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Krieg in Nahost ++UN-Gericht lehnt Antrag zum Schutz von Rafah ab ++

Stand: 16.02.2024 23:17 Uhr

Südafrika ist mit einem Eilantrag gegen Israels geplante Rafah-Offensive beim Internationalen Gerichtshof in Den Haag gescheitert. Israel erhebt neue Vorwürfe gegen UNRWA-Mitarbeiter. Der Liveblog vom Freitag zum Nachlesen.

16.02.2024 • 23:17 Uhr

Ende des Liveblogs

Hiermit schließen wir unseren Liveblog. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Mehrere Dutzend Menschen haben am Grenzübergang Rafah im südlichen Gazastreifen versucht, einen Lastwagen mit Hilfslieferungen zu erstürmen. Die Polizei schritt ein und vertrieb die Menge, teilte die von der islamistischen Hamas kontrollierte örtliche Behörde mit.

Videoaufnahmen, die in sozialen Medien geteilt wurden, zeigten Menschen, die in den Abfertigungsbereich des Grenzübergangs eindrangen. Es sind Schüsse zu hören und schwarzer Rauch zu sehen. Augenzeugen berichteten, dass die von der Hamas gestellte Polizei in die Menge geschossen habe und einen Jugendlichen getötet habe. Die Behörde wollte dies bislang nicht bestätigen. 

Das oberste UN-Gericht in Den Haag hat einen südafrikanischen Antrag abgelehnt, dringende Maßnahmen zum Schutz von Rafah im Gazastreifen zu verhängen. Das Gericht betonte aber auch, dass Israel frühere Entscheidungen respektieren müsse. Der Internationale Gerichtshof erklärte, dass die "gefährliche Lage" in Rafah die sofortige und wirksame Umsetzung der vom Gerichtshof im Januar genannten vorläufigen Maßnahmen erfordert, die im gesamten Gazastreifen, einschließlich Rafah, gelten. Das Gericht fügte hinzu, dass Israel weiterhin verpflichtet sei, der Völkermordkonvention nachzukommen, einschließlich der Gewährleistung der Sicherheit der Palästinenser im Gazastreifen. Die israelische Regierung hat sich dazu noch nicht geäußert.

Südafrika hatte am vergangenen Dienstag einen Dringlichkeitsantrag beim Internationalen Gerichtshof eingereicht, um zu prüfen, ob Israels Militäroperationen gegen die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens gegen vorläufige Anordnungen verstoßen. Das Gericht hatte die Anordnungen letzten Monat in einem Fall wegen Völkermordvorwurfs erlassen.

US-Präsident Joe Biden hat Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu zu einem vorübergehenden Waffenstillstand gedrängt. Biden sagt zu Journalisten, er habe darüber in den vergangenen Tagen ausführliche Gespräche mit Netanyahu geführt. Biden plädiere dafür, dass es eine Feuerpause zwischen Israel und der militant-islamistischen Hamas geben müsse, um die israelischen Geiseln im Gazastreifen zu befreien.

Im Roten Meer ist offenbar erneut ein Schiff angegriffen worden. Die Besatzung des Frachters habe einen Raketenangriff vor der Küste des Jemen gemeldet, teilte die britische Behörde für Seehandel (UKMTO) auf X, vormals Twitter, mit:

Das Geschoss sei in unmittelbarer Nähe des Schiffs eingeschlagen, das nordwestlich des Hafens Mokka unterwegs war. Die Besatzung sei in Sicherheit. Die britische Sicherheitsfirma Ambrey teilte mit, der Tanker, der unter der Flagge Panamas fahre, sei bei dem Angriff nordwestlich des Hafens Mokka "leicht beschädigt" worden. Ein anderes Schiff habe nach der Explosion seine Fahrtrichtung geändert und sich von dem Tanker entfernt.

Die vom Iran unterstützte Huthi-Miliz im Jemen verübt seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas regelmäßig Attacken auf Schiffe im Roten Meer.

Israel hat weitere Vorwürfe gegen das UN-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten, UNRWA, erhoben. Es gebe bedeutende Geheimdienstinformationen, wonach mehr als 30 Mitarbeiter des Hilfswerks am Hamas-Massaker in Israel beteiligt gewesen sein könnten, sagte Israels Verteidigungsminister Joav Galant. Sie hätten etwa Geiselnahmen ermöglicht und israelische Gemeinden geplündert. 

