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Krieg gegen die Ukraine ++ Papst legt Ukraine "Mut der weißen Fahne" nahe ++

Stand: 09.03.2024 22:24 Uhr

In einem Interview hat Franziskus der Ukraine nahegelegt, in Friedensverhandlungen mit Russland einzutreten. Polens Außenminister hält den Einsatz von NATO-Bodentruppen in der Ukraine für möglich. Der Liveblog zum Nachlesen.

09.03.2024 • 22:24 Uhr

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09.03.2024 • 21:06 Uhr

Nach dem Vorstoß zu Bodentruppen

Vor knapp zwei Wochen hatte der französische Präsident seine europäischen Partner mit dem Satz aufgeschreckt, dass man nichts ausschließen dürfe, wenn es um die Unterstützung der Ukraine gehe - auch nicht die Entsendung von Bodentruppen. Bei einem Besuch in Prag wenige Tage später sagte er, nun sei nicht die Zeit, feige zu sein. Was Macron antreibt, sei klar, analysiert ARD-Korrespondentin Julia Borutta.

Die ukrainischen Streitkräfte haben nach eigener Darstellung ihren Brückenkopf am linken Ufer des Dnipro bei Cherson ausgeweitet. Wie der ukrainische Generalstab in Kiew in seinem täglichen Lagebericht weiter mitteilte, reagierten die russischen Militärs darauf mit verstärktem Einsatz von Kampfdrohnen und Artillerie. Bei einem russischen Luftangriff sei ein Gebäude in Cherson am anderen Ufer des Dnipro getroffen worden. Die Angaben konnten nicht unabhängig geprüft werden. 

Ukrainische Truppen haben schon vor einigen Monaten Brückenköpfe am linken Dnipro-Ufer im Süden des Landes errichtet. Diese sollen zu einem späteren Zeitpunkt möglichst als Startpunkte für eine Offensive in Richtung der Halbinsel Krim genutzt werden. Russische Versuche, diese Brückenköpfe einzudrücken, sind bisher gescheitert.

Die Ukraine sollte nach Worten von Papst Franziskus den Mut haben, eine "weiße Fahne" zu hissen und ein Ende des Krieges mit Russland auszuhandeln. Er denke, "dass der Stärkste derjenige ist, der die Situation betrachtet, an die Menschen denkt, den Mut der weißen Fahne hat und verhandelt", sagte Franziskus in einem Interview mit dem Schweizer Sender RSI. Es wurde bereits im Februar geführt, soll aber erstmals am 20. März ausgestrahlt werden. "Wenn man sieht, dass man besiegt wird, dass die Dinge nicht gut laufen, muss man den Mut haben, zu verhandeln", sagte Franziskus.

Franziskus warf die Frage auf, wie viele Tote es bei dem Krieg am Ende geben werde und erklärte, man sollte unter Einbeziehung internationaler Mächte und eines Vermittlers ins Gespräch kommen. "Schämt euch nicht, zu verhandeln, bevor es noch schlimmer wird", sagte der Papst.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat wiederholt gesagt, er wolle zwar Frieden. Er fordere aber den Abzug russischer Truppen aus der gesamten Ukraine und die Wiederherstellung der ukrainischen Staatsgrenzen. Russland hat Friedensgespräche zu von Kiew festgelegten Bedingungen abgelehnt.

Bei russischem Artilleriebeschuss sind nach ukrainischen Angaben zwei Menschen ums Leben gekommen. In Tscherwonohryhoriwka sei ein 16-Jähriger am Morgen tödlich getroffen worden, teilte der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk mit. Ein 22-Jähriger habe Verletzungen erlitten. Tscherwonohryhoriwka liegt am Dnipro-Ufer gegenüber dem von russischen Truppen besetzten Kernkraftwerk Saporischschja. Die Invasionstruppen greifen die Gegend fast täglich an. Ein weiterer Mensch wurde in Tschassiw Jar in der Region Donezk nach Angaben der dortigen Behörden getötet.

Karte: Tscherwonohryhoriwka, Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

09.03.2024 • 16:35 Uhr

Schwere Kämpfe im Osten

Bei Kämpfen in der Ostukraine haben russische Truppen offenbar den Druck auf die ukrainischen Verteidiger erhöht. Im Mittelpunkt der Gefechte soll das Gebiet westlich von Bachmut gestanden haben, wie der für die Region zuständige Kommandeur Serhij Sidorin im Fernsehen berichtete. "Der Feind steckt schwere Verluste ein, doch füllt er seine Reihen mit immer neuen Reserven auf", sagte er. Ziel der russischen Angriffe sei, nach Tschassiw Jar durchzustoßen.

"Es wird tagsüber, aber auch nachts gekämpft", so Sidorin. Die ukrainischen Streitkräfte versuchten ihrerseits, den russischen Angriffsschwung mit Gegenattacken zu brechen. Dennoch seien die ukrainischen Verteidiger auf die Ortschaft Iwaniwske zurückgedrängt worden. "Aktuell versucht der Gegner, den Ort zu stürmen, sowohl frontal als auch von den Flanken", beschrieb Sidorin die Lage.  

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau hat mitgeteilt, dass russische Streitkräfte über der ukrainischen Region Donezk einen Kampfjet der Ukraine abgeschossen haben sollen. Es habe sich um eine Maschine des Typs MiG-29 gehandelt, meldet die staatliche Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf das Ministerium. Die Ukraine hat den Abschuss bisher nicht bestätigt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

US-Verteidigungsminister Lloyd Austin hat die sogenannte Ukraine-Kontaktgruppe zu einem weiteren Treffen auf den US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein in Rheinland-Pfalz eingeladen. Das Treffen soll demnach am 19. März stattfinden. Zu der Kontaktgruppe gehören etwa 50 Staaten, darunter auch Deutschland.

