Ein Aktienhändler reibt sich auf dem Parkett der Frankfurter Wertpapierbörse die Augen.

Coronavirus und die Folgen Experten befürchten weltweite Rezession

Stand: 09.03.2020 12:30 Uhr

Der DAX bricht ein, der Ölpreis sinkt: Die Folgen der Corona-Epidemie belasten die Wirtschafts- und Finanzmärkte enorm. Die Rezession komme, sagen Experten und fordern die EZB zum Handeln auf.

Für die Wirtschafts- und Finanzbranche war dieser Morgen ein turbulenter Wochenstart. Zunächst fiel der Ölpreis um mehr als 30 Prozent, was den größten Preisverfall seit dem Golfkrieg 1991 bedeutet. Grund hierfür ist zum einen die Corona-Epidemie, denn der Ausbruch des Virus drückt auf die Ölnachfrage, weil Flüge gestrichen und Reisen abgesagt wurden.

Zum anderen ist aber auch der Streit zwischen der Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) und ihren Partnern über eine Drosselung der Fördermengen relevant; vor allem Russland sperrt sich. Saudi-Arabien senkte deswegen den Ölpreis am Sonntag kräftig. In Asien und in den Golfstaaten waren die Kurse zuvor ebenfalls in die Tiefe gerauscht. 

Massiver Einbruch beim DAX

Zweiter Schock an diesem Morgen: die Talfahrt des Deutschen Aktienindex DAX. Zum Handelsstart verlor der Leitindex an der Börse in Frankfurt am Main 7,4 Prozent und lag bei 10.690,08 Punkten. Im Laufe des Vormittags erholte er sich aber etwas.

Lob und Kritik für Beschlüsse der GroKo

Um so mehr loben Wirtschaftsverbände und Wirtschaftswissenschaftler die Große Koalition für die beschlossenen Erleichterungen bei Kurzarbeit und das milliardenschwere Investitionspaket. Der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer VDMA erklärte, das Maßnahmenpaket sei "das richtige Zeichen zum richtigen Zeitpunkt". Das Coronavirus sei ein "temporärer, heftiger Schock für die Industrie", für die Bekämpfung bräuchten die Betriebe in erster Linie genügend Liquidität, um die Zeit bis zum Wiederanspringen der Nachfrage zu überbrücken.

Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim nannte die "Dosis" der Konjunkturhilfen dagegen "homöopathisch". Sie werde nicht messbar wirken. Auch flössen die Zusatz-Investitionen viel zu spät. Höhere Investitionen in den kommenden Jahren nützten wenig, wenn es schon in diesem Frühjahr zu einem heftigen Wachstumseinbruch komme. Er forderte zusätzliche Maßnahmen wie etwa eine befristete Senkung der Mehrwertsteuer. Der Ausbau des Kurzarbeitergeldes sei aber richtig. 

Was macht Lagarde am Donnerstag?

Beobachter rechnen damit, dass EZB-Präsidentin Christine Lagarde wegen der Folgen des Coronavirus für die Wirtschaft handelt. So könnte die Notenbank ihre Anleihenkäufe im Volumen von derzeit monatlich 20 Milliarden Euro ausweiten. Denkbar aus Sicht von Ökonomen ist auch eine Verschärfung des Strafzinses von aktuell 0,5 Prozent, den Geschäftsbanken zahlen müssen, wenn sie Geld bei der EZB parken. Zuletzt hatte schon die US-Notenbank Fed den Leitzins deutlich gesenkt.

Christine Lagarde

Wird sie im Sinne der Wirtschaft entscheiden? EZB-Chefin Lagarde

Homeoffice für EZB-Mitarbeiter

Indes bereitet sich die Zentralbank auf den Fall vor, dass ihre rund 3700 Beschäftigten wegen des Coronavirus größtenteils nicht mehr in ihren Büros arbeiten können. Seit heute arbeiten die Angestellten deshalb testweise im Homeoffice. Es soll geprüft werden, ob die IT trotz massenhafter Zugriffe von außen reibungslos funktioniert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 09. März 2020 um 12:00 Uhr.