Zudem hätten 1.468 der insgesamt 13.000 UNRWA-Beschäftigten im Gazastreifen Verbindungen zur Hamas oder dem Palästinensischen Islamischen Dschihad (PIJ), teilte Galant weiter mit. Dies entspreche zwölf Prozent der Mitarbeiter vor Ort. Galant sagte weiter, dass 185 Mitarbeiter des UN-Hilfswerks im militärischen Arm der Hamas und 51 im militärischen Arm des PIJ aktiv seien. "UNRWA ist tief in Terroraktivitäten verstrickt."

Galant gab auch die Identität der zwölf UNRWA-Beschäftigten bekannt, denen Israel bereits zuvor vorgeworfen hatte, in den Terrorangriff am 7. Oktober in Israel verwickelt gewesen zu sein. Mehrere westliche Länder hatten wegen der Anschuldigungen vorübergehend die Zahlungen an das Hilfswerk eingestellt, darunter die beiden größten Geldgeber, die USA und Deutschland. UN-Generalsekretär António Guterres versprach umfassende Aufklärung.

Israels Armee hat laut Verteidigungsminister Joav Galant im Nahost-Krieg den Großteil der militärischen Abteilungen der militant-islamistischen Hamas im Gazastreifen zerschlagen. "Es gab 24 regionale Bataillone in Gaza – wir haben 18 davon aufgelöst", sagte Galant. Das Militär geht eigenen Angaben zufolge davon aus, dass jedes dieser Bataillone jeweils rund 1.000 Mitglieder hat. 

Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu hatte kürzlich mitgeteilt, in Rafah nahe der ägyptischen Grenze gebe es noch vier Hamas-Bataillone. Die Armee plane derzeit Einsätze in der Stadt im Süden des Küstengebiets, sagte Galant weiter. Mitglieder des militärischen Arms der Hamas kämpfen nach der Zerschlagung ihrer Bataillone Medienberichten zufolge als Guerilla-Truppen weiter. Zellen, die nur aus wenigen Mitgliedern bestünden, tauchten aus Tunneln auf und griffen israelische Soldaten an.

"Sobald dieser Krieg vorbei ist, wird es in Gaza keine Hamas mehr als Militärmacht geben", sagte Galant. "Weder Israel noch die Hamas werden die Kontrolle über Gaza haben."

Der Generalsekretär der Hisbollah im Libanon hat Israel angedroht, "mit Blut" für die Tötung von Zivilisten im Südlibanon zu bezahlen. "Wir tolerieren keine Schädigung von Zivilisten, und der Feind muss verstehen, dass er in dieser Angelegenheit zu weit gegangen ist", sagte der Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah in einer Ansprache. Er verwies darauf, dass die Miliz über Raketen verfüge, die das gesamte israelische Territorium erreichen könnten. "Die Front im Südlibanon wird nicht aufhören", so Nasrallah.

Bei israelischen Angriffen im Südlibanon wurden am Mittwoch libanesischen Angaben zufolge mindestens neun Zivilisten getötet. Darunter sollen auch Kinder gewesen sein. Dem israelischen Militär zufolge wurde bei einem Angriff auch einen hochrangigen Kommandeur der Schiitenorganisation getötet. Die israelischen Angriffe erfolgten als Reaktion auf einen Raketeneinschlag in einer Militärbasis in Safed im Norden Israels am Mittwoch, bei dem eine 20 Jahre alte Soldatin getötet wurde.

16.02.2024 • 17:28 Uhr

Feuerpause zum Fastenmonat Ramadan?

Die indirekten Verhandlungen Israels mit der militant-islamistischen Hamas über eine Feuerpause und Geiselfreilassung könnten im muslimischen Fastenmonat Ramadan die Waffen zum Schweigen bringen. Trotz des schleppenden Vorankommens der Gespräche würden Unterhändler der beiden Seiten sowie internationale Vermittler darauf hinarbeiten, dass eine vorläufige Waffenruhe mit dem Ramadan zusammenfällt, der am 10. März beginnt, schrieb die israelische Tageszeitung Haaretz unter Berufung auf nicht näher genannte diplomatische Quellen.

