Hilfswerk UNRWA Ohne Alternative - aber dringend reformbedürftig
Nach den schweren Vorwürfen gegen UNRWA ist klar: Das Palästinenserhilfswerk muss dringend reformiert werden. Aber Geberländer und UN sollten nicht so tun, als seien sie vom Skandal überrascht worden.
Bei allem Entsetzen. Bei aller Unverzeihlichkeit angesichts der israelischen Opfer - die mutmaßlichen terroristischen Entgleisungen im UN-Palästinenserhilfswerk dürfen drei Konsequenzen nicht haben:
Sie dürfen nicht dazu führen, dass Tausende engagierte und mutige Mitarbeitende quasi in Gruppenhaft genommen werden. Die ihr Leben einsetzen oder es bereits in diesem Krieg verloren haben.
Sie dürfen erst recht nicht dazu führen, dass zwei Millionen Zivilisten betroffen werden, die unter israelischem Dauerbombardement in der Apokalypse sitzen. Kinder, Frauen, Männer - die Hunger, Seuchen, Traumata erleiden und deren einzige Lebensader die Hilfe von UNRWA und seinen Partnern ist.
Das Hilfswerk in diesem Moment ausbluten zu lassen, würde auch bedeuten: Sehenden Auges viele Menschen sterben zu lassen.
Skandal kann nicht überraschen
Schließlich darf der Skandal auch eines nicht: überraschen. Das UN-Hilfswerk, das in erster Linie lokaler Jobgeber ist, arbeitet in einer Region, die seit 2007 auch politisch von der Hamas kontrolliert wurde. Die Terrorgruppe hat im Gazastreifen jede Geschäftsbewegung, jedes humanitäre Business überwacht.
Es war offensichtlich, dass die Hamas viele UNRWA-Einrichtungen ausgenutzt hat. Die UN, aber auch die Geberländer, die sich jetzt so empört zurückziehen, müssen das einkalkuliert haben. Und brauchen jetzt gar nicht so überrascht zu tun.
Gnadenlose Aufklärung
Sie hätten schon viel eher vehement darauf dringen müssen, dass Kontrollen und rote Linien eingezogen werden - als Wall gegen den Terror. Jetzt müssen sie gemeinsam dafür sorgen, dass das geschieht. Und für eine gnadenlose Aufklärung sorgen. Alle Fälle müssen strafrechtlich verfolgt werden.
Gleichzeitig muss das veraltete Mandat von UNRWA dringend überarbeitet werden. Dafür muss die UN-Generalversammlung sorgen, die es ursprünglich 1949 beschlossen hatte.
Guterres trägt Verantwortung für Reform
Der Skandal befeuert noch einmal das ohnehin tiefe Misstrauen Israels in die Vereinten Nationen. Und fast reflexartig ruft das Land wieder einmal nach dem Rücktritt von UN-Chef António Guterres.
Keine Frage: Er trägt die Verantwortung dafür, dass UNRWA reformiert oder anders eingegliedert wird. Damit auch Israel der Organisation vertrauen kann, die eine wichtige Rolle bei Aufbau des Gazastreifens übernehmen könnte.
Doch zumindest auf die Schnelle gibt es in dieser Notsituation keine Alternative zum Hilfswerk. Und zum nötigen Geld dafür. Im Namen der Unschuldigen. Im Namen der Menschlichkeit.
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