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Nahost-Krieg ++ Blinken will für Geisel-Deal werben ++

Stand: 02.02.2024 22:25 Uhr

US-Außenminister Blinken will sich auf seiner bevorstehenden Nahost-Reise um eine Freilassung der Geiseln bemühen. Das belgische Außenministerium hat den israelischen Botschafter nach einbestellt. Die Entwicklungen vom Freitag zum Nachlesen.

03.02.2024 • 01:10 Uhr

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Die USA haben offenbar begonnen, Vergeltungsschläge auf Syrien und den Irak auszuführen, wie drei US-Vertreter der Nachrichtenagentur Reuters sagen. Syrische Staatsmedien melden US-Angriffe auf Gebiete in Syrien.

US-Präsident Joe Biden hat der Ankunft der sterblichen Überreste von drei bei einem Drohnenangriff in Jordanien getöteten US-Soldaten beigewohnt. Sechs Soldaten in Tarnuniformen, weißen Handschuhen und dunklen Baretts trugen die mit US-Flaggen bedeckten Transportsärge auf einem Luftwaffenstützpunkt im US-Bundesstaat Delaware einzeln aus dem Flugzeug.

Biden wurde von seiner Frau Jill begleitet und sah dem Militärritual mit ernster Miene und einer Hand auf dem Herzen zu. Die Angehörigen der getöteten Soldaten sahen von einem von der Presse abgeschirmten Areal aus zu. Auch Verteidigungsminister Lloyd Austin und Generalstabschef Charles Q. Brown waren zugegen.

Joe Biden bei der Ankunft von Särgen getöteter US-Soldaten

US-Präsident Biden sieht zu, wie US-Soldaten eine mit einer Flagge bedeckte Transportkiste mit den sterblichen Überresten eines Soldaten auf der Dover Air Force Base in Dover, Delaware, tragen.

Die Soldaten William Rivers, Kennedy Sanders und Breonna Moffett aus dem US-Bundesstaat Georgia waren bei einem Drohnenangriff auf einen US-Stützpunkt in Jordanien nahe der Grenze zu Syrien getötet worden. Das Weiße Haus beschuldigt die vom Iran unterstützte Gruppe Islamischer Widerstand im Irak, die Attacke ausgeführt zu haben. Biden hat Vergeltung angekündigt, aber keine weiteren Angaben zum Zeitpunkt oder den Zielen gemacht.

Die Huthi-Miliz im Jemen hat laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters bestätigt, ballistische Raketen Richtung Israel abgeschossen zu haben. Deren Ziel sei Eilat im Süden Israels gewesen. Israels Militär hatte zuvor gemeldet, Boden-Boden-Raketen, die aus der Gegend des Roten Meeres abgefeuert worden sein sollen, abgefangen zu haben.

US-Außenminister Antony Blinken wird von Sonntag bis Donnerstag in den Nahen Osten reisen. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters unter Verweis auf eine Mitteilung des US-Außenministeriums. Blinken wolle sich für die Freilassung der noch von der Terrororganisation Hamas festgehaltenen Geiseln einsetzen und eine humanitäre Pause im Gazastreifen erwirken. Die Reise soll Blinken nach Israel, in das Westjordanland, nach Saudi-Arabien, Ägypten und Katar führen.

Eine der weltgrößten Transportreedereien, die französische CMA-CGM-Gruppe, soll einem Insider zufolge vollständig auf die Route durch das Rote Meer verzichten. Das meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Angesichts der fortwährenden Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe werde der Verkehr durch die Schifffahrtsstraße Bab al-Mandab zwischen dem Roten Meer und dem Golf von Aden ausgesetzt, sagt eine mit der Sache vertraute Person. Die CMA CGM hat bereits einige Schiffe auf der Asien-Europa-Route wie andere Reedereien auf den längeren Weg um die Südspitze Afrikas umgeleitet.

Israel hat nach eigenen Angaben mit seinem "Arrow"-Luftabwehrsystem eine vom Gebiet des Roten Meeres auf israelisches Territorium abgefeuerte Boden-Boden-Rakete erfolgreich abgefangen. Das teilt das israelische Militär mit. Die Mitteilung des Militärs enthält keine Einzelheiten über den Ursprung des Abschusses.