Israel und die Hamas verhandeln unter der Federführung von Vermittlern aus Ägypten, Katar und den USA über eine befristete Waffenruhe in dem seit mehr als vier Monaten andauernden Nahostkrieg.

Israel hat nach eigenen Angaben mehr als 20 Hamas-Angreifer vom 7. Oktober festgenommen. Die Festnahmen erfolgten bei einem Einsatz im Nasser-Krankenhaus im Süden des Gazastreifens, wie die israelische Armee mitteilte. Die Truppen "entdeckten Waffen im Krankenhaus und nahmen Dutzende Terrorverdächtige fest, darunter mehr als 20 Terroristen, die an dem Massaker vom 7. Oktober beteiligt waren", erklärte die Armee.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat mit seinem israelischen Kollegen Izchak Herzog über den Nahost-Krieg und die Lage in der Region beraten. Bei einem Treffen in Berlin sprachen sie nach Angaben des Bundespräsidialamts auch über die dramatische humanitäre Lage im Gazastreifen, die Situation der von der Hamas entführten Geiseln und über regionale Eskalationsrisiken. "Wir brauchen eine politische Perspektive für das Ende des Kriegs, für die Sicherheit Israels und die Würde der Palästinenser", betonte Steinmeier nach Angaben einer Sprecherin. "Je länger der Krieg, desto geringer die Chancen darauf."

Frank-Walter Steinmeier (r.), Izchak Herzog

Bundespräsident Steinmeier warb bei dem Treffen mit Israels Präsident Herzog für eine Fortsetzung der Gespräche zur Freilassung von Geiseln inklusive einer Waffenruhe.

Steinmeier habe auch für eine Fortsetzung der Gespräche zur Freilassung von Geiseln inklusive einer zumindest zeitlich begrenzten Waffenruhe geworben. Es war das zweite Treffen der gut miteinander befreundeten Präsidenten seit dem Überfall der terroristischen Hamas auf Israel Anfang Oktober. Ende November war Steinmeier in Israel gewesen. Dabei verschaffte er sich im Kibbuz Beeri auch selbst einen Eindruck von den Zerstörungen.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich tief besorgt über das Eindringen israelischer Soldaten in das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis im umkämpften Gaza-Streifen geäußert. Die WHO fürchte um die Sicherheit der Patienten, des medizinischen Personals und der Zivilbevölkerung, die sich in dem Krankenhaus aufhalte, sagte ein Sprecher in Genf.

Der Entzug lebensrettender Pflege und die erzwungene Verlegung von Kranken und Verletzten drohten deren Zustand zu verschlechtern und könne sogar zum Tod führen. Die Gesundheit der Patienten müsse Vorrang haben, und eine ununterbrochene Versorgung in einer sicheren Umgebung müsse gewährleistet sein. Schwerverletzte und Kranke seien in dem Nasser-Komplex verblieben. Treibstoff sei dringend nötig, um lebensrettende Maßnahmen fortzusetzen.

Ein Palästinenser hat in der südisraelischen Stadt Aschdod zwei Männer getötet und vier weitere Menschen verletzt. Der Angreifer sei zu einer zentral gelegenen Kreuzung gefahren und habe dort das Feuer auf eine Gruppe von Zivilisten eröffnet, teilte die Polizei mit. Eine Zivilperson habe den Mann dann mit einer Schusswaffe getroffen.

Das Kaplan-Krankenhaus in der nahe gelegenen Stadt Rehowot teilte mir, zwei Männer seien noch am Tatort gestorben, zwei weitere Menschen würden in dem Krankenhaus behandelt. Online waren Bilder im Umlauf, die den mutmaßlichen Angreifer blutüberströmt zeigten. Über die Identität und das Motiv des mutmaßlichen Angreifers ist nichts bekannt.

