Ein Vater und sein Sohn nehmen in ihrer Behausung in Colombo (Sri Lanka) eine Mahlzeit ein

UN-Bericht Armut in Entwicklungsländern steigt sprunghaft

Stand: 14.07.2023 18:35 Uhr

Vor allem im Entwicklungsländern mit hoher Staatsverschuldung lebt eine wachsende Zahl von Menschen in Armut. Seit 2020 rutschten dort nach UN-Angaben weitere 165 Millionen Menschen unter die Armutsgrenze - auch infolge der Pandemie.

In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der in Armut lebenden Menschen in Entwicklungsländern sprunghaft gestiegen. Rund 165 Millionen Menschen zusätzlich lebten 2023 unterhalb der Armutsgrenze erklärte das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) in New York. Laut UN-Definition gilt als arm, wem pro Tag weniger als 3,65 US-Dollar zur Verfügung stehen. Weltweit sind das etwa 1,65 Milliarden Menschen und damit rund 20 Prozent der Bevölkerung der Erde.

UNDP: Staatsverschuldung fördert Armut

UNDP-Chef Achim Steiner bezeichnete den Anstieg der Armut als alarmierend. "Das bedeutet, dass Regierungen ihre Lehrer nicht mehr bezahlen können, keine Ärzte und Krankenschwestern mehr in Krankenhäusern beschäftigen können und keine Medikamente für ländliche Gesundheitszentren bereitstellen können", sagte er. Alle 165 Millionen Menschen, die zusätzlich von Armut betroffen sind, leben in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen.

"Länder, die in den vergangenen drei Jahren in soziale Sicherheitsnetze investieren konnten, haben damit verhindert, dass eine große Zahl von Menschen in die Armut abrutscht", sagte Steiner. Hoch verschuldeten Ländern sei dies nicht möglich. "Es gibt einen Zusammenhang zwischen einer hohen Verschuldung, ungenügenden Sozialausgaben und einer alarmierenden Zunahme von Armutsraten."

Das UNDP forderte deshalb eine "Schulden-Armuts-Pause", um die Rückzahlungen auf wichtige Sozialausgaben umzulenken. Den Angaben nach zahlten 46 Länder mehr als zehn Prozent ihrer allgemeinen Staatseinnahmen für Nettozinszahlungen. Durch den Schuldendienst werde es für die Länder immer schwieriger, ihre Bevölkerung durch Investitionen in Gesundheit, Bildung und Sozialschutz zu unterstützen.

Laut UNDP hätten in den vergangenen zehn Jahren die Schuldendienstzahlungen einen immer größeren Anteil der öffentlichen Finanzen in den Entwicklungsländern in Anspruch genommen. Im Vergleich zu einem durchschnittlichen Land mit hohem Einkommen zeigten die Daten auf, dass ein durchschnittliches Land mit niedrigem Einkommen den doppelten bis dreifachen Anteil der Einnahmen für die Bedienung von Zinszahlungen aufwendet.