Abu Bakar Baschir

Wegen Anstiftung zum Terrorismus Indonesischer Islamist muss 15 Jahre ins Gefängnis

Stand: 16.06.2011 14:44 Uhr

Er gilt als zentrale Figur des radikalen Islamismus in Indonesien: Abu Bakar Baschir ist wegen Anstiftung zum Terrorismus zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Der Vorwurf: Er soll ein Terrorcamp gesponsert haben - und einer der Hintermänner der Anschläge von Bali im Jahr 2002 sein.

Von Udo Schmidt, ARD-Hörfunkstudio Südostasien

In Indonesien ist Abu Bakar Baschir, der vielleicht gefährlichste radikale Islamist des Landes, zu 15 Jahren Haft verurteilt worden. Er wurde für schuldig befunden, ein Terrorcamp finanziell unterstützt zu haben.

Mehr als 3000 Polizisten und Soldaten sicherten während der Verhandlung die Umgebung des Gerichtsgebäudes in der Hauptstadt Jakarta.

Abu Bakar Bashir

Zu 15 Jahren Haft verurteilt: Der 72-jährige Islamist Baschir.

Hunderte Anhänger des 72-jährigen Predigers skandierten stundenlang vor dem Gerichtgebäude Parolen, während drinnen Richter Herri Swantoro das Urteil verlas: "Der Angeklagte Baschir ist aus unserer Sicht überführt, die ihm zur Last gelegten Verbrechen begangen zu haben. Das Gericht verhängt eine Freiheitsstrafe von 15 Jahren."

Das Gericht betrachtete ihn als überführt, ein Terrorcamp in der indonesischen Provinz Aceh mit umgerechnet 35.000 Euro unterstützt zu haben. Sein Anwalt kündigte an, in Berufung zu gehen: "Wir respektieren den Urteilsspruch natürlich, aber wir sind damit nicht einverstanden."

Enge Kontakte zu Al Kaida

Baschir gilt seit langem als geistiger Vater der Terrorgruppe Jemaah Islamijah, die für viele Anschläge in Indonesien verantwortlich gemacht wird, vor allem für die Bombenexplosionen auf Bali, bei denen 2002 mehr als 200 Menschen ums Leben kamen. Außerdem soll er über enge Kontakte zu Al Kaida verfügen.

Wegen der Anschläge auf Bali hatte Baschir fast 26 Monate hinter Gittern gesessen, 2006 kam er jedoch wieder frei. 2008 gründete der Prediger die Gruppe Jemaah Ansharut Tauhid, die als eine der ersten Osama Bin Laden nach dessen Tod zum Märtyrer erklärte.

Verurteilung im dritten Anlauf

Der jetzige Prozess war bereits der dritte Versuch, dem radikalen Islamisten eine Beteiligung an terroristischen Anschlägen oder deren Vorbereitungen nachzuweisen. Zwei Mal musste er bereits nach wenigen Monaten wieder aus der Untersuchungshaft entlassen werden, immer wieder hatten Zeugen ihre Aussagen zurückgezogen. Diesmal aber reichte es zu einem Urteil, weil zwei Zeugen zu ihren Aussagen standen.

Baschirs Anhänger reagierten enttäuscht: "Das war ja fast schon komisch, wie er in diesem Prozess gezwungen werden sollte, sich schuldig zu bekennen." Baschir bestritt aber alle Vorwürfe. Der Staat wolle seine religiösen Lehren unterbinden, der Islam sei in Indonesien nicht willkommen, lautete seine Begründung.

In den vergangenen Tagen hatte die indonesische Polizei zahlreiche SMS abgefangen, die darauf hindeuteten, dass Anschläge nach der Urteilsverkündung geplant sind. Etwa 3000 Polizisten und Soldaten bleiben daher auch nach der Urteilsverkündung in Jakarta.