UN-Generalsekretär António Guterres hat Israel vor den Folgen einer militärischen Großoffensive in Rafah im Süden des Gazastreifens gewarnt. "Rafah steht im Zentrum des ganzen humanitären Hilfseinsatzes. Eine umfassende Offensive gegen die Stadt wäre für die 1,5 Millionen palästinensische Zivilisten dort, die schon jetzt ums Überleben kämpfen, verheerend", sagte Guterres auf der Münchner Sicherheitskonferenz.

Er habe wiederholt die Freilassung aller Geiseln und eine humanitäre Feuerpause gefordert. "Das ist der einzige Weg, um die Hilfslieferungen nach Gaza massiv hochzufahren", so Guterres. Der UN-Generalsekretär sagte, die skrupellosen Terrorangriffe der islamistischen Hamas vom 7. Oktober seien durch nichts zu rechtfertigen. Und nichts könne die kollektive Bestrafung des palästinensischen Volkes durch die militärische Antwort Israels rechtfertigen. Die Situation in Gaza sei eine entsetzliche Anklage und Zeichen der Sackgasse, in die die internationalen Beziehungen steuerten.

"Das Ausmaß des Todes und der Zerstörung sind an sich schon schockierend. Der Krieg überschreite auch Staatsgrenzen in der Region und habe Folgen für den globalen Handel", warnte er. Der Hilfseinsatz im Gazastreifen hänge praktisch "an lebenserhaltenden Maschinen", sagte Guterres. "Die Helfer arbeiten unter unvorstellbaren Bedingungen, darunter Beschuss, verschiedene Behinderungen und israelische Restriktionen und der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung."

Die Regierung hat den Einsatz der Bundeswehr im Roten Meer und am Horn von Afrika zur Sicherung der Schifffahrtswege gebilligt. Das Kabinett habe der Teilnahme im Rahmen der EU zugestimmt, sagte ein Regierungssprecher. Für den Einsatz gelte eine Obergrenze von 700 Soldaten. Auch das Ja des Bundestages ist noch erforderlich, das für nächsten Freitag geplant ist und als sicher gilt. Zur Sicherung der Seewege ist die Fregatte Hessen bereits ausgelaufen und auf dem Weg in die Region.

Die Huthi-Milizen im Jemen greifen immer wieder Schiffe im Roten Meer an, wenn die Transporte nach ihrer Darstellung eine Verbindung zu Israel haben. Sie wollen so die Hamas im Gazastreifen unterstützen.

Der Hohe Kommissar für Menschenrechte der UN, Filippo Grandi, warnt, die Flucht von Palästinensern aus dem Gazastreifen nach Ägypten würde ein Desaster werden. Das gelte für die Palästinenser, für Ägypten und für einen künftigen Frieden, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. "Die Ägypter haben gesagt, dass die Menschen im Gazastreifen bleiben sollen, und daran arbeiten wir." Nach unbestätigten Berichten wird in Ägypten ein Flüchtlingslager errichtet.

Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell will Deutschland und die anderen EU-Staaten zu einem gemeinsamen Appell an die israelische Regierung bewegen. Ziel sei es, formal darum zu bitten, keine neue Militäroffensive im Süden des Gazastreifens zu starten, sagte Borrell am Rande der Münchner Sicherheitskonferenz. Er hoffe, dass es im Kreis der 27 EU-Staaten die erforderliche Einstimmigkeit dafür geben werde.

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich "sehr besorgt" über die möglichen Folgen einer geplanten israelischen Militäroffensive in Rafah im südlichen Gazastreifen gezeigt. "Erst wurde die palästinensische Zivilbevölkerung aufgefordert, in den Süden zu fliehen, um Sicherheit zu finden. Und jetzt gibt es keine guten Fluchtalternativen in Gaza mehr", sagte Scholz der "Süddeutschen Zeitung" laut Vorabmeldung.

Israel habe das Recht, sich gegen die Hamas zu verteidigen, fuhr der Kanzler fort. Das Land müsse sich jedoch "an die Regeln des Völkerrechts halten". Scholz mahnte zu einer Verbesserung der humanitären Situation im Gazastreifen. Er habe Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu "mehrfach aufgefordert, die humanitäre Lage erheblich zu verbessern", sagte der Bundeskanzler weiter. "Nach wie vor gibt es aber zu wenige Hilfslieferungen." Mehr als eine Million Menschen müssten versorgt werden.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) versucht nach eigenen Angaben nach dem israelischen Einsatz Zugang zum Nasser-Krankenhaus zu erhalten. "Im Krankenhaus befinden sich immer noch schwer verletzte und kranke Patienten", sagte WHO-Sprecher Tarik Jasarevic laut Nachrichtenagentur Reuters. "Es besteht dringender Bedarf an Treibstofflieferungen, um die weitere Bereitstellung lebensrettender Dienste zu gewährleisten."

