Eine amerikanische Flagge hängt auf der Fassade der New Yorker Börse. Links im Vordergrund der Leuchtschriftzug "USA" auf einem Imbisswagen.
marktbericht

Zinshoffnungen halten an Wall Street bleibt in Rekordlaune

Stand: 28.12.2023 22:21 Uhr

An der Wall Street ging die Rekordjagd weiter. Dow Jones und Nasdaq 100 erreichten neue Höchststände. Für den DAX ging es leicht abwärts, aber der Rekord bleibt in Reichweite.

Die US-Aktienmärkte haben ihren Aufwärtstrend am vorletzten Handelstag des Jahres mit erneuten Rekordhochs fortgesetzt. Wie schon in den vergangenen Tagen verlief der Handel ruhig und mit geringen Börsenumsätzen. Der Dow Jones Industrial stieg zeitweise auf ein Rekordhoch von 37.742 Punkten und schloss 0,1 Prozent höher bei 37.710,10 Zählern. Für das Jahr 2023 steht bislang ein Gewinn von knapp 14 Prozent zu Buche.

Der marktbreite S&P 500 legte einige Punkte auf 4.783,35 Punkte zu. Der technologielastige Nasdaq 100 kletterte ebenfalls auf einen Höchststand, fiel aber kurz vor Handelsschluss ins Minus und büßte knapp 0,1 Prozent auf 16.898,47 Zähler ein. Es ist der dritte Tag in Folge mit einer Rekordmarke des Index, der im laufenden Jahr um fast 55 Prozent gestiegen ist.

Für starke Gewinne am US-Aktienmarkt sorgte 2023 die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen der US-Notenbank Fed und eine "weiche Landung" der US-Wirtschaft sowie der Hype um die Künstliche Intelligenz (KI). "Ich glaube, dass der Markt auch in nächster Zeit weiter steigen wird", sagte Victoria Fernandez, Chefstrategin der Investmentfirma Crossmark in Texas. Sie wies jedoch gleichzeitig auf längerfristige Risiken hin: "Die Inflation wird weiter sinken, aber wahrscheinlich nicht so schnell, wie der Markt es erwartet."

Das könnte auch auf die Hoffnungen bezüglich der Zinssenkungen zutreffen. Für den Euroraum prognostizieren die Future-Märkte eine erste Zinssenkung für März/April. Mit Blick auf die USA rechnen dem Fed Watch Tool der CME Group zufolge aktuell knapp 73 Prozent der Marktteilnehmer mit einer ersten Zinssenkung um 25 Basispunkte für März.

Dazu müsste es allerdings in der Sitzung davor am 31. Januar diesbezüglich klare Hinweise von der US-Notenbank geben. "Die Teilnehmer an den Aktienmärkten erwarten wahrscheinlich zu viel und könnten im Januar enttäuscht werden, denn die Fed dürfte zunächst bei ihrer Linie bleiben", warnt Wellenreiter-Marktexperte Robert Rethfeld.

Zuvor war der DAX am letzten vollen Handelstag des Jahres etwas zurückgefallen. Die auch hierzulande anhaltenden Hoffnungen auf sinkende Leitzinsen in den USA und Europa verhinderten kurz vor dem Jahresende größere Gewinnmitnahmen. Der deutsche Leitindex schloss mit einem Minus von 0,2 Prozent auf 16.701,55 Zählern.

Die Handelsumsätze waren heute allerdings wie an der Wall Street gering, da viele Investoren zwischen den Jahren im Urlaub sind. Damit bleibt der DAX in der Nähe des Rekordhochs. Mitte Dezember hatte er mit 17.003 Punkten einen Rekordstand erreicht.

Morgen wird der deutsche Leitindex das Jahr mit einer verkürzten Handelssitzung beschließen. "Die Investoren haben ihre Bücher weitgehend geschlossen und gehen kaum noch neue Risiken ein", sagte Marktbeobachter Andreas Lipkow. Der Grundton bleibe zugleich optimistisch. "Das Handelsjahr 2023 war zwar kein einfaches, dafür aber ein überdurchschnittlich gutes Börsenjahr. Somit gilt es jetzt nur noch, die erzielte Kursperformance zu erhalten."

Auf Jahressicht kommt der DAX auf ein Plus von rund 20 Prozent, wobei die Kursgewinne überwiegend in der Rally seit Ende Oktober eingefahren wurden.

Der Goldpreis gibt heute ebenfalls nach. Insgesamt war es aber ein gutes Jahr für die Investoren, denn der Goldpreis erreichte 2023 ein Rekordhoch bei 2.135 Dollar. Der Auslöser für die Rally: die Aussicht auf wieder fallende Zinsen. Da Gold keine Zinsen abwirft, wird es bei fallenden Zinsen attraktiver.

Mit Blick auf die Unternehmensseite ist die Nachrichtenlage heute dünn. Zalando ist mit einem Jahresminus von rund 36 Prozent die am schlechtesten gelaufenen Aktie im Leitindex, gefolgt von Siemens Energy und Bayer, die ebenfalls mehr als 30 Prozent einbüßten.

Dagegen liefen die Aktien von Heidelberg Materials und Rheinmetall im Leitindex 2023 besonders gut, der Kursgewinn liegt bei über 50 Prozent. Bei beiden Papieren tat sich heute nicht mehr viel. SAP, mit einem Plus von 45 Prozent an dritter Stelle unter den DAX-Favoriten dieses Jahres, bewegte sich ebenfalls kaum.

Der Technologiekonzern Apple nimmt den Verkauf seiner Computer-Uhren in den USA wieder auf, nachdem ein Berufungsgericht den in einem Patentstreit verhängten Importstopp vorläufig aussetzte. Ab heute (21.00 MEZ) sollen die aktuellen Modelle Apple Watch Series 9 und Apple Watch Ultra 2 wieder online bestellbar sein.

Die Toyota-Kleinwagensparte Daihatsu will für die Folgen ihres unbefristeten Produktionsstopps geradestehen. Im Zusammenhang mit dem Stillstand der Bänder nach dem Sicherheitsskandal sollen auch Zulieferer auf niedrigerer Ebene entschädigt werden, teilte Daihatsu mit. Die Produktion in Japan werde mindestens bis Ende Januar ausgesetzt, während die Behörden die Unregelmäßigkeiten bei den Sicherheitschecks untersuchten.

Als erste große amerikanische Zeitung hat die New York Times die Software-Unternehmen OpenAI und Microsoft wegen ihres KI-Chatbots ChatGPT verklagt. Das Blatt wirft den Firmen vor, dass sie Wissen aus Millionen Artikeln benutzt haben, um ChatGPT zu füttern und damit auf Kosten der New York Times ein Geschäft aufbauen.

Singapurs Behörde zur Finanzmarktregulierung (MAS) hat der ehemaligen Schweizer Großbank Credit Suisse eine zivilrechtliche Strafe in Höhe von umgerechnet rund drei Millionen Dollar auferlegt. Das in Schieflage geratene und im März vom Konkurrenten UBS übernommene Geldhaus habe es versäumt, ein Fehlverhalten seiner Kundenberater zu verhindern oder aufzudecken, teilte die Behörde mit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete BR24 am 28. Dezember 2023 um 09:13 Uhr.