In Paris stehen Autos auf dem Place Maillot im Stau.

Verschärfte Grenzwerte Neue Abgasnorm macht Autos teurer

Stand: 25.10.2022 10:27 Uhr

Die EU-Kommission plant Medienberichten zufolge eine verschärfte Abgasnorm für Autos, Lastwagen und Busse. Das könnte die Luft sauberer, aber auch die Fahrzeuge deutlich teurer machen. Bereits jetzt gibt es Kritik.

Autos und vor allem Lastwagen könnten durch die geplante neue Abgasnorm Euro 7 spürbar teurer werden. Nach einer Folgenabschätzung der zuständigen EU-Kommission werden die regulierungsbedingten Kosten für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge auf 304 Euro pro Stück geschätzt, wie aus einem der dpa vorliegenden Dokument hervorgeht. Für Lastkraftwagen und Busse wird für die bevorzugte Regulierungsoption sogar ein Betrag von 2681 Euro genannt.

Kritik am Timing der EU-Kommission

Demgegenüber stünden den Berechnungen zufolge allerdings erhebliche Gesundheits- und Umweltvorteile. Sie werden über 25 Jahre hinweg auf bis zu 55,8 Milliarden beziehungsweise sogar bis zu 133,6 Milliarden Euro beziffert und vor allem durch eine Reduzierung schädlicher Emissionen von Stickoxiden (NOx) und Feinstaub (PM2,5) erklärt. Die gesamten regulierungsbedingten Kosten für Hersteller von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen belaufen sich laut EU-Kommission in diesem Zeitraum hingegen nur auf rund 35,5 Milliarden Euro, bei Lastkraftwagen und Bussen auf 17,5 Milliarden Euro.

Aus dem Europaparlament kommt dennoch bereits Kritik. "Das Timing könnte kaum unpassender sein: Die Welt geht in Flammen auf, die Inflation lässt die Preise in die Höhe schnellen, Unternehmen und Bürger ächzen unter explodierenden Energiepreisen, und die Kommission schlägt neue Abgasnormen vor, die letztendlich die Preise für Autos und vor allem Lkw und Busse weiter in die Höhe schnellen lassen", kommentiert der CSU-Europaabgeordnete Markus Ferber.

Dies sei auch deswegen absurd, weil nach den aktuellen Plänen künftig de facto ohnehin kein Verbrennermotor mehr auf den Markt kommen solle, so der Politiker. Ab 2035 sollen in der EU keine Autos mehr zugelassen werden dürfen, die CO2 ausstoßen. Das wird jedoch über den Flottenverbrauch geregelt und nicht über die Abgasnorm - die damit für Neuwagen hinfällig wird. Nach einem Entwurf für die Verordnung könnten allerdings für Benzinautos auch die alten Grenzwerte der Euro-6-Norm übernommen werden. Dadurch könnten die Hersteller hohe Investitionen in neue Emissionsminderungssysteme für Verbrenner vermeiden.

Verschiedene Kategorien geplant

Nach vorläufiger Planung will die zuständige EU-Kommission ihren Vorschlag für die verschärfte Abgasnorm am 9. November vorstellen. Er soll insbesondere auch neue Fahrzeugtechnologien berücksichtigen und sicherstellen, dass Emissionen in Echtzeit gemessen werden. Darüber hinaus sind zusätzliche Klassen angedacht: Etwa die Kategorie Euro 7+ sei für Autos vorgesehen, deren Batterie mindestens zehn Prozent länger hält als gesetzlich vorgegeben oder die die mindestens zehn Prozent weniger Schadstoffe ausstoßen als die neue Euro-7-Norm vorgibt, berichtet das "Handelsblatt".

Außerdem seien noch die Kategorien 7A und 7G geplant: die erste für Autos mit flexiblem Abgasreinigungssystem und die zweite für Hybridautos, die in Umweltzonen automatisch in den elektrischen Null-Emissions-Modus umschalten. Die Autobauer sollen diese Klassen auch miteinander kombinieren können.

Der ADAC kritisiert die Aufteilung in verschiedene Kategorien. "Eine weitere Aufsplitterung in diverse Euro-7-Zusätze würde das System vollends verkomplizieren", sagte Technikpräsident Karsten Schulze der "Bild". Zusätzlich würde sie die Kosten für Fahrzeuge weiter in die Höhe treiben. "Luftreinhaltung und CO2-Reduzierung sind absolut entscheidende Themen, die wir mit Blick auf die Gesundheit der Menschen und den Klimaschutz unbedingt vorantreiben müssen", so der Experte. Für die Umsetzung brauche es aber Klarheit bei der Zielsetzung.

Abgasnorm 1992 gestartet

Über die genaue Höhe der künftigen Emissionsgrenzwerte wird nach Angaben aus Brüssel noch beraten. Laut "Handelsblatt" verspricht die EU-Kommission, die Vorgaben nicht zu eng zu gestalten: "Im Licht der gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Umstände" habe sie ihren Vorschlag noch einmal bearbeitet. Denn die Kosten für Energie und für Rohstoffe seien dramatisch angestiegen, während die Nachfrage nach Autos gefallen sei. Der Druck auf die Autoindustrie sei beispiellos.

Die Einteilung in Schadstoffklassen wurde eingeführt, um Autoabgase schrittweise sauberer zu machen. In der EU müssen neue Automodelle die Abgasnormen erfüllen, um zugelassen zu werden. Mit Euro 7 soll die Konzentration der Schadstoffe noch weiter abgesenkt werden. Reguliert werden etwa der Ausstoß von Kohlenwasserstoffen und Stickoxiden sowie Feinstaub.

Die Grenzwerte wurden 1992 mit Euro 1 eingeführt, seit dem Jahr 2015 gilt Euro 6. Autofahrer können die Schadstoffklasse ihres Wagens dem Fahrzeugschein entnehmen. Die neue Norm Euro 7 tritt frühestens im Jahr 2025 in Kraft, nach der Vorstellung der Pläne braucht es erst noch die Zustimmung des Europaparlaments und des Rates der Mitgliedstaaten.