Krieg gegen die Ukraine ++ Tote bei Angriffen auf Cherson ++
Bei russischen Angriffen auf Cherson sind mindestens zwei Menschen ums Leben gekommen. Ukrainische Streitkräfte haben nach eigenen Angaben Russlands Flugabwehr auf der Krim "erfolgreich" angegriffen. Alle Entwicklungen im Liveblog.
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Selenskyj sieht erneut Kontrollverlust in Russland
Nach den antisemitischen Gewaltexzessen in der russischen Teilrepublik Dagestan hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj Moskau einen erneuten Kontrollverlust bescheinigt. Russland habe all seine Kräfte mobilisiert, um in seinem Angriffskrieg besetzte ukrainische Gebiete zu halten, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videoansprache. "Doch dabei haben sie ihr eigenes Staatsgebiet mit einem solchen Ausmaß an Hass und Erniedrigung verseucht, dass Russland bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr die Kontrolle über die Ereignisse verliert", meinte der ukrainische Staatschef.
Zuerst seien meuternde russische Söldner in Richtung Moskau marschiert, sagte Selenskyj mit Blick auf den Aufstand des mittlerweile ums Leben gekommenen Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin im Juni. Und nun sei zu beobachten, dass die Macht der Behörden in Dagestan schwinde, meinte Selenskyj weiter.
Putin nutzt Unruhen für Vorwürfe gegen Westen
Der russische Präsident Wladimir Putin hat die antijüdischen Ausschreitungen in der russischen Teilrepublik Dagestan für Vorwürfe gegen den Westen genutzt. Die Ereignisse in Dagestans Hauptstadt Machatschkala seien nicht zuletzt von ukrainischem Gebiet aus inspiriert worden, "durch die Hände westlicher Geheimdienste", sagte Putin bei einer Sitzung zur Sicherheitslage Russlands, die in Ausschnitten im Staatsfernsehen übertragen wurde.
Belege für die Behauptung einer angeblich ausländischen Steuerung des Vorfalls im muslimisch geprägten Nordkaukasus legte er nicht vor.
Dagestan: Ukraine weist russische Vorwürfe zurück
Die Ukraine hat russische Vorwürfe zurückgewiesen, die antisemitischen Exzesse in der Teilrepublik Dagestan im Nordkaukasus angestachelt zu haben. "Die Vorgänge in Machatschkala spiegeln den tief verwurzelten Antisemitismus der russischen Eliten und Gesellschaft wider", schrieb der ukrainische Außenamtssprecher Oleh Nikolenko bei Facebook. Moskau versuche mit seinen Vorwürfen gegen Kiew nur, die Verantwortung abzuschieben. Der Aufruhr sei vielmehr Folge der "russischen Staatspropaganda, die jahrzehntelang unter den Russen das Gefühl von Hass gegen andere Völker kultivierte".
Niederlande liefern F-16-Kampfflugzeuge
Die Niederlande wollen innerhalb der nächsten zwei Wochen der Ukraine die zugesagten F-16-Kampfflugzeuge zur Verfügung stellen. Die Maschinen würden in zwei Wochen im Trainingszentrum in Rumänien sein, teilte Ministerpräsident Mark Rutte am Montag auf der Plattform X - früher Twitter - mit.
In Rumänien sollen ukrainische Piloten für diese Maschinen ausgebildet werden. "Das bedeutet, dass die Ausbildungen der ukrainischen Piloten schnell beginnen können", schrieb Rutte. Rutte sicherte dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die feste Unterstützung der Niederlande zu. "Die schreckliche Situation in Israel und Gaza lenken uns davon nicht ab."
Die Niederlande, Dänemark und Norwegen hatten der Ukraine F-16-Lieferungen zugesichert. Dem Land sollen nach bisherigem Stand mehr als 50 Flugzeuge bereitgestellt werden. Unklar ist noch, wann die Kampfjets tatsächlich auch von der Ukraine eingesetzt werden können.
Russlands versteigert Wohnung der Familie Selenskyj
Russlands Behörden haben einem Medienbericht zufolge die Wohnung der Familie des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj auf der von Moskau annektierten Halbinsel Krim versteigert. Bei einer Auktion sei die etwa 120 Quadratmeter große Immobilie in Jalta für 44,3 Millionen Rubel (440.000 Euro) versteigert worden, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Olena Selenska, die Ehefrau Selenskyjs, hatte die Wohnung, die dieses Jahr von Russland verstaatlicht wurde, 2013 gekauft - rund ein Jahr bevor Russland die Schwarzmeer-Halbinsel annektierte.
Tote und Verletzte bei russischen Angriffen auf Cherson und Odessa
Im Süden der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens zwei Menschen durch russischen Beschuss getötet und ein Dutzend weitere verletzt worden. Am Nachmittag trafen russische Geschosse in einem Dorf in der Region Cherson ein Lagerhaus, töteten einen Mann und verletzten einen weiteren, wie der regionale Militärgouverneur Olexander Prokudin angab. Zuvor beschoss die russische Armee in der gleichnamigen Regionshauptstadt Cherson einen Bus und in dem sieben Passagiere verwundet wurden.