Israel hat den Internationalen Gerichtshof aufgerufen, einen Eilantrag Südafrikas gegen die geplante Ausweitung der Militäroffensive in Rafah zurückzuweisen. Die Einwände Südafrikas seien haltlos, heißt es in einer Stellungnahme Israels, die der Gerichtshof am Donnerstagabend auf seiner Website veröffentlichte. 

Nach der Ankündigung der Offensive in Rafah hatte Südafrika Anfang der Woche einen Eilantrag gestellt. Das Weltgericht solle die Rechtmäßigkeit dieser Operation prüfen und klären, ob diese nicht gegen die Anordnung von Ende Januar verstoße. Das Gericht hatte Israel aufgetragen, alles zu tun, um einen Völkermord im Gazastreifen zu verhindern. Südafrika wirft Israel die Verletzung der Völkermordkonvention vor. 

Nach dem Einsatz israelischer Truppen im Nasser-Krankenhaus in Chan Yunis sind auf der Intensivstation nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums im Gazastreifen vier Menschen gestorben. Die Stromversorgung sei unterbrochen worden, so dass die Patienten keinen Sauerstoff mehr erhalten hätten, teilte das Ministerium mit. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Zuvor hatte es gewarnt, sechs Menschen auf der Intensivstation und drei Frühgeborene in Brutkästen seien gefährdet, weil der Treibstoff für Notstromaggregate zur Neige gehe. Das Ministerium erklärte, nachdem die israelische Armee das Krankenhaus gestürmt und unter ihre Kontrolle gebracht habe, sei sie jetzt für das Leben der Patienten und Angestellten dort verantwortlich. Stunden bevor Soldaten das Spital besetzten, waren nach Angaben von Mitarbeitern ein Patient getötet und sechs weitere verletzt worden.

Im Gazastreifen ist nach Angaben der israelischen Armee ein weiterer Soldat getötet worden. Damit stieg die Zahl der in dem Küstenstreifen getöteten israelischen Soldaten seit dem Beginn der Bodenoffensive gegen die Hamas auf 233, erklärte das israelische Militär.

Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben seine Angriffe gegen die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen fortgesetzt. Dabei seien in den vergangenen 24 Stunden im gesamten Küstenstreifen zahlreiche Kämpfer der Terrormiliz getötet worden, teilte die Armee mit. Unter anderem seien Kommandozentralen, militärische Einrichtungen und Abschussrampen angegriffen worden. 

Allein in der seit Wochen heftig umkämpften südlichen Stadt Chan Yunis seien ein Dutzend Kämpfer getötet worden, hieß es. Auch im Zentrum des von Israel abgeriegelten Küstenstreifens seien mehrere Kämpfer getötet worden. Sämtliche Angaben des israelischen Militärs ließen sich nicht unabhängig überprüfen. 

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch Stellen der palästinensischen und der israelischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage zum Teil nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Israel wird sich nach den Worten von Ministerpräsident Benjamin Netanyahu nicht zu einer Zweistaatenlösung zwingen lassen. "Israel lehnt das internationale Diktat hinsichtlich einer dauerhaften Regelung mit den Palästinensern kategorisch ab", schrieb er auf der Plattform X. Eine solche Regelung könne nur durch direkte Verhandlungen zwischen den Parteien und ohne Vorbedingungen erreicht werden. Israel werde sich auch gegen die einseitige Anerkennung eines palästinensischen Staates wehren.

Israel hat laut einem Zeitungsbericht die Sorge, die USA könnten im Rahmen der Bemühungen um eine Zweistaatenlösung einen palästinensischen Staat auch ohne Zustimmung Israels anerkennen. Die israelische Zeitung "Maariv" schrieb kürzlich, Israel sehe "intensive Aktivitäten" der US-Regierung mit dem Ziel einer Einigung des Westjordanlands und des Gazastreifens unter einer palästinensischen Regierung.

