Eine zerrissene ukrainische Flagge hängt an einem Draht vor einem Wohnhaus, das während des ukrainisch-russischen Konflikts in der südlichen Hafenstadt Mariupol (Ukraine) am 14. April 2022 zerstört wurde.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Russland meldet Drohnenabschuss bei St. Petersburg ++

Stand: 10.03.2024 23:26 Uhr

Russland hat erklärt, die Armee habe eine ukrainische Drohne südlich von St. Petersburg abgeschossen. Wirtschaftsminister Habeck hofft, dass die im US-Kongress blockierte Ukraine-Hilfe bald freigegeben wird. Der Liveblog zum Nachlesen.

10.03.2024 • 23:26 Uhr

Ende des Liveblogs

Wir beenden den Liveblog an dieser Stelle - vielen Dank für Ihr Interesse.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat eine Äußerung von Papst Franziskus zu Friedensverhandlungen mit Russland scharf zurückgewiesen. Die Kirche sei bei den Menschen, sagte Selenskyj in seiner allabendlichen Videoansprache. "Und nicht zweieinhalbtausend Kilometer entfernt, irgendwo, um virtuell zu vermitteln zwischen jemandem, der leben will, und jemandem, der dich vernichten will."

"Als das russische Böse am 24. Februar diesen Krieg begann, standen alle Ukrainer auf, um sich zu verteidigen. Christen, Muslime, Juden - alle", sagte Selenskyj. Und er danke jedem ukrainischen Geistlichen, der in der Armee, in den Verteidigungsstreitkräften ist. Sie stünden an der vordersten Front, sie schützten das Leben und die Menschlichkeit, sie unterstützten mit Gebeten, Gesprächen und Taten. "Das ist es, was die Kirche ist - bei den Menschen."

Der Pontifex hatte mit einem Interview zu Friedensverhandlungen in Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine massiven Widerspruch ausgelöst. Er hatte gesagt, die Ukraine müsse den "Mut zur weißen Flagge" haben. Die Äußerungen des katholischen Kirchen-Oberhaupts wurden in der Ukraine und bei vielen ihrer Unterstützer als einseitiger Appell allein an Kiew verstanden - von manchen auch als Aufruf zur Kapitulation.

Der erneute Antrag der Union zur Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine wird laut FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai nicht zur Zerreißprobe für die Ampel. "Es gibt keine wechselnden Mehrheiten im Deutschen Bundestag", sagte er im ZDF. Djir-Sarai verwies auf den Koalitionsvertrag und fügte hinzu: "Gäbe es wechselnde Mehrheiten, dann wäre eine Koalition obsolet. Von daher stellt sich diese Frage nicht."

Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki (FDP) hatte dem "Münchener Merkur" gesagt, er rechne bei der Abstimmung im Parlament mit mehr Stimmen für den Unions-Antrag als beim letzten Mal: "Ich bin sicher, die Union wird nächste Woche wieder einen Antrag stellen und ich bin mir auch sicher, dass diesmal mehr Abgeordnete dafür stimmen werden, 'Taurus' in die Ukraine zu liefern." Schon beim letzten Mal hatte die FDP-Abgeordnete Marie-Agnes Strack-Zimmermann für den Unions-Antrag gestimmt.

Der Kommandeur der russischen Kriegsmarine, Admiral Nikolaj Jewmenow, ist nach einem offiziell unbestätigten Bericht in den Ruhestand versetzt worden. Das berichtet die Zeitung "Iswestija" unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Jewmenow sei durch Admiral Alexander Moisejew ersetzt worden, den bisherigen Befehlshaber der Nordmeerflotte. Auf der Website des russischen Verteidigungsministeriums gab es dazu zunächst keine Mitteilung. 

Ein Grund für den Personalwechsel wurde von der Zeitung nicht genannt. Zuletzt hatte die russische Schwarzmeerflotte aber erhebliche Verluste an Kampfschiffen und Soldaten durch Angriffe ukrainischer Raketen und sogenannter Seedrohnen erlitten - also mit Sprengstoff beladene, unbemannte Boote. Wegen der Bedrohung durch die ukrainischen Streitkräfte haben sich die russischen Marine-Kampfeinheiten weitgehend von der besetzten Halbinsel Krim zurückgezogen.

Russland hat nach eigenen Angaben im Nordwesten des Landes drei ukrainische Drohnen abgeschossen. Die Drohnen seien in den Regionen Leningrad und Nowgorod, die hunderte Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt liegen, zerstört worden, teilten das Verteidigungsministerium und die Armee mit. 