Prokudin zufolge starb in der Nacht zudem eine ältere Frau in der Stadt, nachdem ihre Wohnung in einem mehrstöckigen Wohnhaus getroffen wurde. In mindestens vier Ortschaften der Region Cherson fiel Prokudin zufolge die Stromversorgung nach feindlichem Beschuss aus. Auch die benachbarte Region Odessa wurde zum Ziel russischer Angriffe. So traf ein Marschflugkörper vom Typ Iskander nach Angaben des ukrainischen Militärs im Morgengrauen ein Schiffsreparaturwerk in der Hafenstadt Odessa und verletzte vier Mitarbeiter.
Ukrainer lehnen Wahlen während des Krieges mehrheitlich ab
Eine Mehrheit der Ukrainer hat sich in Umfragen gegen die Abhaltung von Wahlen während des russischen Angriffskrieges ausgesprochen. Einer Veröffentlichung des Kiewer Internationalen Instituts für Soziologie zufolge sind 81 Prozent der befragten Ukrainer für Wahlen erst nach Kriegsende. Für die Abhaltung von Parlaments- und Präsidentschaftswahlen gemäß der in der Verfassung festgelegten Fristen waren demnach nur 16 Prozent der Befragten. Zuvor hatten sich in einer Umfrage der Rating Group ebenso 62 Prozent gegen Wahlen in Kriegszeiten ausgesprochen. Etwas mehr als 30 Prozent hielten Urnengänge auch bei andauerndem Krieg für nötig. Hintergrund ist, dass am vergangenen Sonntag gemäß der ukrainischen Verfassung reguläre Parlamentswahlen hätten stattfinden müssen. Das geltende Kriegsrecht sieht jedoch keine Wahlen vor.
91-Jährige bei russischem Beschuss getötet
Bei russischem Beschuss der südukrainischen Region Cherson ist nach Angaben örtlicher Behörden eine 91-Jährige getötet worden. Die Geschosse hätten ein Wohngebiet getroffen und ein Hochhaus in Brand gesetzt, hieß es in einem von Gouverneur Olexander Prokudin verbreiteten Video. Von einigen Wohnungen seien nur noch Trümmer übrig. Die 91-Jährige wurde nach Angaben ihrer Tochter getötet, als eine Wand ihrer Wohnung im neunten Stock auf sie stürzte. Das Haus sei von einer Rakete getroffen worden, sagte die Tochter dem Sender Radio Liberty. "Ich weiß nicht, ob ich herausgekommen wäre, wenn die Türen nicht weggesprengt worden wären", sagte sie. "Ich wäre da drin auch verbrannt."
Ukrainischer Angriff auf Krim-Stützpunkt
Bei einem Angriff mit Wasserdrohnen und Raketen hat das ukrainische Militär nach eigenen Angaben auf der Schwarzmeerhalbinsel Krim einen Stützpunkt der russischen Flugabwehr getroffen. Es sei "erfolgreich ein strategisch wichtiges Objekt der Flugabwehr an der Westküste" der von Russland 2014 annektierten Krim beschossen worden, heißt es in einer Mitteilung der Streitkräfte.
Moskau bestätigte dies nicht. Stattdessen meldeten die russischen Behörden die Abwehr eines Angriffs von Wasserdrohnen in der Nacht. Kräfte der Schwarzmeerflotte hätten in der Nacht vor der Küste eine Drohnenattacke unterbunden, teilte der von Moskau eingesetzte Gouverneur der Hafenstadt Sewastopol, Michail Raswoschajew, auf Telegram mit.
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete, Stand: 29. Oktober 2023
Erneut Kampfdrohnenangriffe in der Nacht
Russland hat die Ukraine nachts erneut mit Kampfdrohnen angegriffen. In weiten Teilen der Zentralukraine herrschte am späten Sonntagabend zeitweise Luftalarm, wie die Nachrichtenagentur dpa berichtete. Die Luftwaffe teilte mit, dass die Drohnen in Wellen über die Gebiete Winnyzja, Kirowohrad, Tscherkassy und Chmelnyzkyj flogen.
Explosionen wurden aus dem Gebiet Cherson, aber auch aus dem Umland der Hauptstadt Kiew gemeldet. Angaben zu möglichen Treffern durch die Drohnen wie zu Abschüssen durch die ukrainische Flugabwehr gab es am frühen Morgen noch nicht.
Schoigu erhebt Vorwürfe gegen NATO
Der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu wirft westlichen Staaten vor, den Konflikt in der Ukraine auf den asiatisch-pazifischen Raum ausweiten zu wollen. Die NATO verschleiere eine Aufstockung ihrer Streitkräfte in der asiatisch-pazifischen Region mit einem "demonstrativen Wunsch nach Dialog", zitiert die russische Nachrichtenagentur Tass Schoigu in einer Rede beim dreitägigen Xiangshan-Forum für Militärdiplomatie in China.
Die NATO-Staaten förderten ein Wettrüsten in der Region und verstärkten ihre Militärpräsenz sowie die Häufigkeit und den Umfang von Militärübungen, so Schoigu. Gleichzeitig versicherte er, dass Russland die Schwelle für den Einsatz von Atomwaffen nicht senken werde. Die Kündigung des Vertrags über das umfassende Verbot von Nuklearversuchen durch Russland bedeute nicht das Ende des Abkommens.
Der Liveblog vom Sonntag zum Nachlesen
Nach einem Treffen mit Dutzenden Staaten in Malta spricht die Ukraine von einem steigenden Zuspruch für ihre Friedenspläne. Der belarusische Machthaber Lukaschenko sieht die Kriegsparteien in einer Pattsituation.