Alexander De Croo, Giorgia Meloni, Justin Truedeau, Ursula von der Leyen und Wolodymyr Selenskyj in Kiew.

Selenskyj zum Jahrestag des Krieges "Wir werden siegen"

Stand: 24.02.2024 18:15 Uhr

Zum zweiten Mal jährt sich der russische Angriff auf die Ukraine. Präsident Selenskyj gibt sich siegessicher. Sein Land werde den Krieg gewinnen, sagte er bei einem Treffen mit westlichen Politikern in Kiew.

Zum zweiten Jahrestag des Beginns des Ukraine-Krieges hat sich der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj siegesgewiss gezeigt. "Wir werden siegen", sagte er bei einer Gedenkveranstaltung auf dem Militärflugplatz in Hostomel nahe Kiew. "Wir kämpfen seit 730 Tagen unseres Lebens dafür", sagte Selenskyj. "Wir werden am besten Tag unseres Lebens gewinnen."

An der Zeremonie nahmen auch mehrere westliche Spitzenpolitiker teil, die anlässlich des Jahrestags in die Ukraine gereist sind. Selenskyj empfing EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, den kanadischen Premierminister Justin Trudeau, die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni und den belgischen Ministerpräsidenten Alexander de Croo auf dem Militärflugplatz Hostomel.

Westliche Verbündete setzen Besuch ein Zeichen am zweiten Jahrestag des russischen Anrgiffs auf die Ukraine

Vassili Golod, ARD Kiew, tagesschau, 24.02.2024 20:00 Uhr

"Das tapfere Volk der Ukraine erstaunt die Welt"

Selenskyj würdigte in seiner Ansprache den Mut der Ukrainerinnen und Ukrainer und gedachte der Opfer des Krieges. "Jeder normale Mensch will, dass der Krieg endet, aber niemand von uns erlaubt, dass unsere Ukraine endet", sagte der Präsident. Er dankte den ausländischen Verbündeten für die gewährte Hilfe im Kampf gegen Russland.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte: "Genau vor zwei Jahren schien es, als ob alles verloren ist und innerhalb weniger Tage fällt." Doch dank des Mutes der Ukrainer sei das nicht geschehen. "Das tapfere Volk der Ukraine erstaunt die Welt immer wieder", unterstrich von der Leyen. Sie versicherte, dass die EU der Ukraine weiter beistehen werde.

Russische Invasion begann am 24. Februar 2022

Die russische Armee war auf Befehl von Kreml-Chef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert. Hostomel war in den ersten Kriegstagen von russischen Einheiten erobert worden, die später aber wieder von der ukrainischen Armee vertrieben wurden. Nach mehr als einem Jahr festgefahrener Kämpfe geht Moskau mittlerweile vor allem in der Ostukraine wieder in die Offensive.

Die ukrainischen Soldaten leiden unterdessen zunehmend unter Munitionsmangel. Selenskyj fordert immer wieder beschleunigte Munitions- und Waffenlieferungen. Die wegen des Krieges vom Westen verhängten Sanktionen gegen Moskau erzielten bisher nicht die erhoffte Wirkung.

Stoltenberg: "Wir dürfen den Mut nicht verlieren"

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg versicherte der Ukraine erneut eine Zukunft als Mitglied des Verteidigungsbündnisses. "Heute ist es zwei Jahre her, dass russische Panzer in der Ukraine einrollten", sagte Stoltenberg in einer Videobotschaft. "Damit begann der größte Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg." Die Lage auf dem Schlachtfeld sei "nach wie vor äußerst ernst" und mit Blick auf Russlands Präsident Putin gebe es keine Anzeichen für einen baldigen Frieden. "Aber wir dürfen nicht den Mut verlieren."

Die Ukraine habe immer wieder bemerkenswertes Geschick und kämpferische Entschlossenheit bewiesen, sagte der NATO-Chef. Dass die Ukraine ihre Freiheit und Unabhängigkeit bewahrt hat, sei auf ihren Mut und ihre Entschlossenheit zurückzuführen - und auf die "militärische und wirtschaftliche Unterstützung der NATO-Verbündeten". Putin habe mit seinem Krieg das Gegenteil von dem erreicht, was er wollte, erklärte Stoltenberg. "Die Ukraine ist jetzt näher an der NATO als je zuvor." Die Ukraine werde dem Bündnis beitreten, betonte er. Die Frage sei nicht ob, sondern wann dies geschehe.  

Scholz bekräftigt Unterstützung für Ukraine

Bundeskanzler Olaf Scholz rief anlässlich des Jahrestags zu größeren Anstrengungen in Deutschland und Europa für eine effektive Verteidigung auf. Russland trete den Grundsatz, dass man Grenzen nicht mit Gewalt verändere, mit Füßen, sagte Scholz in seiner wöchentlichen Videoansprache. "Russland greift damit nicht nur die Ukraine an, sondern zerstört die Friedensordnung Europas."

Der Ukraine sagte der Kanzler weiter Unterstützung zu. Das geschehe "so lange wie nötig", erklärte Scholz. Gleichzeitig räumte er ein, dass die Bundeswehr über viele Jahre vernachlässigt worden sei. "Seit der Zeitenwende ist Schluss damit", sagte der SPD-Politiker weiter. "Und wir, Deutschland und Europa, tun mehr - und müssen noch mehr tun - damit wir uns wirksam verteidigen können."

"Er will keinen Frieden"

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock warf dem russischen Präsidenten Putin mangelnde Verhandlungs- und Friedensbereitschaft vor. "So erschütternd es ist: Putin will keine Verhandlungen. Er will keinen Frieden - er will 'Eroberungen'. Das sagt er selbst", schrieb Baerbock in einem Gastbeitrag für die Bild-Zeitung.

Die Grünen-Politikerin rief Russlands Machthaber eindringlich zum Ende des Krieges auf. "Lassen Sie die ukrainischen Kinder frei. Ziehen Sie Ihre Truppen zurück. Beenden Sie diesen Krieg. Dann wäre morgen Frieden. Und die ganze Welt könnte endlich wieder aufatmen." Scharf wies die Außenministerin Kritik an Waffenlieferungen für die Ukraine zurück. Wer behaupte, dass Waffenlieferungen den Krieg verlängerten, spiele Putin in die Hände. 

Festnahmen bei Gedenkaktionen

Bei einer Protestaktion von Angehörigen russischer Soldaten wurden in Moskau unterdessen mehrere Menschen festgenommen, darunter auch Journalisten. In Videos der unabhängigen Medien Sota und Sotavision war im Onlinedienst Telegram zu sehen, wie Polizisten die Menschen abführten. Zwei der Festgenommenen trugen gelbe Westen mit der durchgestrichenen Aufschrift "Presse".  Laut Sotavison sind unter den Festgenommen zwei ihrer Reporter.

Auch in anderen russischen Städten kam es dem Portal OVD-Info zufolge zu Festnahmen bei Gedenkveranstaltungen. Zahlreiche Menschen legten Blumen an Denkmälern nieder, als Erinnerung an den Angriff auf die Ukraine oder auch zum Gedenken an den verstorbenen Kremlkritiker Alexej Nawalny.

Jakob Mayr, ARD Brüssel, tagesschau, 24.02.2024 13:25 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 24. Februar 2024 um 13:40 Uhr.