Eine Drohe wurde demnach südlich von St. Petersburg in der Nähe der Ortschaft Fornosowo abgeschossen, wie der Gouverneur der Region Leningrad, Alexander Drosdenko, im Onlinedienst Telegram mitteilte. Nach Angaben der zivilen Luftfahrtbehörde Russlands musste der Flugbetrieb auf dem Flughafen Pulkowo in St. Petersburg aus Sicherheitsgründen für etwa eineinhalb Stunden eingeschränkt werden. Das russische Katastrophenschutzministerium meldete den Brand eines Hangars in der Nähe von St. Petersburg.

Russlands Armee hat sich einem US-Medienbericht zufolge mit dem verstärkten Einsatz gesteuerter Flugzeugbomben an den Fronten in der Ukraine taktische Vorteile verschafft. Wie der Nachrichtensender CNN berichtet, habe die Ukraine kaum Abwehrmöglichkeiten gegen die Gleitbombe vom Typ FAB-1500. Die knapp 1,5 Tonnen schwere Bombe könne von Flugzeugen aus einer Entfernung von 60 bis 70 Kilometern, außerhalb der Reichweite der ukrainischen Flugabwehr, auf ihre Ziele abgeworfen werden. Durch kleine Flügel könne die Bombe relativ genau ihr Ziel treffen.

Im Gespräch mit CNN bestätigte der ukrainische Luftwaffensprecher Juri Ihnat, dass der verstärkte Einsatz dieser Gleitbomben zuletzt in den Kämpfen um die ostukrainische Stadt Awdijiwka registriert worden sei. "Innerhalb von 24 Stunden wurden 250 von ihnen eingesetzt", sagte er. Russland rüste seine alten Bomben auf den neuen, gesteuerten Typ in einer Fabrik bei Moskau um. "Das ist zwar keine billige oder schnelle Umrüstung, aber es kostet immer noch weniger als die Millionen für eine Rakete", sagte Ihnat. 

Die Regierung in Kiew hat die Äußerungen von Papst Franziskus zum Hissen einer "weißen Fahne" angesichts des russischen Angriffskriegs scharf zurückgewiesen. "Unsere Flagge ist gelb und blau. Das ist die Flagge, für die wir leben, sterben und triumphieren. Wir werden niemals andere Fahnen hissen", erklärte Außenminister Dmytro Kuleba im Online-Dienst X.  Franziskus solle sich "auf die Seite des Guten" stellen und die Kriegsparteien "nicht auf die gleiche Ebenen stellen und das dann 'Verhandlungen' nennen".

In seiner Antwort spielte Kuleba zudem auf das heftig umstrittene Verhalten des Vatikans während des Zweiten Weltkriegs und insbesondere im Umgang mit Nazi-Deutschland an. Er schrieb: "Wenn es um die weiße Fahne geht, kennen wir die Strategie des Vatikans in der ersten Hälfte des 20. Ich rufe dazu auf, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen und die Ukraine und ihr Volk in ihrem Kampf für das Leben zu unterstützen."

Polens Außenminister Radoslaw Sikorski hat den Aufruf von Papst Franziskus zu Verhandlungen nach mehr als zwei Jahren Ukraine-Krieg kritisiert. "Wie wäre es, wenn man zum Ausgleich Putin ermutigt, den Mut zu haben, seine Armee aus der Ukraine abzuziehen? Dann würde sofort Frieden einkehren, ohne dass Verhandlungen nötig wären", schrieb Sikorski auf der Plattform X, vormals Twitter. 

Polen ist einer der engagiertesten politischen und militärischen Unterstützer der von Russland angegriffenen Ukraine. Das EU- und NATO-Mitglied und hat knapp eine Million Flüchtlinge aus dem östlichen Nachbarland aufgenommen. 

Der Papst ist mit seinen Äußerungen, die Ukraine müsse Mut für Friedensverhandlungen mit Russland aufbringen, auf Kritik gestoßen. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt widersprach dem Appell. "Niemand möchte mehr Frieden als die Ukraine", sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Auf ihrem Territorium herrsche seit zehn Jahren Krieg, unzählige Menschen seien getötet worden.

Göring-Eckardt fügte jedoch hinzu: "Es ist Wladimir Putin, der den Krieg und das Leid sofort beenden kann - nicht die Ukraine. Wer von der Ukraine verlangt, sich einfach zu ergeben, gibt dem Aggressor, was er sich widerrechtlich geholt hat, und akzeptiert damit die Auslöschung der Ukraine." Göring-Eckardt betonte: "Über Frieden wird und muss verhandelt werden - aber auf Augenhöhe."

