Zerstörte Armeefahrzeuge bei Balakliya
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Ukraine-Krieg und die Folgen ++ Selenskyj vermeldet massive Geländegewinne ++

Stand: 10.09.2022 23:34 Uhr

Laut Präsident Selenskyj hat die ukrainische Armee bereits "2000 Kilometer Gebiet" zurückerobert. Der ukrainische Außenminister Kuleba erneuerte beim Baerbock-Besuch Kiews Forderung nach Panzern. Die Entwicklungen vom Samstag zum Nachlesen.

10.09.2022 • 23:34 Uhr

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Die ukrainische Armee hat nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj in diesem Monat bereits "2000 Kilometer Gebiet" von den russischen Truppen zurückerobert. "Rund 2000 Kilometer wurden befreit" sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache. Unklar blieb dabei, ob der Präsident über Quadratkilometer sprach.

Am Donnerstag hatte Armeekommandeur Waleryj Saluschnyj erklärt, seine Truppen hätten bisher 1000 Quadratkilometer Land von der russischen Armee zurückerobert. "In den vergangenen Tagen hat uns die russische Armee ihre beste Seite gezeigt - ihre Rückseite", sagte Selenskyj. Es sei "eine gute Wahl für sie, zu fliehen". In der Ukraine gebe es "keinen Platz für die Besatzer".

10.09.2022 • 22:22 Uhr

Enerhodar hat wieder Strom

Die von Russland besetzte Stadt Enerhodar, in der auch das umkämpfte Atomkraftwerk Saporischschja liegt, hat nach ukrainischen Angaben wieder Strom. Nach einem Ausfall der Strom- und Wasserversorgung durch eine Explosion am Mittwoch sei beides wiederhergestellt worden, teilte der ukrainische Bürgermeister von Enerhodar, Dmytro Orlow, mit. Arbeiter des Atomkraftwerks hätten dabei geholfen. Ob der Strom aus dem AKW kam oder von einem nahe gelegenen Wärmekraftwerk, blieb unklar.

Enerhodar und das größte Atomkraftwerk Europas waren in den vergangenen Wochen immer wieder unter Beschuss geraten. Das schürte Sorgen, dass es zu einem Austritt radioaktiver Strahlung kommen könnte. Das AKW wurde infolge der Kämpfe von seiner externen Stromversorgung abgeschnitten, für die Kühlung und andere wichtige Sicherheitsmaßnahmen war es dadurch auf seinen letzten noch funktionierenden Reaktor angewiesen.

Die Ukraine drängt Deutschland zur Lieferung von Kampfpanzern für die Verteidigung gegen die russische Invasion. "Wir sehen keine Hindernisse dafür", sagte Außenminister Dmytro Kuleba nach einem Treffen mit der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne). Bis sich Berlin dazu entschließe, solle Deutschland weiter Artilleriemunition liefern. "Das erhöht spürbar unsere Offensivmöglichkeiten und das hilft uns bei der Befreiung neuer Gebiete", sagte der Chefdiplomat mit Blick auf die laufenden ukrainischen Offensiven im Osten und Süden des Landes.

Baerbock reagierte zurückhaltend auf die ukrainische Forderung. "Wir liefern ja seit längerem bereits schwere Waffen. Und wir sehen, dass diese schweren Waffen auch einen Unterschied mit Blick auf die Unterstützung der Ukraine machen", betonte sie. Konkret nannte Baerbock Mehrfachraketenwerfer, Panzerhaubitzen und Flakpanzer vom Typ Gepard. Von letzteren werde Deutschland schnellstmöglich zehn weitere liefern. Die Außenministerin sagte zudem schweres Gerät zum Aufbau von Brücken und Winterausrüstung zu.

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat in einem Telefonat mit seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj erneut einen Abzug der russischen Truppen aus dem ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja gefordert. Beide Präsidenten hätten ihre Unterstützung für die Arbeit der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) vor Ort bekundet, teilte der Élyséepalast mit.

Russische Streitkräfte halten das ukrainische AKW im Süden des Landes besetzt. Die Lage in dem umkämpften Atomkraftwerk wird laut den internationalen Beobachtern der IAEA vor Ort immer instabiler. Die Anlage hat demnach keine externe Stromversorgung mehr für die Kühlung von Reaktorkernen und Atommüll. Kiew und Moskau machen sich gegenseitig für den Beschuss der Anlage verantwortlich.