Die mit dem Iran verbündeten Huthi-Rebellen im Jemen haben seit dem 19. November Drohnen und Raketen auf Frachtschiffe im Roten Meer abgefeuert. Sie wollen damit die militant-islamistische Hamas im Gazastreifen unterstützen.

Im Gazastreifen ist nach einer neuen Auswertung des UN-Satellitenzentrums (UNOSAT) innerhalb der vergangenen drei Monate nahezu jedes dritte Gebäude (rund 30 Prozent) zerstört oder beschädigt worden. Dafür wertete das Zentrum Satellitenbilder vom 6. und 7. Januar aus und verglich sie mit Aufnahmen von Mai, September, Oktober und November 2023. Nach Angaben von UNOSAT sind gut 22.000 Gebäude aller Art zerstört, gut 14.000 schwer und fast 33.000 leicht beschädigt worden. Betroffen seien fast 94.000 Wohneinheiten.

Im Vergleich zur ersten UNOSAT-Auswertung Ende November wurden neue Schäden vor allem in den Bezirken Gaza und Chan Yunis dokumentiert. Dort seien seit dem 26. November gut 22.000 Gebäude zerstört oder beschädigt worden. UNOSAT ist Teil des UN-Instituts für Training und Forschung (UNITAR). Es unterstützt alle UN-Organisationen und die UN-Mitgliedsländer bei Bedarf mit der Auswertung von Satellitenaufnahmen.

Israel will nach eigenen Angaben nur die Infrastruktur extremistischer Gruppen zerstören, keine zivilen Einrichtungen. Terroristen nutzten solche Einrichtungen, um von dort aus Ziele in Israel anzugreifen oder um dort Waffen zu lagern.

Irans Präsident Ebrahim Raisi hat die USA nach dem Tod dreier US-Soldaten bei einem Drohnenangriff in Jordanien scharf vor einer möglichen Vergeltung gewarnt. "Wir haben vielmals gesagt, dass wir nicht Urheber eines Krieges sein werden, aber wenn ein Land, eine grausame Macht, uns einschüchtern will, wird die Islamische Republik Iran entschlossen reagieren", sagte Raisi bei einem Besuch eines Marinestützpunktes der Revolutionsgarden.

Die iranische "militärische Macht in der Region war und ist keine Bedrohung für irgendein Land", sagte Raisi bei seinem Rundgang weiter. Hingegen sei sie eine Quelle der Sicherheit, auf die sich die Länder in der Region verlassen könnten. "Heute ist der Feind nicht in der Lage, etwas gegen uns zu unternehmen, weil er weiß, dass unsere Streitkräfte stark und fähig sind", fuhr der iranische Präsident fort.

Bei dem Angriff auf einen Stützpunkt in Jordanien nahe der Grenze zu Syrien waren in der Nacht zum Sonntag drei US-Soldaten getötet und Dutzende weitere verletzt worden. US-Präsident Joe Biden hatte "radikale, vom Iran unterstützte militante Gruppen" für die Attacke verantwortlich gemacht. Teheran hatte jegliche Verbindung zu dem Angriff von sich gewiesen. 

Die Zahl der im Gazastreifen getöteten Menschen ist seit Kriegsbeginn palästinensischen Angaben zufolge auf 27.131 gestiegen. Die Mehrheit von ihnen seien Frauen, Kinder oder Jugendliche gewesen, teilte die von der militant-islamistischen Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde mit. Demnach wurden 66.287 weitere Menschen verletzt. Allein in den vergangenen 24 Stunden seien 112  Palästinenser getötet und 148 verletzt worden. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die UN und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Angaben der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass die Flüchtlingsorganisation UNRWA die Palästinenser im Gazastreifen noch länger als vier Wochen versorgen kann. Es gebe Vorräte in den Lebensmittellagern, sagt ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Es sei schwer zu sagen, wie lange diese reichten. Mit Blick auf die UNRWA-Warnung, dass die Vorräte nach vier Wochen erschöpft seien, fügt er aber hinzu: "Es gibt durchaus auch Hinweise, dass das möglicherweise auch noch länger sein könnte." Er fordert die Organisation auf, sehr schnell zu klären, ob die Vorwürfe stimmen, dass Mitarbeiter der Organisation an dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober beteiligt gewesen sein sollen.