Der Vatikan hat versucht, die Äußerungen des Papstes zu einem Verhandlungsfrieden im russisch-ukrainischen Krieg einzuordnen. Das zum Heiligen Stuhl gehörende Online-Portal Vatican News verbreitete heute in mehreren Sprachen, darunter auch auf Ukrainisch, einen Bericht über eine entsprechende Erklärung von Vatikansprecher Matteo Bruni. Darin heißt es, Bruni habe auf Nachfrage gegenüber Journalisten präzisiert, dass der Papst mit seinen jüngst veröffentlichten Worten zur Ukraine "vor allem zu einem Waffenstillstand aufrufen und den Mut zu Verhandlungen wiederbeleben wollte".

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht einen großangelegten russischen Angriff mit Kampfdrohnen abgewehrt. Von 39 anfliegenden Drohnen seien 35 abgefangen worden, teilte die ukrainische Luftwaffe morgens mit. "Ich danke allen, die dieses Ergebnis erzielt haben", schrieb Luftwaffenkommandeur Mykola Oleschtschuk auf seinem Telegramkanal. Eine feindliche Drohne schlug nach Militärangaben in einem Industriegebäude im Gebiet Odessa im Süden ein. Niemand sei verletzt worden. Im Gebiet Mykolajiw sei eine Überlandleitung beschädigt worden. Außerdem schoss Russland nach diesen Militärangaben vier umfunktionierte Flugabwehrraketen S-300 auf Bodenziele in den Gebieten Charkiw und Donezk ab.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der russischen Oblast Kursk an der Grenze zur Ukraine ist nach Angaben des dortigen Gouverneurs Roman Starowoit eine ukrainische Drohne abgestürzt und hat ein Öllager in Brand gesetzt. "Feuerwehr und Rettungsdienste sind vor Ort im Einsatz", erklärt Starowoit auf dem Kurznachrichtendienst Telegram. Weitere Einzelheiten nannte er zunächst nicht.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

In der Nacht hat Russland nach ukrainischen Angaben erneut mehrere Wellen sogenannter Kamikaze-Drohnen gegen Ziele in der Ukraine gestartet. Nach ersten Medienberichten kamen die unbemannten Flieger zunächst aus südlicher Richtung. Am späten Samstagabend wurde Luftalarm in den Regionen Cherson, Mykolajiw und Saporischschja ausgelöst, später in der Nacht auch in der Hauptstadt Kiew. Aus der Hafenstadt Odessa im Süden des Landes wurden gegen Mitternacht mehrere Explosionen gemeldet.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Ein Gericht in Moskau hat einen Studenten laut einem Medienbericht zu zehn Tagen Haft verurteilt, weil er sein WLAN-Netzwerk während der russischen Militäroffensive in der Ukraine mit einem pro-ukrainischen Slogan benannt hat. Der in Moskau studierende Mann habe sein Netzwerk in "Slawa Ukraini" (deutsch: "Ruhm der Ukraine") umbenannt, berichtete die russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti. Dabei handelt es sich um den Kampfruf der ukrainischen Streitkräfte.

Das Gericht habe ihn der "öffentlichen Demonstration von Nazi-Symbolen (...) oder Symbolen extremistischer Organisationen" für schuldig befunden, berichtete Ria Nowosti weiter. Ein Polizist habe den Behörden den Namen des Netzwerkes gemeldet.

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hofft auf die Freigabe der im US-Kongress blockierten Militärhilfe für die Ukraine. "Mein Eindruck ist, dass die Gelder freigegeben werden, aber dass es noch ein bisschen dauert, und ich hoffe, dass es nicht zu lange ist", sagte Habeck zum Abschluss seiner US-Reise am Samstag in Chicago.

Die von Präsident Joe Biden im US-Haushalt vorgesehenen 60 Milliarden Euro für die Ukraine werden von den oppositionellen Republikanern blockiert. Sie fordern im Gegenzug für ihre Zustimmung härtere Maßnahmen zur Sicherung der US-Grenze zu Mexiko. Habeck war am Mittwoch zu einer dreitägigen Reise in die USA aufgebrochen. Er traf unter anderem mehrere US-Minister, Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan sowie UN-Generalsekretär António Guterres. 

10.03.2024 • 06:33 Uhr

Der Liveblog vom Samstag

In einem Interview hat Papst Franziskus der Ukraine nahegelegt, in Friedensverhandlungen mit Russland einzutreten. Polens Außenminister hält den Einsatz von NATO-Bodentruppen in der Ukraine für möglich. Der Liveblog zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 10. März 2024 um 09:20 Uhr.