Die Anzeigetafel des DAX an der Frankfurter Börse.
marktbericht

Wall Street geschlossen DAX kommt voran

Stand: 27.05.2024 21:41 Uhr

Mit einem klaren Plus ist der deutsche Aktienmarkt in eine Woche voller Inflationsdaten gestartet. Die Anlegerinnen und Anleger ließen sich dabei nicht von einem enttäuschenden ifo-Index beirren.

Der deutsche Aktienmarkt hat zum Wochenstart trotz eines enttäuschenden ifo-Geschäftsklimas und fehlender Unterstützung von der Wall Street deutlich zugelegt. Nach verhaltenem Start ging der DAX 0,44 Prozent höher bei 18.774 Punkten aus dem Handel. Damit haben sich die technischen Perspektiven für den deutschen Leitindex etwas verbessert.

Nach der Berg- und Talfahrt am Freitag hatten Marktteilnehmer die Sorge vor einer ausgedehnteren Korrektur nach dem Rekordhoch bei knapp 18.893 Punkten Mitte Mai geäußert. Mit einem Tagestief von 18.515 Punkten hatte der DAX am Freitag seine Unterstützungszone um 18.600 Punkte unterschritten. Doch nach einer kräftigen Erholung hatte der deutsche Leitindex nahezu unverändert bei 18.693 Punkten geschlossen.

Heute blieben die US-Börsen feiertagsbedingt wegen des "Memorial Day" geschlossen, deshalb wurden die Anlegerinnen und Anleger von der Wall Street nicht mit Impulsen versorgt.

Der wichtigste deutsche Frühindikator war nicht geeignet, den Markt zu beflügeln. Das ifo-Geschäftsklima stagnierte im Mai bei 89,3 Punkten, teilte das Münchner Wirtschaftsforschungsinstitut mit. Analysten hatten den vierten Zuwachs in Folge auf rund 90,4 Punkte erwartet.

Ökonomen bezeichneten den Wert als Enttäuschung. "Die deutsche Wirtschaft dürfte im zweiten Quartal noch nicht nennenswert wachsen", kommentiert Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. "Wir rechnen erst ab der Jahresmitte mit einer nachhaltigeren Erholung des Bruttoinlandsprodukts, wobei die Aufwärtsbewegung moderat ausfallen sollte, weil die Bundesregierung die langjährige Erosion der Standortqualität nicht entschieden angeht."

Der Fokus der Anlegerinnen und Anleger richtet sich nach der abgelaufenen Bilanzsaison nun wieder auf die Geldpolitik der Notenbanken und die konjunkturelle Lage. Die Frage nach der Zinswende in den USA bleibt dabei das entscheidende Thema.

Vor diesem Hintergrund warten die Investoren gespannt auf die Daten zur Kerninflation in den USA am Freitag, den sogenannten PCE-Index. "Das von der US-Notenbank Federal Reserve bevorzugte Inflationsmaß bietet in der Regel wenig Überraschungen, da wichtige Teilkomponenten bereits in den vergangenen Tagen veröffentlicht wurden", so die Marktbeobachter von Index Radar. Aus ihrer Sicht fehlt es derzeit an stichhaltigen Argumenten für eine lockere Geldpolitik.

"Die Zinssenkungserwartungen in den USA sind gedämpft", meinen auch die Expertinnen und Experten der Helaba. Dazu beigetragen hätten auch die US-Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter, die im April entgegen der Erwartungen zugelegt und die Konsensschätzung klar übertroffen hätten.

Zahlen zur Inflation im Euroraum werden ebenfalls am Freitag erwartet, die Daten für Deutschland werden bereits am Mittwoch veröffentlicht. Das Bankhaus Metzler erwartet, dass die Inflation in der Eurozone im Mai bei 2,4 Prozent verharrt und erst später weiter in Richtung der mittelfristigen Zielmarke von zwei Prozent der Europäischen Zentralbank (EZB) fällt.

Die voraussichtlich erste Zinssenkung der EZB kommende Woche markiert laut ihrem Chefvolkswirt Philip Lane noch keinen Sieg über die Inflation. Die Teuerung werde für den Rest des Jahres voraussichtlich um die aktuellen Werte herum schwanken, sagte er bei einem Vortrag in Dublin. Es gebe immer noch eine Menge Kostendruck in der europäischen Wirtschaft. Die Geldpolitik müsse restriktiv bleiben. 2025 werde es dann mit der Teuerung weiter nach unten gehen.