Nach der Zerstörung des Büros der belgischen Entwicklungsbehörde im Gazastreifen hat das Außenministerium in Brüssel nach eigenen Angaben vom Freitag den israelischen Botschafter einbestellt. Das Büro befand sich in einem sechsstöckigen Gebäude in der Stadt Gaza. Während dessen Bombardierung hätten sich vermutlich keine Mitarbeiter darin aufgehalten, erklärte das Ministerium. Außenministerin Lahbib und Entwicklungsministerin Gennez hätten dem israelischen Botschafter ihre Besorgnis deutlich gemacht, erklärte das Ministerium. "Die Zerstörung ziviler Infrastruktur ist absolut inakzeptabel und steht nicht in Einklang mit dem Völkerrecht", hieß es.

Vor dem Hintergrund der Kämpfe im Gazastreifen beschloss Belgien vor zwei Wochen, alle Mitarbeiter und deren Familien aus dem Gebiet abzuziehen. Man hoffe, dass die Betroffenen, unter ihnen viele Kinder, Gaza rasch und unbeschadet verlassen könnten. Belgien hat aktuell die rotierende Präsidentschaft der EU inne. Das Land plant, die Frage einer Entschädigung für beschädigte Infrastruktur im Gazastreifen, die von der EU und ihren Mitgliedstaaten finanziert wurden, auf die Tagesordnung zu setzen.

Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten (OCHA) hat sich "tief besorgt" über die Kämpfe in Chan Yunis im südlichen Gazastreifen und eine massive Verschärfung der Lage für die palästinensische Bevölkerung geäußert. In den vergangenen Tagen hätten immer mehr Binnenflüchtlinge in Rafah an der ägyptischen Grenze Zuflucht gesucht, sagt OCHA-Sprecher Jens Laerke. Tausende Palästinenser seien weiter in den Süden geflohen, wo sich bereits mehr als die Hälfte der etwa 2,3 Millionen Einwohner des Gazastreifens aufhalte. "Rafah ist ein Druckkochtopf der Verzweiflung", und wir fürchten uns vor dem, was als nächstes kommt."

Dem UN-Kinderhilfswerk zufolge benötigen vermutlich fast alle mehr als eine Million Kinder im Gazastreifen psychologische Hilfe. "Sie zeigen Symptome wie extrem starke und anhaltende Angstzustände sowie Appetitverlust. Sie können nicht schlafen", sagt ein UNICEF-Sprecher.

Er sprach zudem von Panikattacken oder anderen emotionalen Ausbrüchen, wenn eine Bombenexplosion zu hören sei. Schätzungsweise 17.000 Jungen und Mädchen im Gazastreifen seien gegenwärtig ohne Begleitung oder von ihren Familien getrennt.

Die Hamas will sich nach Angaben eines ranghohen Funktionärs "sehr bald" zu einem Vorschlag über längere Feuerpausen im Gazastreifen und einen stufenweisen Austausch festgehaltener Geiseln gegen in Israel inhaftierte Palästinenser äußern. Eine dauerhafte Waffenruhe sei für die Hamas die wichtigste Komponente, über alles andere könne verhandelt werden, sagte das ranghohe Hamas-Mitglied, das nicht namentlich genannt werden wollte, der Nachrichtenagentur AP.

Der Plan wurde vor einigen Tagen von Unterhändlern der USA, Israels sowie aus Katar und Ägypten ausgearbeitet. Eine Reaktion der Hamas stand noch aus. Ein mit den Kontakten vertrauter ranghoher ägyptischer Regierungsbeamter sagte in Kairo, die Hamas habe positive Signale gesendet. Die indirekten Gespräche dauerten an.

