Somalierin in einem Pariser Zeltlager für Flüchtlinge

Rückgang wegen Corona So wenige Asylanträge in EU wie 2008

Stand: 11.06.2020 18:44 Uhr

So niedrige Zahlen gab es seit zwölf Jahren nicht mehr - laut EU-Angaben stellten im April in der gesamten Union weniger als 9000 Menschen einen Asylantrag. Das sei wohl eine Folge der Corona-Pandemie.

Die Corona-Krise hat die Zahl der Asylanträge in Europa drastisch einbrechen lassen. Nach Angaben der EU-Asylagentur EASO wurden im April nur 8730 Anträge in der EU sowie in Norwegen, Island, Liechtenstein und in der Schweiz registriert. Das seien 87 Prozent weniger als in der Zeit vor der Corona-Pandemie und seit mindestens 2008 der niedrigste Wert.

Schon für März hatte die Agentur einen starken Rückgang vermeldet, doch da stellten immer noch rund 35.000 Menschen einen Antrag. Im Jahr 2019 lag die Zahl der Menschen, die in Europa Schutz beantragten, insgesamt bei etwa 714.000.

Behörde geht von Folge der Corona-Pandemie aus

Als Hintergrund des Rückgangs gelten Einreiseverbote und die verschärften Grenzkontrollen wegen des Coronavirus. Es handle sich nicht unbedingt um eine langfristige Entwicklung, teilte die Behörde mit.

Besonders drastisch war der Rückgang laut EASO bei Venezuelanern und Kolumbianern: Bürger dieser Staaten stellten so gut wie keine Anträge mehr, nachdem es hier noch im Januar jeweils mehr als 5000 Anträge gegeben hatte. Die größte Gruppe der Antragsteller seien weiterhin Syrer (1685 Anträge) und Afghanen (780 Anträge).

Auch EU-Kommission will anderes Verfahren an Außengrenzen

Die EU-Kommission dringt wie Deutschland bei der geplanten Asylreform darauf, den Umgang mit Schutzsuchenden an den EU-Außengrenzen grundlegend zu ändern. "Von dem Moment an, in dem jemand an die EU-Außengrenze kommt, muss etwas passieren", sagte Vizekommissionspräsident Margaritis Schinas beim Delphi Economic Forum. Dies könne nicht nur den Ersteinreiseländern überlassen werden.

Die Bundesregierung pocht darauf, dass schon an den EU-Außengrenzen geprüft wird, ob ein Migrant schutzbedürftig ist. Falls nicht, solle er mithilfe der EU-Grenzschutzagentur Frontex ins Heimatland zurückgebracht werden. Dies würde auch die Frage der Verteilung der Schutzberechtigten vereinfachen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11 Juni 2020 um 22:00 Uhr.