabien und Russland an Wirksamkeit zu verlieren.

Die eBay-Aktie verlor im US-Handel zeitweise bis zu sechs Prozent. Die Online-Handelsplattform enttäuschte den Markt mit ihrer Umsatzprognose für das Weihnachtsgeschäft.

Die Zulassung einer Abnehmspritze von Eli Lilly verlieh der Aktie des Pharmakonzerns neuen Schub. Die US-Behörde FDA hat Eli Lillys Medikament Tirzepatid unter dem Markennamen Zepbound zur Gewichtskontrolle bei Erwachsenen mit Adipositas genehmigt. Tirzepatid ist bereits unter dem Handelsnamen Mounjaro für Diabetes-Patienten zugelassen.

Post-Aktie trotz Prognosesenkung gefragt

Am deutschen Aktienmarkt läuft die Berichtssaison auf Hochtouren. Einer der größten Kursgewinner im DAX war die Post-Aktie. Das Papier kletterte auf den höchsten Stand seit Mitte Oktober. Die Prognosesenkung des Logistikers wirkt sich damit nicht zum Nachteil aus. Die DHL-Manager erwarten für 2025 nun ein Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) zwischen sieben und acht Milliarden Euro, sie senkten auch das obere Ende der avisierten Zielspanne für das operative Ergebnis für 2023. Händler verwiesen darauf, dass die neuen Ziele letztlich keine Überraschung seien.

Hohe Kosten für neue Satelliten bei Airbus einen stärkeren Gewinnanstieg im dritten Quartal verhindert. Während das Geschäft mit Passagierjets kräftig zulegte, sackte die Rüstungs- und Raumfahrtsparte sogar in die roten Zahlen, wie der DAX-Konzern am Abend mitteilte. Dennoch sieht sich das Unternehmen auf Kurs, in diesem Jahr ein bereinigtes operatives Ergebnis (bereinigtes Ebit) von rund sechs Milliarden Euro zu erzielen. Im dritten Quartal steigerte Airbus das bereinigte Ebit um 21 Prozent auf gut eine Milliarde Euro, verfehlte damit jedoch die Markterwartungen. Auf die gestiegene Nachfrage nach Langstreckenflugzeugen will Airbus mit einer deutlich erhöhten Produktion reagieren.

Der gefragteste DAX-Titel war die Conti-Aktie mit einem Plus von knapp vier Prozent. Der Reifenhersteller hat im dritten Quartal in der Problemsparte Autozulieferung überraschend profitabel gearbeitet. Die operative Marge zog um einen halben Prozentpunkt auf 6,2 Prozent an.

Die Commerzbank-Aktie büßte ihre zwischenzeitlichen Kursgewinne wieder ein. Zuvor war der Kurs um fast sieben Prozent auf gut elf Euro und damit auf den höchsten Stand seit Ende Juli gestiegen. Das Geldhaus hat gestützt durch die rasant gestiegenen Zinsen im dritten Quartal einen Konzerngewinn von 684 Millionen Euro erzielt - mehr als dreimal so viel wie vor Jahresfrist. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit 611 Millionen Euro gerechnet.

Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall ist von der Bundesregierung mit der Produktion von rund 100.000 Mörsergranaten für die Ukraine beauftragt worden. Rheinmetall zufolge soll die Auslieferung der Geschosse mit dem Kaliber 120 Millimeter "kurzfristig beginnen" und "innerhalb der kommenden zwei Jahre erfolgen". Der Wert des Auftrags liege "in einem niedrigen dreistelligen" Millionen-Euro-Bereich.

Der DAX-Konzern Bayer macht seinen Aktionären nach einem bisher schwierigen Geschäftsjahr 2023 wenig Hoffnung auf eine deutliche Besserung im kommenden Jahr. Im abgelaufenen dritten Quartal bekamen die Leverkusener abermals rückläufige Preise für den Unkrautvernichter Glyphosat zu spüren. Unter dem Strich stand ein Verlust von 4,57 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 546 Millionen Euro im Vorjahr, auch wegen erneuter Wertminderungen im Agrargeschäft.

Der Energieversorger E.ON erwartet für das vierte Quartal wegen Preissenkungen eine deutliche Belastung des Ergebnisses. Der Konzern gebe die gesunkenen Großhandelspreise an seine Kunden weiter und das wirke sich auf das Segment Kundenlösungen aus. In den ersten neun Monaten stieg das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 27 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro.