Bei einem mutmaßlich israelischen Angriff nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus sind nach Angaben von Aktivisten mindestens drei Menschen getötet worden. Nach Angaben der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte soll es sich bei den Getöteten um Mitglieder proiranischer Milizen gehandelt haben. Israelische Kampfflugzeuge hätten demnach mehrere Raketen auf Farmen der vom Iran unterstützen Hisbollah abgefeuert. Der Angriff erfolgte laut der Beobachter am frühen Morgen südlich von Damaskus. Es sei der achte israelische Angriff auf Ziele in Syrien seit Anfang des Jahres.

Israels Luftwaffe bombardiert immer wieder Ziele im benachbarten Syrien. Israel will damit verhindern, dass sein Erzfeind Iran und mit ihm verbündete Milizen ihren militärischen Einfluss in dem Land ausweiten. Der Iran ist einer der wichtigsten Verbündeten Syriens. Seit Beginn des Gaza-Kriegs Anfang Oktober haben die israelischen Angriffe zugenommen. Vor rund zehn Tagen waren bereits mehrere iranische Revolutionswächter bei einem Luftangriff in Damaskus getötet worden.

Ein Besuch des US-Präsidenten Joe Biden im US-Bundesstaat Michigan ist von Protesten gegen seinen Umgang mit dem Gaza-Krieg begleitet worden. Rund 150 pro-palästinensische Demonstrierende zogen am Donnerstag vor eine Halle der einflussreichen Gewerkschaft United Auto Workers (UAW) in Warren im Großraum Detroit, in der Biden mit Arbeiterinnen und Arbeitern aus der Autobranche zusammentraf.

Bereitschaftskräfte mit Schutzschilden hielten die Menge auf Abstand. Obwohl das Weiße Haus keine Details zu den Reiseplänen Bidens publik gemacht hatte, fanden sich die Menschen vor seiner Ankunft vor dem UAW-Gebäude ein. Die Wagenkolonne des Präsidenten umfuhr die Kundgebung.

Pro-palästinensische Demo in Michigan

Pro-palästinensische Demonstrierende im US-Bundesstaat Michigan.

Die jemenitische Huthi-Miliz hat nach eigenen Angaben ein britisches Handelsschiff im Roten Meer angegriffen. Die Angriffe der Huthi auf die Schiffe würden erst gestoppt, wenn die Aggression im Gazastreifen aufhöre und die dortige Belagerung beendet sei, erklärte der Sprecher der Huthi-Bewegung. Zuvor hatte eine Organisation der britischen Marine, die United Kingdom Maritime Trade Operations (UKMTO), bereits gemeldet, dass es in der Nähe der Steuerbordseite eines westlich von der jemenitischen Hafenstadt Hodeidah gelegenen Schiffes eine Explosion gegeben habe. Das Schiff und die Besatzung seien wohlauf und sicher, meldete UKMTO weiter.

Die israelische Armee will ihre Kämpfe gegen die militant-islamistische Hamas einem Medienbericht zufolge in den südlichsten Teil des Gazastreifens ausweiten. Das Militär werde auch die Hamas-Brigade in Rafah erreichen und auflösen, so wie derzeit mit den Hamas-Bataillonen im Gebiet der südlichen Stadt Chan Yunis verfahren werde, zitierte die Zeitung "Times of Israel" am Abend den israelischen Verteidigungsminister Yoav Galant. In Rafah und Umgebung sollen sich inzwischen mehr als 1,3 Millionen Menschen aufhalten - mehr als die Hälfte der rund 2,2 Millionen Einwohner des Gazastreifens.

Karte: Gazastreifen, schraffiert: von der israelischen Armee kontrollierte Gebiete

Graue Flächen: Bebaute Flächen im Gazastreifen, Schraffur: Israelische Armee

Israels Armee hat seine Operationen in Chan Yunis nach Angaben von Verteidigungsminister Galant fast abgeschlossen. Die USA haben Sanktionen gegen mehrere extremistische israelische Siedler im Westjordanland verhängt. Alle Entwicklungen vom Donnerstag zum Nachlesen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 02. Februar 2024 um 08:00 Uhr.