Ukrainische Soldaten fahren in einem gepanzerten Fahrzeug auf der Hauptstraße nach Lyssytschansk in der ostukrainischen Region Donbass.
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Krieg gegen die Ukraine + Widersprüchliche Berichte über Lyssytschansk +

Stand: 02.07.2022 23:12 Uhr

Kiew widerspricht Angaben pro-russischer Kämpfer, die die Umzingelung von Lyssytschansk vermeldeten. Nach Raketenangriffen auf Wohngebiete nahe Odessa mit mindestens 21 Toten wird wegen möglicher Kriegsverbrechen ermittelt. Alle Entwicklungen zum Ukraine-Krieg im Liveblog zum Nachlesen.

02.07.2022 • 23:12 Uhr

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Angesichts der massiven Zerstörungen in der Ukraine hat Präsident Wolodymyr Selenskyj nach mehr als vier Monaten Krieg internationale Hilfe beim Wiederaufbau seines Landes gefordert. "Es ist notwendig, nicht nur alles zu reparieren, was die Besatzer zerstört haben, sondern auch eine neue Grundlage für unser Leben zu schaffen: sicher, modern, komfortabel, barrierefrei", sagte er in einer Ansprache. Dies erfordere "kolossale Investitionen, Milliarden, neue Technologien, bewährte Verfahren, neue Institutionen und natürlich Reformen".

Der ukrainische Staatschef verwies in diesem Zusammenhang auch auf ein Treffen von 40 potenziellen Geberländern am Montag im schweizerischen Lugano. Die ukrainische Regierung will bei der Veranstaltung erstmals ihre Prioritäten für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Landes vorstellen. Selenskyj erinnerte zudem daran, dass der Krieg noch lange nicht vorbei sei. "Seine Brutalität nimmt mancherorts zu." Er appellierte an seine Landsleute, sich freiwillig für Kriegsopfer zu engagieren.

Der befürchtete Stopp sämtlicher russischer Gaslieferungen könnte nach Angaben von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck eine Preisexplosion bei einigen Stadtwerken zur Folge haben. Habeck und der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller fürchten einen Totalausfall der Lieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1. Habeck sagte bei einer Veranstaltung der Wochenzeitung "Die Zeit" in Hamburg, man habe es vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf die Ukraine mit "einer quasi wirtschaftskriegerischen Auseinandersetzung" zu tun. Das russische Kalkül sei es dabei, über hohe Preise in Deutschland "die Einheit und Solidarität des Landes zu zerstören". Unklar ist laut Habeck aber noch, ob Russlands Präsident Wladimir Putin das Gas tatsächlich abdreht.

Der belarusische Machthaber Alexander Lukaschenko hat der Ukraine Raketenangriffe auf sein Land vorgeworfen. "Vor rund drei Tagen, vielleicht mehr, wurde von der Ukraine aus versucht, militärische Ziele in Belarus anzugreifen", sagte Lukaschenko laut der staatlichen Nachrichtenagentur Belta. "Gott sei Dank haben unsere Luftabwehrsysteme alle Raketen abgefangen, die von den ukrainischen Truppen abgefeuert wurden", sagte er demnach. Lukaschenko lieferte keine Beweise für seine Aussagen.

Das ukrainische Militär äußerte sich bisher nicht zu den Vorwürfen Lukaschenkos.

Nach dem Beginn der Offensive des Kreml gegen die Ukraine am 24. Februar diente Belarus als Basis für die russischen Streitkräfte. Diese versuchten von dort aus die Hauptstadt Kiew einzunehmen, bevor sie sich Ende März wegen des ukrainischen Widerstands zurückzogen. Angesichts massiver westlicher Sanktionen ist die Regierung in Minsk militärisch und wirtschaftlich stark abhängig von Russland.

Die ukrainische Armee hat Erfolgsmeldungen pro-russischer Kämpfer über eine vollständige Umzingelung von Lyssytschansk im Osten des Landes zurückgewiesen. Es gebe zwar heftige Kämpfe um die in der Region Luhansk gelegene Stadt, sagte ein ukrainischer Armeesprecher im Fernsehen. Lyssytschansk sei "aber nicht eingekesselt und weiter unter Kontrolle der ukrainischen Armee". Der Gouverneur des Luhansker Gebiets, Serhij Hajdaj, teilte mit, die Russen versuchten, Lyssytschansk von verschiedenen Seiten aus zu stürmen.