Siemens Healthineers hat den Post-Corona-Blues

Die Medizintechnik-Sparte von Siemens hat die Gewinne aus dem weggebrochenen Geschäft mit Corona-Schnelltests nicht wettmachen können. Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) sank das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) um 16 Prozent auf 3,08 Milliarden Euro. Der Nettogewinn fiel mit 1,53 Milliarden Euro sogar um 26 Prozent geringer aus, die Aktionäre sollen trotzdem eine stabile Dividende von 95 Cent je Aktie erhalten.

Finale Resultate gab es am Morgen außerdem vom Sportartikelhersteller Adidas. Der weltweit zweitgrößte Sportartikelkonzern macht beim Abbau der vollen Lager Fortschritte. Mit 4,8 Milliarden Euro lägen die Vorräte Ende September um 23 Prozent unter Vorjahr, sagte Vorstandschef Björn Gulden. Wegen des Schlussverkaufs von "Yeezy"-Schuhen hatte Adidas bereits im Oktober die Erwartungen für das laufende Jahr angehoben.

Vor allem die glimpfliche Hurrikan-Saison hat dem weltgrößten Rückversicherer Münchener Rück im Sommer einen leichten Gewinnanstieg beschert. Unter dem Strich stand im dritten Quartal ein Gewinn von knapp 1,2 Milliarden Euro und damit rund sechs Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Bereits bei der überraschenden Veröffentlichung erster Eckdaten Ende Oktober hatte der Vorstand seine Gewinnprognose für das laufende Jahr auf rund 4,5 Milliarden Euro angehoben.

Der Fresenius-Konzern will die auf Kinderwunschkliniken spezialisierte Eugin-Gruppe an ein Konsortium rund um den Finanzinvestor KKR verkaufen. Bis zu 500 Millionen Euro inklusive Meilensteinzahlungen will die Konzernspitze rund um Fresenius-Chef Michael Sen dafür einnehmen. Von dem Verkauf ist ausschließlich die Eugin-Gruppe betroffen. Andere Fruchtbarkeitsbehandlungen in einzelnen Krankenhäusern und ambulanten Zentren blieben im Konzern, hieß es.

Am Abend geriet die Aktie von Delivery Hero unter Druck. Die Finanzaufsicht BaFin hat gegen den Essenslieferdienst ein Bußgeld in Höhe von 630.000 Euro festgesetzt. Das MDAX-Unternehmen habe gegen die Marktmissbrauchsverordnung verstoßen, indem es eine Insiderinformation nicht bekannt gegeben habe. Delivery Hero kann gegen den Bescheid Einspruch einlegen.

Im MDAX war die Nordex-Aktie einer der größten Kursgewinner. Ein Hoffnungsschimmer für die Branche kommt vom Windkraftanlagenhersteller Vestas. Nach zuletzt teils hohen Verlusten erzielte der dänische Konzern im dritten Quartal ein positives operatives Ergebnis und wird daher optimistischer für das Gesamtjahr. Hier wird ein Verlust im Tagesgeschäft nun ausgeschlossen.

Der Mobilfunk- und TV-Anbieter Freenet zeigt sich nach Zuwächsen in den ersten neun Monaten zuversichtlicher. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) habe von Januar bis September um 3,8 Prozent auf 376,1 Millionen Euro zugelegt, teilte das MDAX-Unternehmen am Abend mit. Das starke Wachstum des Online-Fernsehdienstes Waipu.tv habe über die Hälfte des Kundenwachstums ausgemacht. Der Konzernumsatz stieg um 2,6 Prozent auf 1,94 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr visiert der Vorstand nun ein Ebitda von 495 bis 505 Millionen Euro an nach bislang 480 bis 500 Millionen.

Der Chemiekonzern Lanxess ist im weiterhin schwierigen Branchenumfeld im dritten Quartal in die Verlustzone gerutscht. Unter dem Strich stand ein Minus von 131 Millionen Euro im Vergleich zu einem Plus von 80 Millionen Euro im Vorjahresquartal. Auf dem MDAX-Unternehmen lasten weiterhin eine geringe Nachfrage aus nahezu sämtlichen Industrien und ein anhaltender Lagerabbau bei den Kunden.

Satte 20 Prozent Plus verbuchte die Aktie von Süss Microtec im SDAX. Das Technologieunternehmen verkauft die Microoptics-Sparte an den Konzern Focuslight Technologies und erhöhte deswegen die Jahresprognose erneut. Das Transaktionsvolumen beläuft sich auf 75,5 Millionen Euro. Ein Händler wertete dies in einer Einschätzung als insgesamt sehr positiv. Für Süss sei dies ein "netter Gewinn außer der Reihe", kommentierte ein Händler.

