Luftaufnahmen zeigen, wie in dem Gebiet des Lecks großflächig Luftblasen aufsteigen.
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Nord-Stream-Pipelines Keine gemeinsamen Ermittlungen

Stand: 14.10.2022 13:00 Uhr

Wer ist für die Zerstörung der Nord-Stream-Pipelines verantwortlich? Schweden, Dänemark und Deutschland wollten die Ermittlungen gemeinsam führen. Doch nach ARD-Informationen wird daraus nichts. Unterdessen machte die Bundespolizei erste Fotos.

Von Michael Götschenberg, ARD Berlin

Schweden, Dänemark und Deutschland wollten die Zerstörungen an den Pipelines eigentlich gemeinsam untersuchen und herausfinden, wer dafür verantwortlich ist. Doch dazu kommt es nun doch nicht. Wie das ARD-Hauptstadtstudio in Regierungskreisen erfuhr, gibt es keine gemeinsame Ermittlungsgruppe mehr. Zunächst habe sich Schweden aus dem sogenannten Joint Investigation Team (JIT) verabschiedet - und dann auch Dänemark. Die Schweden, so heißt es, hätten Bedenken mit Blick auf die Geheimhaltung geäußert. Nun ermittelt jedes Land für sich.

Am vergangenen Wochenende brach die Bundespolizei mit mehreren Schiffen auf, zum Teil von der Deutschen Marine zur Verfügung gestellt, um das Ausmaß der Zerstörung an den Pipelines zu begutachten und zu dokumentieren. Auch Taucher und Sprengstoffexperten der Bundespolizei waren dabei. Allerdings kamen die Taucher vor Ort nicht zum Einsatz, da sie nicht die nötige Ausrüstung für einen Tauchgang in 70 Metern Tiefe haben.

Größe des Lecks nur durch Explosion zu erklären

Hingegen gelang es den Ermittlern, mit einer Unterwasserdrohne der Bundeswehr Fotos zu machen, die das Ausmaß der Zerstörung zeigen. Wie das ARD-Hauptstadtstudio in Regierungskreisen erfuhr, ist darauf ein Leck von acht Metern Länge zu erkennen. Dieses, so heißt es, könne nur die Folge einer Sprengstoffexplosion sein. Insgesamt sind die beiden Pipelines Nord Stream 1 und 2 an vier Stellen zerstört worden, jede Pipeline hat zwei Löcher. Beide Pipelines verfügen über zwei Stränge. Lediglich ein Strang der Pipeline Nord Stream 2 ist noch intakt.

Die Bundespolizei übergab die Fotos dem Generalbundesanwalt, der daraufhin vor einigen Tagen ein Ermittlungsverfahren wegen "Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion", "verfassungsfeindlicher Sabotage" und der "besonderen Bedeutung des Falls" eröffnete. Der Generalbundesanwalt beauftragte sowohl die Bundespolizei als auch das Bundeskriminalamt mit den weiteren Ermittlungen.

Detonationen von Seismologen registriert

Die Pipelines waren in den frühen Morgenstunden des 26. September zerstört worden. Die Explosionen war so stark, dass sie auch von Seismologen registriert wurden. Experten gehen davon aus, dass dafür mehrere Hundert Kilogramm Sprengstoff benötigt wurden. Die Löcher befinden sich in der schwedischen und der dänischen Wirtschaftszone.

Zwar waren die Pipelines zum Zeitpunkt der Explosionen nicht in Betrieb, es befanden sich jedoch noch große Mengen Gas darin, das durch die Löcher ins Meer strömte und an der Oberfläche gut sichtbar austrat. Sehr schnell galt als sicher, dass es sich um gezielte Sabotage handelte.

Wer war es?

Die Frage ist allerdings, wer dafür verantwortlich ist. Bisher gibt es keine Beweise, lediglich Mutmaßungen. Die Bundesregierung hat bisher eine öffentliche Festlegung vermieden. Der Kreml streitet ab, die Pipelines selbst zerstört zu haben.

Neben Deutschland, Schweden und Dänemark führen auch die Amerikaner eigene Ermittlungen durch. Was Russland unternimmt, ist unklar. Sicher scheint, dass es einen regelrechten Wettlauf um Beweismaterial gibt, das sich womöglich auf dem Meeresgrund befindet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 14. Oktober 2022 um 10:19 Uhr.