Händler an der New Yorker Börse
Marktbericht

DAX verliert Keine Erholung an der Wall Street

Stand: 11.10.2022 22:11 Uhr

Die kommenden Tage dürften die künftige Richtung an den Aktienmärkten bestimmen. Nervös warten die Anleger auf frische US-Inflationsdaten, die für die weitere Geldpolitik der US-Notenbank Fed bedeutsam sind.

Der Dow Jones ging nach einem nervösen Handel mit einem Aufschlag von 0,1 Prozent auf 29.239,19 Punkten aus dem Handel. Der marktbreite S&P 500 notierte 0,7 Prozent leichter auf 3588,84 Punkten. Der Technologie-Auswahlindex Nasdaq 100 sank um 1,2 Prozent auf 10791,35 Zähler. Die US-Börsen pendelten zwischen Gewinnen und Verlusten. Die Investoren wollen vor wichtigen Terminen in dieser Woche vermeiden, sich eindeutig zu positionieren.

Die Situation an den Aktienmärkten in Europa und den USA ist seit längerem angespannt. "Die belastenden Themenfelder sind vielfältig", sagte Analyst Frank Wohlgemuth von der Essener National-Bank. Lösungen seien, wenn überhaupt, nur sehr schwer zu erreichen.

"Als wenn Stimmung und Nachrichtenlage nicht schon schlecht genug wären, stehen in dieser Woche noch ein paar wichtige Termine wie das Protokoll der letzten Fed-Sitzung morgen und die Inflationsdaten aus den USA am Donnerstag auf der Agenda, die das Potenzial für weitere Kurskapriolen bieten", kommentiert Konstantin Oldenburger, Marktanalyst bei CMC Markets.

Sich beschleunigende Inflations- und Rezessionssorgen könnten den Aktienmarkt dann endgültig in die Knie zwingen, meint der Experte. "Die nächsten Tage dürften darüber entscheiden, ob die Ängste und Sorgen der Investoren gerechtfertigt sind oder nicht." 

Der DAX hatte zuvor mit einem Abschlag von 0,4 Prozent auf 12.220 Punkten geschlossen. Die Furcht vor einer anhaltend straffen Geldpolitik der Notenbanken, Inflationssorgen und die deutlichen Anzeichen für einen kräftigen konjunkturellen Abschwung zwangen auch die hiesigen Anleger zur Vorsicht.

Auch die Sorge vor eine Rezession bleibt an den Aktienmärkten ein wichtiges Thema. Heute senkte der Internationalen Währungsfonds (IWF) seine globale Wachstumsvorhersage für das kommende Jahr auf nunmehr plus 2,7 Prozent. Die Prognose sei die schwächste seit rund 20 Jahren, mit Ausnahme der Vorhersagen während der Pandemie und der Weltfinanzkrise.

Das Schlimmste komme noch, und für viele Menschen wird sich 2023 wie eine Rezession anfühlen, erklärt IWF-Chefvolkswirt Pierre-Olivier Gourinchas. "Während sich Gewitterwolken zusammenbrauen, müssen die politischen Entscheidungsträger eine ruhige Hand bewahren."

Die jüngsten Kursturbulenzen am Anleihemarkt zwingen derweil die Bank von England (BoE) zum erneuten Eingreifen. Sie kündigte Not-Käufe inflationsgeschützter Bonds an, nachdem die Rendite der zehnjährigen Papiere zum Wochenauftakt auf ein Rekordhoch von 1,356 Prozent gestiegen war.

Mit einem Plus von mehr fast sechs Prozent schloss die Qiagen-Aktie an der DAX-Spitze. Der Konzern soll mit dem amerikanischen Wettbewerber Bio-Rad Laboratories über eine Fusion verhandeln. Die Gespräche würden bereits seit einiger Zeit geführt, berichtete das "Wall Street Journal" unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine Einigung sei jedoch nicht in den nächsten Wochen zu erwarten, womöglich gebe es auch gar keine.