Zuvor hatten die pro-russischen Kämpfer in der Ukraine verkündet, dass sie Lyssytschansk vollständig umzingelt hätten. Zudem gaben die pro-russischen Kämpfer an, gemeinsam mit russischen Soldaten das Gebäude der Stadtverwaltung unter ihre Kontrolle gebracht zu haben. Das sagte der Separatistenvertreter Andrej Marotschko der russischen Agentur Interfax. Ähnliche Mitteilungen über die strategisch wichtige Stadt im Gebiet Luhansk gab es auch von der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti und vom Präsidenten der russischen Teilrepublik Tschetschenien, Ramsan Kadyrow. Unabhängig überprüfen ließen sich diese Angaben nicht.

Lyssytschansk ist der letzte große Ort im Gebiet Luhansk, den die ukrainischen Truppen zuletzt noch gehalten haben. Die Eroberung des Gebiets ist eines der erklärten Ziele Moskaus in dem bereits seit mehr als vier Monaten andauernden Krieg.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Nach russischen Raketenangriffen auf Wohngebiete in einer Küstengemeinde nahe der Hafenstadt Odessa mit mindestens 21 Toten hat die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa von einem Kriegsverbrechen gesprochen. "Wir ergreifen alle notwendigen Ermittlungsmaßnahmen, um die konkreten Personen zu ermitteln, die sich dieses schrecklichen Kriegsverbrechens schuldig gemacht habe" sagte sie, während Ermittler die Trümmer durchkämmten.

Wenediktowa sagte, die Ermittler stellten Fragmente der Raketen sicher, die ein Wohngebäude in der Küstenstadt Serhijiwka getroffen hätten. Es würden auch Messungen vorgenommen, um die Flugbahn der Geschosse zu bestimmen.

Die pro-russischen Kämpfer in der Ukraine haben nach eigenen Angaben die umkämpfte Stadt Lyssytschansk im Osten des Landes vollständig umzingelt. Zusammen mit russischen Truppen seien "heute die letzten strategischen Hügel" erobert worden, sagte ein Vertreter der Separatisten der russischen Nachrichtenagentur Tass. "Damit können wir vermelden, dass Lyssytschansk vollständig eingekreist ist."

Lyssytschansks Nachbarstadt Sjewjerodonezk war nach wochenlangen Gefechten vor einer Woche von russischen Truppen erobert worden. Beide Städte gehören zur Region Luhansk, eine der beiden Teilregionen des Donbass. Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschließend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbass-Teilregion Donezk ins Visier nehmen.

Großbritannien hat nach Berichten über die Gefangennahme zweier weiterer Briten im Osten der Ukraine gegen die Behandlung Kriegsgefangener durch Russland protestiert. "Wir verurteilen die Ausbeutung von Kriegsgefangenen und Zivilisten für politische Zwecke und haben dies gegenüber Russland angesprochen", teilte das Außenministerium in London auf Anfrage mit.

"Wir stehen in ständigem Kontakt mit der ukrainischen Regierung wegen der Fälle und unterstützen die Ukraine vollumfänglich dabei, sie freizubekommen." Konkreter wollte sich das Ministerium nicht äußern.

Zuvor hatte die russische Staatsagentur Tass unter Berufung auf prorussische Separatisten gemeldet, dass zwei Briten wegen "Söldneraktivitäten" angeklagt worden seien. Dabei soll es sich um einen 22-Jährigen handeln, der nach BBC-Angaben in der selbst ernannten "Volksrepublik Donezk" humanitäre Hilfe leisten wollte und bei der Evakuierung einer Familie festgenommen wurde. Der zweite Mann soll ein Freiwilliger sein, der sich der ukrainischen Armee angeschlossen ha.

Wegen desselben Vorwurfs waren bereits zwei Briten und ein Marokkaner, die für die ukrainischen Streitkräfte gekämpft hatten, in dem Separatistengebiet zum Tode verurteilt worden. Sie haben Berufung eingelegt.

