Blick in eine leere Einkaufsstraße in Hamburg

Corona-Ausbreitung "Wir stehen erst am Anfang der Epidemie"

Stand: 25.03.2020 14:42 Uhr

Wann das öffentliche Leben wieder hochgefahren werden kann, ist unklar. Die Lage werde nach Ostern neu bewertet, so das Gesundheitsministerium. Deutschland stehe erst am Anfang der Epidemie. Ähnlich äußerte sich das RKI.

Noch kein Grund zur Entwarnung: Die Bundesregierung will momentan nicht darüber diskutieren, wie die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie wieder zurückgenommen werden sollen. Man wolle die Lage wie geplant nach Ostern neu bewerten, sagt ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums.

"Wir erleben eine leichte Abflachung der Infektionskurve." Jedoch stehe Deutschland noch am Anfang der Epidemie. Derzeit sei noch nicht abzuschätzen, wie sich die Lage entwickeln werde.

Epidemie bleibt "sicher noch einige Wochen"

Auch der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte, es könne derzeit keine Aussage darüber getroffen werden, wann die in Deutschland bestehenden Einschränkungen wieder gelockert werden könnten. Die Epidemie werde sicher "noch einige Wochen" im Land bleiben. Er sei aber optimistisch, dass die Maßnahmen griffen. Wichtig sei, Abstand zu halten, und dass Kranke zu Hause blieben.

Wieler warnte, dass auch jüngere und gesunde Menschen "sehr schwer" erkranken können - "es können auch Jüngere daran sterben". In manchen sozialen Netzwerken geben sich Jüngere unbedarft, weil das Risiko für sie geringer ist - dazu zählt das Feiern sogenannter Corona-Partys.

Nach den RKI-Zahlen gab es bisher 149 offiziell registrierte Todesfälle als Folge einer Coronavirus-Infektion, 35 mehr als am Vortag. Neben der Zahl der Infizierten steige auch die Zahl der Genesenen, diese liege nach den aktuellen Schätzungen bei mindestens 5600. Das Durchschnittsalter der Infizierten liege bei 45 Jahren, das der Verstorbenen bei 81 Jahren.

Neue Testkriterien

Das staatliche Institut änderte derweil seine Kriterien, nach denen mögliche Verdachtsfälle auf Covid-19 getestet werden. Das Kriterium, dass Menschen in Risikogebieten gewesen sein müssen, entfalle ab sofort. In solch einer Pandemie ergebe es irgendwann keinen Sinn mehr, nach einzelnen Gebieten zu unterscheiden, sagte Wieler zur Begründung.

Nach Angaben der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) befinden sich etwa 3000 bis 4000 mit dem Coronavirus infizierte Menschen in Deutschland aktuell im Krankenhaus, rund 1000 davon sind auf einer Intensivstation. DKG-Präsident Gerald Gaß sagte den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, er erwarte in den kommenden Tagen eine deutliche Steigerung der Infektionszahlen auf etwa 70.000 registrierte Infektionen in Deutschland. Mit Auswirkungen der Kontaktsperre in Form einer Verlangsamung der Infektionszahlen rechne er erst ab Anfang oder Mitte kommender Woche.

Unterschiedliche Fallzahlen

Bei den Infektionsfällen gibt es unterschiedliche Fallzahlen, die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität vermeldet wegen einer fortlaufenden Zählung höhere Zahlen. Wieler sagte, diese Zahlen seien nicht falsch. Die Zahlen des RKI seien aber ähnlich einem amtlichen Ergebnis einer Wahl die offiziellen Zahlen, darin flössen auch weitergehende Informationen etwa zum Alter der Erkrankten ein. Noch keine nachvollziehbaren Zahlen gibt es bisher zur Dunkelziffer. Um diese zu ermitteln, bereitet das RKI laut Wieler repräsentative Studien vor. Dazu seien Tests notwendig, die auch einen Antikörpernachweis lieferten. Derzeit lägen solche Tests aber nicht vor.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete B5 aktuell am 25. März 2020 um 14:02 Uhr.