Kämpfer der Taliban riegeln eine Straße nahe der Wasir-Akbar-Chan-Moschee ab, nachdem in der Nähe der Moschee eine Autobombe explodiert ist.
Exklusiv

Afghanistan Deutscher Entwicklungshelfer freigelassen

Stand: 21.12.2022 13:57 Uhr

Mit Hilfe des Bundesnachrichtendienstes ist ein deutscher Entwicklungshelfer in Afghanistan freigekommen. Die Taliban hatten ihn im Sommer festgenommen. Auch zwei Amerikaner kamen frei.

Von Florian Flade, WDR

Nach rund vier Monaten in Gefangenschaft der Taliban ist ein deutscher Entwicklungshelfer freigekommen. Die Islamisten hatten ihn im Sommer festgenommen. Sie warfen ihm vor, für das Christentum missioniert zu haben. Vor wenigen Tagen kam der Mann nach WDR-Recherchen nun frei.

Eine entscheidende Rolle bei der Befreiung des Deutschen, der für eine evangelische Hilfsorganisation in Afghanistan tätig war, soll der Bundesnachrichtendienst (BND) gespielt haben. Welche Gegenleistung die Taliban für die Freilassung bekommen haben, ist nicht bekannt. Der Deutsche soll sich in einem guten gesundheitlichen Zustand befinden.

Ebenfalls aus der Haft der Taliban freigelassen wurden in dieser Woche zwei Amerikaner. Sie waren unter Spionageverdacht festgenommen worden. Inzwischen haben die Männer Afghanistan verlassen und befinden sich in Katar.

Zu der Gruppe gehört der US-amerikanische Filmemacher Ivor Shearer, der im August von den Islamisten verhaftet worden war, als er in Kabul jenes Haus filmte, in dem der Al-Qaida-Führer Aiman al-Sawahiri bei einem US-Drohnenangriff getötet worden war.

Monatelange Verhandlungen

Im September war der ehemalige US-Marinesoldat Mark Frerichs nach fast zwei Jahren Geiselhaft in Afghanistan freigekommen. Frerichs, der für eine Baufirma in dem Land tätig gewesen war, soll im Januar 2020 von Kämpfern des Haqqani-Netzwerkes verschleppt worden sein. Nach monatelangen Verhandlungen war der Amerikaner im Rahmen eines Gefangenenaustauschs freigelassen worden.

Die US-Seite hatte im Gegenzug den Afghanen Bashir Nursai aus der Haft entlassen, der einer der bedeutendsten Drogenhändler Afghanistans gewesen sein soll und wegen Heroinschmuggels 2008 von einem US-Gericht zu lebenslanger Haft verurteilt worden war.

Erst im November war der deutsche Entwicklungshelfer Jörg L. nach mehr als viereinhalb Jahren aus der Geiselhaft in Mali entlassen worden. Islamistische Kämpfer hatten den Mann, der für eine Hilfsorganisation in Westafrika tätig war, im April 2018 in Niger verschleppt und dann nach Mali gebracht. Für seine Freilassungen sollen mehrere Millionen Euro verlangt worden sein. Eine entscheidende Rolle soll bei den Verhandlungen ein nordafrikanischer Geheimdienst gespielt haben, der vom BND um Hilfe gebeten worden war.

In einer früheren Fassung des Artikels hieß es, neben dem deutschen Entwicklungshelfer und zwei US-Amerikanern sei auch ein Afghane aus der Gefangenschaft der Taliban entlassen worden. Erste Berichte diesbezüglich stellten sich inzwischen allerdings als unkorrekt. Die Person, die für einen US-Dokumentarfilmer gearbeitet hatte, befindet sich wohl weiterhin in Haft der Taliban.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR5 am 12. Dezember 2022 um 18:56 Uhr.