Die russischen Truppen haben nach Angaben des Regionalgouverneurs ihre Attacke auf die ukrainische Großstadt Lyssytschansk und das umliegende Gebiet vorangetrieben. Russland versuche, das letzte Bollwerk ukrainischen Widerstands in der Provinz Luhansk im Donbass mit allen Mitteln einzunehmen, sagte Gouverneur Serhij Hajdaj. "Den vergangenen Tag über haben die Besatzer das Feuer mit allen verfügbaren Waffenarten eröffnet", sagte Hajdaj in der Messaging-App Telegram.

Ukrainische Kämpfer versuchen seit Wochen, die Stadt zu verteidigen, um zu verhindern, dass sie wie das benachbarte Sjewjerodonezk vor einer Woche an Russland fällt. Das russische Verteidigungsministerium erklärte, seine Truppen hätten in den vergangenen Tagen die Kontrolle über eine Ölraffinerie am Rande der Stadt übernommen. Hajdaj erklärte dagegen am Freitag, die Kämpfe um die Industrieanlage dauerten an.

Luhansk bildet zusammen mit der Region Donezk den Donbass, das industrielle Kernland der Ukraine. Auf dieses hat Russland seine Offensive seit dem Rückzug aus dem Norden der Ukraine und der Nähe der Hauptstadt Kiew konzentriert.

Palina Milling, Palina Milling, WDR, 02.07.2022 12:00 Uhr

Trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine plädiert Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) für einen offenen Umgang mit russischer Kultur. "Es gibt eine große Verunsicherung, wie mit russischer Kultur umzugehen ist", sagte die Grünen-Politikerin der "Augsburger Allgemeinen". "Ich glaube, dass ein Boykott völlig falsch ist, denn es sind ja oft die russischen Künstler und Künstlerinnen, die versuchen, die letzten Freiräume aufrecht zu erhalten."

Zudem gebe es "so großartige russische Kultur, sei es Musik, sei es Literatur", betonte Roth. "Ich lass mir doch den Tschechow nicht von Putin wegnehmen." Es sei "gnadenlos unterschätzt" worden, "was für ein Gift" Propaganda und Desinformation seien, fügte die Staatsministerin hinzu. "Sie schafft diese Verunsicherung, dass sich niemand mehr eine Meinung bilden kann, weil niemand mehr weiß, wem zu vertrauen ist. Das ist Gift für eine Demokratie."

Roth verwies auf den russisch-deutschen Autor Wladimir Kaminer, der Propaganda als eine der gefährlichsten Waffen überhaupt bezeichnet habe. "Umso mehr sollten wir uns bewusst sein, was unsere Demokratie reich macht", mahnte sie. Die Menschen in der Ukraine kämpften derzeit "für Freiheit und für demokratische Rechte, die für uns selbstverständlich sind".

Gut vier Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs sieht der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo Podoljak eine veränderte Kriegsführung der russischen Armee. "Es ist eine neue Taktik Russlands: Wohnviertel zu attackieren und Druck auf westliche politische Eliten auszuüben, um die Ukraine zu zwingen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen", sagte Podoljak nach Berichten verschiedener Medien in Kiew.

Moskau nehme keine Rücksicht darauf, wie die Welt auf "unmenschliche Angriffe mit Marschflugkörpern auf Wohnviertel reagiere. Diese Taktik werde aber nicht aufgehen. Russland kämpfe nicht, um Gebietsgewinne zu erzielen, sondern um die Ukraine zu zerstören und eine neue Sicherheitsarchitektur in Europa zu schaffen, sagte der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er verstehe nicht, "warum es im Westen immer noch einflussreiche Politiker gibt, die glauben, dass man mit Russland sprechen kann. Das ist Unsinn."

02.07.2022 • 11:11 Uhr

Gauck sieht Zeitenwende eingeleitet

Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck sieht die Zeitenwende, die Bundeskanzler Olaf Scholz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine angekündigt hatte, in wesentlichen Punkten eingeleitet. "Bundeskanzler Scholz handelt vielleicht langsam, aber er handelt“, sagte Gauck der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Bei den internationalen Gipfeln dieser Woche sei sichtbar geworden, "dass es ein gemeinsames, abgestimmtes Handeln gibt".

Wenn Deutschland etwa in Litauen die NATO-Kräfte unter deutscher Führung verstärke, "dann ist es nicht nur ein Symbol, sondern sehr konkret die Stärkung der Verteidigungsbereitschaft", sagte das frühere Staatsoberhaupt. Auch die Lieferung von schweren Waffen an die Ukraine sei ein deutliches Signal dafür, dass der Wandel ernst gemeint ist und "wir nicht wieder zurückfallen in eine Phase des Wunschdenkens."

