Ein Pilot winkt aus dem Cockpit - es ist der erste Inlandsflug, der in Wuhan seit der Abriegelung der region wegen des Coronavirus startet.

Reisebeschränkungen gelockert Endlich raus aus Wuhan

Stand: 08.04.2020 07:46 Uhr

Die Bewohner von Wuhan dürfen sich wieder freier bewegen. Doch eine Rückkehr zur Normalität bedeutet das noch nicht. Reisen innerhalb Chinas bleiben kompliziert - vor allem in die Hauptstadtregion Peking gelangt man kaum.

Chinas Staatsmedien berichten seit dem frühen Morgen ausführlich über das offizielle Ende der Abriegelung von Wuhan. Gezeigt werden unter anderem Aufnahmen vom Bahnhof und vom Flughafen der Stadt. Menschen stehen diszipliniert an den Check-In-Schaltern und lassen sich die Gesundheits-Apps erklären, die alle Reisenden, die Wuhan verlassen wollen, auf dem Smartphone haben müssen.

Diese Apps überwachen die Bewegungen der Menschen und gleichen mögliche Kontakte mit Infizierten ab. Da es in China eine zentrale Datenbank aller Bürgerinnen und Bürger gibt, funktioniert diese Überwachung per App relativ effizient.

Nach der Quarantäne

Zweieinhalb Monate lang war Wuhan weitgehend abgeriegelt von der Außenwelt. Die mehr als zehn Millionen Einwohner kamen nicht raus aus ihrer Stadt, wochenlang konnten sie kaum ihre Wohnungen verlassen. Mit der Abriegelung wollte Chinas Staats- und Parteiführung die Ausbreitung des Coronavirus verlangsamen. Mitte November war in Wuhan ein erster Covid-19-Patient aufgetaucht.

Heute nun wurden die Autobahnen und der Schnellzugbahnhof von Wuhan wieder geöffnet. Der erste Zug verließ die Stadt bereits kurz nach Mitternacht, die erste Passagiermaschine startete am um halb acht Ortszeit in Richtung der südchinesischen Urlaubsmetropole Sanya. Wie in chinesischen Medien üblich, kamen heute bisher vor allem Offizielle zur Wort. So zum Beispiel Lin Jietao von der Polizei in Wuhan: "Rund um Bahnhöfe, U-Bahn-Stationen und Verkehrsknotenpunkte haben wir heute zusätzliche Polizeikräfte im Einsatz, damit es nicht zu Staus und zu langen Schlangen kommt."

Angst vor zweiter Krankheitswelle

Von einer Rückkehr zur Normalität kann in Wuhan keine Rede sein. Viele Wohnviertel bleiben geschlossen. Die Menschen wurden aufgefordert, so wenig wie möglich rauszugehen.

Zhong Nanshan, der wichtigste Gesundheitsberater der Staats- und Parteiführung, mahnte im Staatsfernsehen, wachsam zu bleiben: "Inzwischen registrieren wir viele aus dem Ausland eingeschleppte Infektionsfälle." Diese seien "relativ infektiös". Es sei nun wichtig, die Öffentlichkeit über die Risiken aufzuklären, damit die Menschen bei der Prävention aktiv mithelfen könnten, um die Ausbreitung der Epidemie zu bremsen. Nur so könne man verhindern, dass es zu einer zweiten Welle komme, so Zhong.

Reisen bleibt kompliziert

Grundsätzlich bleibt es schwierig, innerhalb Chinas zu reisen. In vielen Provinzen und Städten Chinas gelten immer noch scharfe Einreisebestimmungen für Auswärtige. Die Regeln sind oft undurchsichtig und widersprechen sich teilweise. In die Hauptstadtregion Peking kommen Menschen aus anderen Landesteilen Chinas ohne zweiwöchige Zwangsquarantäne gar nicht hinein.

Dennoch: Chinas Staats- und Parteiführung setzt mit der offiziellen Öffnung Wuhans ein wichtiges politisches Zeichen. Der eigenen Bevölkerung aber auch dem Ausland soll damit gezeigt werden, dass die kommunistische Führung stark und ihr Handeln effizient ist. Dass der Ausbruch des Virus wochenlang vertuscht wurde und so wichtige Zeit verloren ging, wird nicht thematisiert.

Ermittlungen gegen Regierungskritiker

Überschattet von der Öffnung Wuhans wurde gestern bekannt gegeben, dass die chinesische Justiz gegen den den bekannten Unternehmer Ren Zhiqiang ermittelt. Wegen, wie es heißt, "ernsthafter Verletzungen der Disziplin und der Gesetze". Ren galt bisher als einer der einflussreichsten Geschäftsleute Chinas, mit engen Kontakten zur Staats- und Parteiführung.

Im Zuge der Coronavirus-Krise hatte er öffentlich Staats- und Parteichef Xi Jinping kritisiert. In einem Online-Text hatte er Xi als, so wörtlich, "machthungrigen Clown" beschrieben. Die fehlende Meinungs- und Pressefreiheit in China habe die Ausbreitung des Virus beschleunigt. Mit dem nun eingeleiteten Verfahren bringt Chinas kommunistische Staatsführung Ren nun zum Schweigen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 08. April 2020 um 09:00 Uhr.