Unter dem Druck ukrainischer Gegenoffensiven hat Russland den Rückzug von Truppen im Osten der Ukraine bekannt gegeben. Soldaten sollten aus dem Gebiet Charkiw etwa aus der strategisch wichtigen Stadt Isjum abgezogen werden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow.

Auch aus der Stadt Balaklija, die die Ukrainer schon in der vergangenen Woche als befreit gemeldet hatten, sollen die russischen Truppen demnach abrücken. Offiziell begründet wurde der Abzug damit, dass durch die Umgruppierung die Einheiten im angrenzenden Gebiet Donezk verstärkt werden sollen.

Viele Militärexperten gehen jedoch davon aus, dass die Russen mehr als ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn angesichts des massiven ukrainischen Vorstoßes im Charkiwer Gebiet so stark unter Druck geraten sind, dass sie sich zur Flucht entschieden haben.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron über die Situation im Kernkraftwerk Saporischschja gesprochen und dessen "Entmilitarisierung" gefordert. "Unsere Position ist, dass der einzige Weg, Europa vor einer nuklearen Katastrophe zu schützen, darin besteht, die Anlage zu entmilitarisieren", schrieb Selenskyj auf Twitter.

Russland hat die Verlegung von Truppen im Osten der Ukraine bekanntgegeben. Soldaten sollten aus dem Gebiet Charkiw etwa aus der Stadt Isjum abgezogen werden, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Moskau. Zuvor hatte die ukrainische Seite von erfolgreichen Rückeroberungen im Gebiet Charkiw berichtet.

Russische Luftstreitkräfte haben nach eigenen Angaben eine Tracking-Radarstation der ukrainischen Armee in der Region Mykolajiw und sechs Waffen- und Raketendepots im Osten und Südosten der Ukraine zerstört, zitierte die staatliche Nachrichtenagentur TASS das russische Verteidigungsministerium. Unter Berufung auf das Ministerium heißt es weiter, russische Luftverteidigungssysteme hätten 13 ukrainische Drohnen abgeschossen und fünf HIMARS-Raketen in der Luft zerstört.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

10.09.2022 • 16:27 Uhr

Ukraine verhandelt über Gas-Kredit

Die Ukraine verhandelt über eine Kredittranche in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar von der US-Export-Import-Bank zum Kauf von Erdgas. Das teilte der ukrainische Premierminister Denys Shmyhal auf Telegram nach einem Gespräch mit US-Finanzministerin Janet Yellen mit.

Die Ukraine hat nach Angaben ihrer Streitkräfte die strategisch wichtige Stadt Kupjansk im Osten des Landes von Russland zurückerobert. Ukrainische Spezialkräfte veröffentlichten am Samstag in Online-Netzwerken Bilder, die Offiziere in der 27.000-Einwohner-Stadt rund 100 Kilometer östlich von Charkiw zeigen sollen. Kupjansk "war immer und wird immer ukrainisch sein", schrieben sie dazu.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Ukrainische Einheiten sind in die strategisch wichtigen Stadt Kupjansk in der Region Charkiw vorgedrungen. Das bestätigt der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU. Die im Nordosten des Landes gelegene Stadt stand lange unter russischer Besatzung. Sie ist ein wichtiger Eisenbahn-Knotenpunkt, der für den russischen Nachschub für die Truppen an der Front enorme Bedeutung hat.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Der frühere Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, nennt den Ukraine-Krieg eine totale Katastrophe für Russland und auch für die dortigen jüdischen Gemeinden. "Ein großer Teil der Juden ist schon ausgereist, andere sitzen auf gepackten Koffern", sagte Goldschmidt dem "Tagesspiegel": "Wir sind zurück in einer neuen Sowjetunion." Das Verhältnis zwischen russischen und ukrainischen Juden belaste der Krieg aber nicht. Im vergangenen halben Jahr seien rund 15.000 Juden aus der Ukraine und 25.000 Juden aus Russland nach Israel ausgewandert. "Wir helfen einander, wo wir können. Die Politik der Regierungen in Kiew und Moskau beeinflusst unsere Verbundenheit nicht", sagte der 59-Jährige.

Der gebürtige Züricher und Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz war seit 1993 Oberrabbiner von Moskau. Wegen seiner kritischen Haltung gegenüber dem Krieg hat er Russland im Juli 2022 verlassen müssen.