Der Euro zeigte sich unbeeindruckt von den enttäuschenden ifo-Daten. Am Abend tendierte die Gemeinschaftswährung mit 1,0857 Dollar kaum verändert. Wegen der Feiertage an den großen Handelsplätzen New York und London wies der Handel am Devisenmarkt zum Wochenstart deutlich niedrigere Umsätze auf. Der Goldpreis zog deutlicher an auf 2.350 Dollar je Feinunze.

Die Ölpreise zogen zu Wochenbeginn ebenfalls an. Am Abend kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im Juli 82,87 Dollar, 0,9 Prozent mehr als am Freitag. Auch am Ölmarkt ruhte der Handel wegen der Feiertage in den USA und Großbritannien überwiegend.

Etwas gestützt wurden die Ölpreise durch einen schwächeren Dollar-Kurs. Am Sonntag trifft sich das Ölkartell Opec+ in Wien, um über seine Strategie zu beraten. Es wird weitgehend mit einer Bestätigung des aktuellen restriktiven Kurses gerechnet. Damit sollen die Ölpreise auf erhöhtem Niveau gehalten werden. Der Verbund wird durch die besonders großen Produzenten Saudi-Arabien und Russland angeführt.

Der Bitcoin stieg zu Wochenbeginn zeitweise wieder über 70.000 Dollar. Die wichtigste Kryptowährung kostete auf der Handelsplattform Bitstamp rund 70.507 Dollar und näherte sich damit wieder an das Mitte März erreichte Rekordhoch von fast 73.800 Dollar an. "Der jüngste SEC-Entscheid über sogenannte Ether-Spot-ETFs ist ein weiterer Etappensieg für die gesamte Branche auf dem Weg in den Investmentmainstream", kommentierte Analyst Timo Emden das neu erwachte Interesse an den Krypto-Währungen Bitcoin und Ether. Anleger müssten jedoch geduldig sein. Schließlich sei eine endgültige Entscheidung über eine Zulassung dieser börsengehandelten Fonds keineswegs sicher.

Der Essener Energiekonzern RWE hat grünes Licht für Offshore-Windparks in der deutschen Nordsee gegeben. Bis 2029 soll das Projekt namens Nordseecluster mit insgesamt 1,6 Gigawatt Leistung in zwei Phasen umgesetzt werden. Mit dem Bau des ersten Teils soll im kommenden Jahr begonnen werden. 

Die Windparks entstehen rund 50 Kilometer nördlich der Insel Juist. "Das ist ein gutes Signal für die Energiewende in Deutschland und für RWE", erklärte Sven Utermöhlen, Chef der Offshorewind-Sparte bei RWE. Das Energieunternehmen betreibt nach eigenen Angaben weltweit 19 Windparks auf dem Meer, sechs davon vor der Küste Deutschlands. Bis 2030 will RWE seine Offshore-Windkapazität von derzeit 3,3 Gigawatt auf zehn Gigawatt verdreifachen. 

Vodafone hat einen Infrastrukturvertrag mit Vonovia abgeschlossen. Von Juli 2024 an haben 120.000 zusätzliche Wohneinheiten der Vonovia wieder die Möglichkeit, ins Kabel-Glasfasernetz von Vodafone zurückzukehren, wie die Unternehmen mitteilten.

Das Marktsegment ist seit vielen Jahren stark umkämpft. Im Jahr 2013 hatte die damalige UnityMedia, die inzwischen zu Vodafone gehört, den Großauftrag der damaligen Deutschen Annington, heute Bestandteil der Vonovia, an die Deutsche Telekom verloren. Ursprünglich war geplant, dass die Telekom Glasfaserleitungen bis in die Mietwohnungen (FTTH) verlegt. In der Regel blieb es aber bei herkömmlichen Kupferleitungen (DSL).

Der österreichische Immobilienkonzern S Immo hat im ersten Quartal bei höheren Mieterlösen sein Ergebnis gesteigert. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kletterte um 42 Prozent auf 44,6 Millionen Euro, wie das mehrheitlich zur CPI Property Group des tschechischen Milliardärs Radovan Vitek gehörende Unternehmen mitteilte. Unter dem Strich fiel ein Gewinn von 0,5 Millionen Euro an nach einem Verlust von 1,2 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. Die Mieterlöse legten dank Zukäufen um 23 Prozent auf 58,4 Millionen Euro zu.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 27. Mai 2024 um 09:00 Uhr.