Ein Fahndungsplakat des Landeskriminalamts Niedersachsen zeigt den mutmaßlichen früheren RAF-Terroristen Burkhard Garweg.

Fahndung nach Ex-RAF-Terroristen Garweg könnte ins Ausland geflohen sein

Stand: 08.03.2024 14:41 Uhr

Der ehemalige RAF-Terrorist Garweg hat nach Polizeiangaben lange in Berlin gelebt. Inzwischen könnte er aber ins Ausland geflohen sein. In der Wohnung seiner Komplizin Klette wurden Bargeld, Waffen und Gold gefunden.

Der gesuchte Ex-RAF Terrorist Burkhard Garweg ist nach Angaben des niedersächsischen Landeskriminalamts möglicherweise ins Ausland geflüchtet. Es gebe neue Hinweise, die etwa auf einen Aufenthalt im europäischen Ausland hindeuteten, sagte LKA-Präsident Friedo de Vries dem "Spiegel". "Den Hinweisen gehen wir nach", betonte er.

Sicher sei, dass Garweg sich mehrere Jahre auf einem Bauwagengelände in Berlin-Friedrichshain aufgehalten haben dürfte - "vermutlich mindestens bis zur Festnahme Klettes". Es sei nicht ausgeschlossen, dass Garweg bewaffnet sei.

Auch Staub möglicherweise in Berlin

Garweg habe "sicherlich zwei Gesichter: Das des skrupellosen Ex-RAF-Terroristen und brutalen Räubers hat er in seinem Umfeld in Berlin wohl nicht gezeigt. Bei den Bewohnern auf dem Platz scheint er beliebt gewesen zu sein." Er sei als freundlicher Mann beschrieben worden, der Hunde liebe, engagiert und hilfsbereit sei. "Diese Beschreibungen passen nicht zu dem Menschen, der laut unseren Ermittlungen brutale Raubüberfälle beging und mutmaßlich auf Menschen geschossen hat."

Auch ein weiterer gesuchter Ex-RAF-Mann, Ernst-Volker Staub, könne in Berlin sein oder gewesen sein. "Es gibt bislang allerdings keine relevanten Fahndungshinweise, die uns konkret auf seine Spur gebracht hätten", sagte de Vries. Man gehe derzeit allen Hinweisen nach. "Ob sie am Ende zu einer Festnahme führen, wird sich zeigen."

Prekäre Wohnsituation

Nach der Festnahme der ehemaligen Terroristin Daniela Klette war es zu mehreren Durchsuchungen in Berlin gekommen. In der Wohnung von Klette stieß die Polizei auf aktuelle Fotos von Garweg. Die Veröffentlichung erhöhte den Fahndungsdruck. De Vries betonte, die Ermittler glaubten, in Berlin noch Erkenntnisse gewinnen zu können. "Inzwischen haben wir seine Wohnsituation und sein privates Umfeld in Teilen aufklären können und arbeiten weiter Spuren ab."

Garweg und Klette lebten offensichtlich beide in einer "sozial prekären Umgebung, wo keine Fragen gestellt wurden nach Lebensweg, Beruf oder Familie", sagte de Vries. "Die Möbel in Garwegs Bauwagen und Klettes Wohnung waren zusammengesucht und abgenutzt."

Gold und Waffen gefunden

Laut "Spiegel" stellte die Polizei bei der Durchsuchung von Klettes Wohnung zudem Waffen und Gold sicher. Die 65-Jährige soll dort 1,2 Kilogramm Gold gelagert haben. Die Polizei habe dort außerdem 40.000 Euro Bargeld und eine Pistole mit zwei vollen Magazinen gefunden.

Das Geld und die Pistole seien in der Einzimmerwohnung in einem Holzschrank mit doppeltem Boden versteckt gewesen, berichtet der "Spiegel". In zwei Koffern seien außerdem ein Störsender, zahlreiche Handys und Ausweise, eine Sturmhaube und Unterlagen mit Bezug zur RAF gefunden worden. Auf einem italienischen Ausweis trug Klette demnach den Namen "Claudia Bernadi". Im Kleiderschrank habe ein Schnellfeuergewehr und in Tupperdosen verpackte scharfe Munition gelagert. Außerdem habe die Polizei eine Panzerfaust samt Gefechtskopf gefunden.

Dritte Generation der RAF

Am 26. Februar war die frühere RAF-Terroristin Daniela Klette in Berlin-Kreuzberg festgenommen worden. Zusammen mit Garweg und Staub war sie vor über 30 Jahren untergetaucht. Alle drei gehörten der sogenannten dritten Generation der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion an, die bis 1991 zahlreiche Anschläge verübte und Menschen tötete. 1998 erklärte die RAF sich für aufgelöst.

Klette sitzt in Niedersachsen in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft Verden wirft dem Trio bewaffnete Raubüberfälle vor, die sie zwischen 1999 und 2016 begangen haben sollen, um ihr Leben im Untergrund zu finanzieren. 

Angela Ulrich, ARD Berlin, tagesschau, 09.03.2024 13:48 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. März 2024 um 15:20 Uhr.