Am DAX-Ende fanden sich dagegen Chemie-Aktien wie Brenntag und Covestro. Auch Papiere von BASF, Lanxess, Evonik und Wacker Chemie standen unter Druck. Eine pessimistische Branchenstudie von Morgan Stanley kostet die Aktien wieder einen Teil ihrer üppigen Vortagsgewinne. Gestern hatten die Vorschläge der Expertenkommission zur Gaspreisbremse bei den besonders energieintensiven Chemieunternehmen für starke Kursgewinne gesorgt.

Der Börsengang der Sportwagen-Tochter Porsche bringt dem Wolfsburger Autobauer Volkswagen 9,08 Milliarden Euro. Die Bank of America (BofA Securities) hat die - eigentlich auf vier Wochen angelegten - Stützungsmaßnahmen für die Aktie vorzeitig beendet, nachdem diese stabil über dem Ausgabepreis von 82,50 Euro notiert.

Der US-Flugzeugbauer Boeing hat seine Auslieferungen im September deutlich gesteigert. Insgesamt übergab die Verkehrsflugzeugsparte 51 Maschinen an seine Kunden. Das waren 16 mehr als im August. Neben 37 Mittelstreckenjets vom Typ 737 Max bekam Boeing im September auch sieben Exemplare des Langstreckenjets 787 "Dreamliner" vom Hof, nachdem die Auslieferung des Typs nach einer mehr als einjährigen Unterbrechung wegen Produktionsmängeln erst im August wieder aufgenommen worden war.

Der weltgrößte Flugzeughersteller Airbus hat im September 55 Verkehrsjets an die Kunden übergeben. In den ersten drei Quartalen hat das Unternehmen damit 437 Maschinen ausgeliefert. Das sind allerdings nur gut 62 Prozent des Jahresziels von 700 Jets, sodass sich der Hersteller bis Ende Dezember weiter anstrengen muss.

Der Rüstungskonzern Rheinmetall hat mit Tschechien im Zuge des von der Bundesregierung geplanten Ringtauschs die Lieferung von Panzern vereinbart. Am Dienstag sei der Vertrag in Prag unterzeichnet worden, der die Lieferung von Leopard-2-Panzern, Bergepanzern Büffel und weiteres Gerät vorsehe, teilte der Düsseldorfer Konzern mit. Das erste Fahrzeug werde bereits im Dezember 2022 übergeben und die Auslieferung insgesamt bis Ende kommenden Jahres abgeschlossen sein.

Der Antriebsspezialist Vitesco will das noch kleine Geschäft mit Teilen für Elektroautos in diesem Jahrzehnt stark ausbauen. Der Umsatz damit soll von knapp 900 Millionen Euro im vergangenen Jahr bis 2026 auf fünf Milliarden Euro wachsen und sich bis 2030 nochmals mehr als verdoppeln auf zehn bis zwölf Milliarden Euro, teilte der SDAX-Konzern mit. Derzeit liegt der Schwerpunkt des Geschäfts noch auf Teilen für Verbrennungsmotoren.

Der Online-Modehändler About You will angesichts der flauen Verbraucherstimmung und unerwartet schwachen Ergebnissen mit Kostensenkungen gegensteuern. Der Umsatz wuchs im zweiten Geschäftsquartal um knapp neun Prozent auf 430,6 Millionen Euro. Unter dem Strich fiel mit 63,4 Millionen Euro ein deutlich höherer Verlust an als ein Jahr zuvor (35 Millionen Euro). An der Börse ist das Unternehmen in diesem Jahr mit einem Kursminus von 70 Prozent gebeutelt.

Der US-Ölriese ExxonMobil erwägt Kreisen zufolge die Übernahme des Öl- und Gasförderers Denbury. ExxonMobil habe vorläufiges Interesse signalisiert, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg gestern unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Es gebe noch keine endgültige Entscheidung und ExxonMobil könnte sich am Ende auch gegen eine Übernahme entscheiden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. Oktober 2022 um 09:05 Uhr.