Der CDU-Politiker und frühere Kanzlerkandidat Armin Laschet hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) mit Blick auf dessen Ukraine-Politik den Rücken gestärkt. "Die grundsätzliche Position des Bundeskanzlers, mit Bedacht und Besonnenheit zu handeln, um nicht Kriegspartei zu werden, finde ich richtig", sagte Laschet dem "Kölner Stadt-Anzeiger" und "Focus Online".

Hinsichtlich der Diskussion um mögliche Lieferungen von "Taurus"-Marschflugkörpern an die Ukraine hieß es von Laschet weiter, "die Bedeutung von 'Taurus'-Lieferungen für den Kriegsverlauf wird in der Debatte meines Erachtens überhöht". Wichtiger sei es, der Ukraine bereits zugesagte Waffen und Munition zu liefern.

Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski hat sich offen für einen möglichen Einsatz von NATO-Bodentruppen in der Ukraine gezeigt. "Die Präsenz von NATO-Truppen in der Ukraine ist nicht undenkbar. Ich begrüße die Initiative von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron", wurde er in einem Post des polnischen Außenministeriums beim Kurznachrichtendienst X, ehemals Twitter, zitiert. Eine solche Option könne bedeuten, "dass Putin Angst hat, statt dass wir Angst haben vor Putin".

Macron hatte vor rund anderthalb Wochen nach einer Hilfskonferenz für die Ukraine gesagt, er schließe den Einsatz von Bodentruppen des eigenen Militärs nicht aus. Deutschland lehnt eine solche Option ab. Und auch Polens Regierungschef Donald Tusk hatte in der vergangenen Woche betont, er werde keine polnischen Bodentruppen in die Ukraine schicken.

Bei den Drohnenangriffen der vergangenen Nacht hat das russische Militär eigenen Angaben zufolge insgesamt 47 Drohnen aus der Ukraine abgewehrt und zerstört. Die Angriffe hätten auf die Regionen Rostow, Belgorod, Kursk und Wolgograd abgezielt.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Am kommenden Montag soll sich der Bundestagsverteidigungsausschuss in einer Sondersitzung mit der Frage nach möglichen "Taurus"-Lieferungen in die Ukraine und mit der "Taurus"-Abhöraffäre beschäftigen. Der CDU-Politiker Henning Otte erwartet von diesem Treffen klare Aussagen von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), ob eine Lieferung der Marschflugkörper tatsächlich den Einsatz von Bundeswehrkräften in der Ukraine bedeuten würde.

Die Union befürwortet mögliche "Taurus"-Lieferungen an die Ukraine. Auch Otte zeigte sich in der "Rheinischen Post" überzeugt: "Wir sollten liefern können." Am kommenden Donnerstag will die Union voraussichtlich einen weiteren Antrag stellen, um die Lieferungen durchzusetzen. Ein erster Antrag war im Februar gescheitert.

Angaben des ukrainischen Militärs zufolge hat Russland die Ukraine in der Nacht erneut mit Kampfdrohnen iranischer Bauart angegriffen. Ziel sei vor allem der Süden des Landes gewesen. In der Industriestadt Krywyj Rih seien Explosionen zu hören gewesen, berichtete das öffentlich-rechtliche ukrainische Fernsehen.

Auch im Osten der Ukraine gab es Militärangaben zufolge neue Angriffe: Auf die Region Charkiw wurden demnach Gleitbomben abgeworfen. Angaben zu möglichen Opfern und Schäden machte die Ukraine nicht.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Auch Russland wurde in der Nacht mit Drohnen attackiert. In der südrussischen Stadt Taganrog am Asowschen Meer wurde laut dem Gouverneur der Region Rostow ein massiver Drohnenangriff abgewehrt. Die Schäden würden noch erfasst, teilte Wassili Golubew in seinem Telegram-Kanal mit. Vorläufigen Angaben zufolge habe es aber keine Todesopfer gegeben. Zudem habe die Luftverteidigung der Region Rostow einen weiteren Angriff auf die Stadt Morosowsk abgewehrt.

In der westrussischen Stadt Kursk wurde laut der dortigen regionalen Verwaltung eine Klinik durch herabstürzende Trümmerteile einer abgefangenen Drohne beschädigt. Patienten hätten in andere Krankenhäuser gebracht werden müssen, teilte Gouverneur Roman Starowoit mit. Verletzte habe es aber keine gegeben.

Großbritanniens Außenminister David Cameron hat Deutschland Unterstützung angeboten, um so die Lieferung von "Taurus"-Marschflugkörpern in die Ukraine zu ermöglichen. Im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" brachte er die Option eines Ringtausches ins Spiel: Deutschland könnte demnach "Taurus"-Marschflugkörper nach Großbritannien liefern und die britische Regierung würde der Ukraine dafür weitere Flugkörper vom Typ "Storm Shadow" zur Verfügung stellen.

"Wir sind entschlossen, in dieser wie in allen anderen Fragen engstens mit unseren deutschen Partnern zusammenzuarbeiten, um der Ukraine zu helfen", sagte Cameron. Bundeskanzler Olaf Scholz lehnt "Taurus"-Lieferungen in die Ukraine bislang ab - mit der Begründung, die Bundeswehr oder die NATO dürften nicht direkt am Krieg in der Ukraine beteiligt sein.

Der türkische Präsident Erdogan hat sich bereit gezeigt, einen Friedensgipfel zur Ukraine in seinem Land auszurichten. Verteidigungsminister Pistorius unterstützt Kanzler Scholz in der "Taurus"-Debatte.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 09. März 2024 um 09:00 Uhr.