Gauck sagte, es sei "angemessen, wenn sich Deutschland zu seiner Führungsrolle in Europa bekennt, denn diesem Deutschland geht es nicht um Dominanz, sondern um Kooperation und Partnerschaft". Dass "Wegducken keine Option" ist, werde offenbar auch in den gesellschaftlichen Gruppen, die einer stärkeren Führungsrolle Deutschlands bisher kritisch gegenüberstehen, erkannt, sagte Gauck.

Russland soll bei Raketenangriffen auf die Stadt Slowjansk im Osten der Ukraine mit mindestens vier Toten nach ukrainischen Angaben international geächtete Streumunition eingesetzt haben. Dabei seien in der Nacht zum Samstag zivile Bereiche getroffen worden, in denen es keine Militäranlagen gebe, berichtete Bürgermeister Wadym Ljach im Online-Messengerdienst Telegram. Vier Menschen seien getötet, sieben Menschen verletzt worden.

Als Streumunition werden Raketen und Bomben bezeichnet, die in der Luft über dem Ziel bersten und viele kleine Sprengkörper freisetzen. Ihr Einsatz ist völkerrechtlich geächtet. Die Angaben aus Kampfgebieten lassen sich von unabhängiger Seite kaum überprüfen.

Die Waffenlieferungen an die Ukraine stoßen auf Kritik der evangelischen Theologin Margot Käßmann. Der Angriff Russlands auf die Ukraine sei keine Zeitenwende gewesen, sagte sie im RBB. Vielmehr habe es in den vergangenen Jahren ununterbrochen Kriege gegeben, etwa in Syrien oder im Jemen. Wer sich mit den Kriegen in Ex-Jugoslawien beschäftigt habe, habe auch dort gesehen, wie im Krieg die gesamte Menschlichkeit zusammenbreche.

Es gebe in Deutschland keine deutliche Mehrheit, die Waffenlieferungen an die Ukraine befürwortete, mahnte die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Das hänge auch mit der deutschen Geschichte zusammen. Natürlich sei nachvollziehbar, dass sich ein Angegriffener verteidigen wolle, betonte Käßmann. Die Deutschen sollten aber überlegen, was ihre Stärke in diesem Konflikt sein könne: Es sei zu fragen, ob sie nicht diejenigen sein könnten, die die Diplomatie massiv stärken sollten.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich um Unterstützung aus Südamerika bemüht. Selenskyj telefonierte mit dem argentinischen Präsidenten Alberto Fernández und seinem Kollegen aus Chile, Gabriel Boric. Er wolle die Beziehungen zu dieser wichtigen Region weiterhin aufbauen, schrieb Selenskyj in den sozialen Medien.

Fernández telefonierte 35 Minuten lang mit dem ukrainischen Präsidenten und bot seine Hilfe bei eventuellen Verhandlungen mit Russland an, wie die argentinische Regierung mitteilte. Lateinamerika sei ein Kontinent des Friedens, der Gewalt ablehne und den Dialog zur Lösung von Konflikten fördere, sagte Fernández, der aktuell Vorsitzender der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten ist.

Vor dem Krieg wollte der argentische Präsident die Beziehungen zu Russland noch verbessern: Bei einem Treffen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin Anfang Februar in Moskau sagte Fernández, Argentinien solle für Russland das Eingangstor zu Lateinamerika werden. Später verurteilte Fernández die russische Invasion.

Boric schrieb in den sozialen Medien, er habe in seinem Gespräch mit Selenskyj seine Solidarität und die Bereitschaft Chiles zum Ausdruck gebracht, die Verurteilungen der Invasion in internationalen Organisationen zu bekräftigen. "Die Ukraine hat einen Freund in Südamerika", erklärte er.

Aus der ukrainischen Stadt Mykolajiw gibt es Berichte über Detonationen am frühen Morgen. "Es gibt starke Explosionen in der Stadt! Bleibt in den Schutzräumen!", schreibt Bürgermeister Oleksandr Senkevich in der Messaging-App Telegram. Die Ursache der Explosionen ist noch nicht bekannt.