Außenministerin Annalena Baerbock hat der Ukraine weitere Unterstützung bei der Beseitigung von Minen in ehemaligen Kampfgebieten zugesichert. Neben der Lieferung von Waffen sei dies wichtig, um das Leben von Menschen in den zeitweise von der russischen Armee eingenommenen Gebieten sicherer zu machen, sagte Grünenpolitikerin beim Besuch eines Minenfelds in Welyka Dymerka in der Nähe von Kiew. Ob sie bei ihrem Besuch auch weitere Waffen zusagen werde, wollte Baerbock nicht sagen. Darüber werde sie erst nach ihrem Treffen mit Außenminister Dmytro Kuleba im Laufe des Tages berichten.

Baerbock warf der russischen Armee vor, die Vororte Kiews "mit Minen verseucht" und gezielt Anti-Personen-Minen eingesetzt zu haben, um Zivilisten zu töten. Selbst in Kinderspielzeug seien Minen gefunden worden, "die offensichtlich nichts anderes zum Ziel hatten, unschuldige Menschen, selbst Kinder zu töten".

In Welyka Dymerka unterstützt Deutschland ein ziviles Projekt zur Räumung von Minen. Insgesamt hat die Bundesregierung sechs Millionen Euro für die Kampfmittelbeseitigung durch die Nichtregierungsorganisation HALO bereitgestellt. Die Aufstockung um eine weitere Million ist nach Angaben des Auswärtigen Amts bis Ende des Jahres geplant. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) kündigte diese Woche zudem die Ausbildung ukrainischer Soldaten für die Minenräumung in Deutschland an.

Ukrainische Medien haben ein Foto veröffentlicht, das mehrere Soldaten mit einer ukrainischen Flagge im Zentrum der strategisch wichtigen und bislang von Russlands Truppen besetzten Stadt Kupjansk zeigen soll. Unter Berufung auf Mitglieder von Regional- und Kommunalverwaltung schrieb etwa das Portal Ukrajinska Prawda: "Die ukrainischen Streitkräfte haben Kupjansk befreit." Eine offizielle Bestätigung des Generalstabs gab es dafür zunächst nicht.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

10.09.2022 • 10:03 Uhr

Kupjansk offenbar vor dem Fall

Die ukrainischen Streitkräfte bedrohen nach britischen Erkenntnissen die russischen Besatzer in der strategisch wichtigen Kleinstadt Kupjansk in der Region Charkiw. Sollte der Ort zurückerobert werden, wäre das ein schwerer Schlag für die russischen Truppen, heißt es im jüngsten Lagebericht des britischen Militärgeheimdienstes.

Kupjansk liegt an den russischen Nachschublinien zur Front im Donbass im Osten der Ukraine.

Bei Twitter sind bereits Bilder von ukrainischen Truppen in der Stadt zu sehen. Unklar ist allerdings, wie umfassend ihre Kontrolle über sie ist.

Am Freitagabend hatte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärt, die Truppen seines Landes hätten in der Region Charkiw mehr als 30 Siedlungen von Russland zurückerobert.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

10.09.2022 • 10:03 Uhr

Baerbock in Kiew

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock ist zum zweiten Mal seit Beginn des russischen Angriffskriegs zu einem Besuch in Kiew eingetroffen. "Ich bin heute nach Kiew gereist, um zu zeigen, dass sie sich weiter auf uns verlassen können", sagte sie mit Blick auf die Menschen in der Ukraine. Berlin werde Kiew "weiter beistehen, so lange es nötig ist – mit der Lieferung von Waffen, mit humanitärer und finanzieller Unterstützung".

10.09.2022 • 10:03 Uhr

Bundeswehr bei Übung in Estland

Spezialisierte Kräfte von Luftwaffe und Marine sollen in Estland den Schutz von kritischer Infrastruktur des östlichen NATO-Partners trainieren. An der Übung "Baltic Tiger 2022" im Oktober werden sich nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa in der Spitzenzeit mehr als 150 Bundeswehrsoldaten und -soldatinnen beteiligen. Zum Trainingsprogramm gehört auch die Absicherung von Verbindungswegen sowie von Truppen "auf dem Marsch", wie sie bei der Verlegung von Verstärkungskräften nötig sein kann.

Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine will die NATO einen verstärkten Schutz der Bündnispartner an der Ostflanke sicherstellen. Die Übung soll nun ein deutliches Signal der Rückversicherung sein. Die Luftwaffe beteiligt sich seit Jahren an der Sicherung des NATO-Luftraums über dem Baltikum, die Deutsche Marine an der Räumung von verbliebenen Weltkriegsseeminen vor den baltischen Küsten.

10.09.2022 • 10:03 Uhr

Liveblog vom Freitag zum Nachlesen

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 10. September 2022 um 23:15 Uhr.