Dem US-Präsidialamt zufolge hat US-Präsident Joe Biden Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu vor einer Militäroperation im Süden des Gazastreifens gewarnt. Biden habe Netanyahu in einem Telefonat erneut darauf hingewiesen, dass Israel ohne einen Plan zum Schutz der palästinensischen Zivilbevölkerung keine Militäraktion in Rafah starten könne.

Sie sprachen auch über die laufenden Geiselverhandlungen, so das Weiße Haus. Der US-Präsident habe versichert, sich weiterhin für die Befreiung der Geiseln einzusetzen zu wollen.

Ägypten baut aus Sorge vor einer Massenflucht aus dem Gazastreifen im Fall einer Bodenoffensive Israels in Rafah einem Medienbericht zufolge in der Wüste ein massives Auffanglager umzäunt von hohen Betonmauern. In dem nahe der Grenze zum Gazastreifen in der ägyptischen Wüste Sinai gelegenen Lager könnten mehr als 100.000 Menschen in Zelten untergebracht werden, berichtete die Zeitung "Wall Street Journal" unter Berufung auf ägyptische Beamte und Sicherheitsanalysten.

Seit Wochen versucht Ägypten, die Sicherheit entlang der Grenze zum Gazastreifen mit Soldaten, Zäunen und gepanzerten Fahrzeugen zu erhöhen, um zu verhindern, dass es zu einem Ansturm verzweifelter Palästinenser auf die Halbinsel Sinai kommt. Das geplante Lager sei Teil eines Notfallplans für den Fall, dass einer großen Zahl von Palästinensern eine solche Flucht gelingt.

Der Gouverneur der ägyptischen Region Nordsinai habe am Donnerstag erste Berichte über den Bau eines potenziellen Flüchtlingslagers für Palästinenser dementiert und erklärt, die Aktivitäten in dem Gebiet seien Teil einer Bestandsaufnahme der Häuser, die während Ägyptens vergangener Militärkampagne gegen die Extremisten des Islamischen Staates in dem Gebiet zerstört worden seien, hieß es.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

Israel hat die Vereinten Nationen aufgefordert, die Verteilung von Hilfsgütern für die Menschen im Gazastreifen zu verbessern. Seit Tagen würden Hunderte Lastwagen-Ladungen mit humanitären Hilfsgütern am Grenzübergang Kerem Schalom nicht abgeholt, schrieb die für Kontakte mit den Palästinensern und humanitäre Hilfe zuständige israelische Cogat-Behörde auf der Plattform X.

Dazu stellte sie Fotos, die den Inhalt von 500 Lastwagen mit Hilfsgütern auf der Gaza-Seite von Kerem Schalom nach erfolgter Inspektion durch Israel zeigen sollen, die darauf warteten, von den UN abgeholt und verteilt zu werden.

Hilfsorganisationen werfen Israel vor, die Verteilung von Hilfsgütern zu blockieren und warnen vor einer Hungerkatastrophe in Gaza.  Die Cogat-Behörde hat dies jedoch wiederholt dementiert. Israel kontrolliere mehr Lastwagen als letztlich von den Vereinten Nationen abgefertigt und weitergeleitet würden, lautet die Darstellung von Cogat.

Der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, beschreibt die Lage im Gazastreifen als so schlimm, dass sie mit Worten nicht mehr auszudrücken sei. "Ich kann die Situation im Gazastreife nicht einmal beschreiben. Wenn dieser Angriff auf Rafah stattfindet, denke ich, dass es eine weitere Katastrophe wäre, eine ernste, ernste Katastrophe", schrieb der WHO-Chef auf X, vormals Twitter.

Bei ihrem Israel-Besuch hat Bundesaußenministerin Baerbock einen Schutzkorridor für Rafah gefordert, um die Zivilbevölkerung in Sicherheit zu bringen. Hilfsorganisationen warnen vor einer Hungersnot im Gazastreifen. Die Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. Februar 2024 um 18:00 Uhr.