Grünen-Chef Omid Nouripour geht davon aus, dass die Bundesregierung die steigenden Preise durch weitere Entlastungsmaßnahmen für die Bürger abfangen muss. "Gerade im Herbst und Winter werden die Heizkosten voraussichtlich stark steigen. Und dann werden wir auch über Entlastungen sprechen", sagt Nouripour dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Die Beschäftigten des Konsumgüterkonzerns Henkel könnten im Herbst wieder ins heimische Büro wechseln. Henkel-Chef Carsten Knobel sagte der "Rheinischen Post", der Düsseldorfer Konzern könne damit einen Beitrag zum Einsparen des nach dem russischen Einmarsch in der Ukraine und den folgenden wirtschaftlichen Sanktionen knapp gewordenen Energieträgers Gas leisten. Henkel könne dann die Temperaturen in den Büros stark herunterfahren, während die Beschäftigten zu Hause normal heizen könnten. Eine dauerhafte Lösung dürfe dies aber nicht sein. Es sei insgesamt wichtig, "dass wir bis zum Winter so viel Gas wie möglich einsparen, damit die Speicher dann ausreichend gefüllt sind", unterstrich Knobel.

Die US-Regierung sieht die Rückeroberung der Schlangeninsel als Erfolg für das ukrainische Militär an. Die Behauptung Russlands, der Abzug sei eine Geste des guten Willens gewesen, sei unglaubwürdig, sagte ein ranghoher Vertreter des US-Verteidigungsministeriums. "Die Ukrainer haben es den Russen sehr schwer gemacht, ihre Operationen dort aufrechtzuerhalten", erklärte er dem Pentagon zufolge. Das sei der Grund, warum die Russen die Insel verlassen hätten. Russland hatte die Schlangeninsel kurz nach dem Angriff auf die Ukraine am 24. Februar besetzt.

Dass davor die wenigen ukrainischen Soldaten dem später gesunkenen russischen Kreuzer "Moskwa" empfahlen, sich zum Teufel zu scheren, machte das kleine Eiland berühmt und stärkte die Moral der Ukrainer. Damit ist die Rückeroberung der Insel für sie auch ein symbolischer Erfolg.

Ukraine wirft Russland Phosphorbomben-Angriff auf Schlangeninsel im Schwarzen Meer vor

P. Milling, WDR, B. Buck, tagesschau.de, tagesschau24 09:00 Uhr

Der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, fürchtet einen Totalausfall russischer Gaslieferungen - und appelliert an die Bevölkerung, Energie zu sparen. Die Frage sei, ob aus der bevorstehenden regulären Wartung der Gaspipeline Nord Stream 1 "eine länger andauernde politische Wartung wird", sagte Müller den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

Müller rief alle Haus- und Wohnungsbesitzer dazu auf, ihre Gasbrennwertkessel und Heizkörper rasch zu überprüfen und effizient einstellen zu lassen. "Eine Wartung kann den Gasverbrauch um 10 bis 15 Prozent senken", sagte er. "Das muss jetzt passieren und nicht erst im Herbst." Um Engpässe bei den Handwerkerterminen zu überwinden, rief er alle Handwerker dazu auf, sich auf Heizung und Warmwasserversorgung zu konzentrieren. Außerdem solle in den Familien jetzt schon darüber geredet werden, "ob im Winter in jedem Raum die gewohnte Temperatur eingestellt sein muss - oder ob es in manchen Räumen auch etwas kälter sein kann".

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat den Raketenangriff auf ein Wohnhaus im südukrainischen Gebiet Odessa als "absichtlichen, gezielten russischen Terror" verurteilt. "Es war ein einfaches Haus mit etwa 160 Personen. In ihm lebten gewöhnliche Menschen, Zivilisten", sagte er in einer Videobotschaft.

Bisher seien 21 Tote und etwa 40 Verletzte gezählt worden. "Leider steigt die Zahl der Todesopfer." In dem Gebäude seien weder Waffen noch militärische Ausrüstung versteckt gewesen - "wie russische Propagandisten und Beamte immer über solche Angriffe erzählen". Der Einschlag der drei Raketen sei weder Fehler noch Versehen gewesen.

02.07.2022 • 00:22 Uhr

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Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 02. Juli 2022 um 17:00 Uhr.