Größter Kursverlierer im SDAX war die Deutsche Pfandbriefbank. Die pbb zollt der Krise am Immobilienmarkt Tribut: Sie streicht ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr drastisch zusammen und kürzt die Dividende. Statt eines Ergebnisses von 170 bis 200 Millionen Euro vor Steuern rechnet der Münchner Immobilienfinanzierer nur noch mit 90 bis 110 Millionen Euro. Die Rückstellungen für faule Kredite summierten sich in den ersten neun Monaten auf 104 (Vorjahr: 38) Millionen Euro, und auch im vierten Quartal sei eine weitere Risikovorsorge zu erwarten.

Die Aktie des Autohändlers Auto1 zog im SDAX wegen Fortschritten auf dem Weg zur Profitabilität deutlich an. Der Online-Gebrauchtwagenhändler hat nach einem überraschenden Gewinn im Tagesgeschäft im dritten Quartal erneut seinen Ergebnisausblick verbessert. Demnach soll der bereinigte operative Verlust (Ebitda) in diesem Jahr in der Bandbreite 39 bis 49 Millionen Euro liegen. Zuletzt hatte Auto1 noch ein Minus von 50 bis 70 Millionen Euro in Aussicht gestellt.

Die Aktie der RTL Group stand im MDAX unter Druck. Wegen der schwachen TV-Werbemärkte vor allem in Deutschland schraubt der europäische Fernsehkonzern zum zweiten Mal in diesem Jahr seine Ziele für 2023 herunter. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) werde in diesem Jahr erneut sinken und mit rund 900 Millionen Euro um etwa 50 Millionen Euro niedriger ausfallen als bislang erwartet. Der Umsatz werde bei 6,9 Milliarden Euro liegen.

Der Pullacher Autovermieter Sixt hat dank der großen Reiselust im Sommer und einer größeren Fahrzeugflotte so viel Umsatz erwirtschaftet wie nie zuvor. Die Erlöse legten im dritten Quartal um 13,2 Prozent auf 1,13 Milliarden Euro zu. Die Preise hätten weiter über dem Vor-Corona-Niveau gelegen. Der Gewinn ging allerdings um 36,2 Millionen auf 246,9 Millionen Euro zurück.

Der Anlagenbauer Gea hat im dritten Quartal dank eines starken Servicegeschäfts mehr verdient. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie vor Restrukturierungsaufwand erhöhte sich im Jahresvergleich um 4,2 Prozent auf 207 Millionen Euro. Unter dem Strich verdiente das MDAX-Unternehmen 120,8 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor waren es noch 107 Millionen gewesen.

Der Maschinenbauer Dürr hat wegen schwacher Geschäfte mit der Holzbearbeitung seine Jahresziele gekappt. Zudem kündigte der Vorstand den Abbau Hunderter Arbeitsplätze an. Die operative Marge (Ebit-Marge) des Konzerns dürfte 2023 nur noch bei 4,5 bis 5,5 Prozent liegen. Bisher standen 5,6 bis 6,6 Prozent im Raum. Auch das Nachsteuerergebnis dürfte mit 110 bis 160 Millionen Euro deutlich geringer ausfallen als bisher vorhergesagt.

Der Halbleiterhersteller Elmos hat seinen Umsatz im dritten Quartal um 27 Prozent auf knapp 152 Millionen Euro gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) legte um 40 Prozent auf rund 42 Millionen Euro zu. Die Hoffnungen einiger Marktteilnehmer, dass das Dortmunder SDAX-Unternehmen seine Jahresprognose erhöht, erfüllten sich allerdings nicht.

Der hessische Nutzfahrzeug-Zulieferer Jost Werke zeigt sich für das Gesamtjahr wieder etwas zuversichtlicher. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) soll nun um einen hohen statt niedrigen einstelligen Prozentbereich steigen, teilte das SDAX-Unternehmen mit. Im dritten Quartal ist der Umsatz unter anderem wegen der schwachen Nachfrage für landwirtschaftliche Komponenten um 10,7 Prozent auf 292 Millionen Euro gesunken. Dennoch steigerte Jost das bereinigte Ebit um knapp zehn Prozent auf 33,4 Millionen Euro.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 08. November 2023 um 09:05 Uhr.