Australische Fans jubeln der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen bei einem Spiel in Melbourne zu

Fußball-WM der Frauen Ein Turnier, das für Popularität sorgen soll

Stand: 19.07.2023 11:26 Uhr

In Australien und Neuseeland zählt Fußball nicht zu den populärsten Sportarten, und vor allem für Frauenfußball sind die Bedingungen häufig noch schlecht. Spielerinnen und Fans hoffen, dass die morgen beginnende WM das ändert.

Der Fanclub der Matildas hat die Fangesänge schon geübt. Matildas - so wird in Australien die Fußballnationalmannschaft der Frauen genannt. Majella Card wird sich zwölf Spiele anschauen, im gelben Fan-T-Shirt. Sie vermutet, dass viele Menschen in Australien unterschätzen, wie groß das Turnier wird. 

Denn in Australien spielen viele zwar Fußball als Hobby. Im Fernsehen verfolgen Australier aber lieber andere Sportarten - Rugby, Australian Football oder Netball. 

Die Popularität von Fußball sei erst durch die Einwanderung von Menschen aus fußballbegeisterten Ländern gewachsen, sagt Card, und nennt als Beispiel Italien, Kroatien, Serbien oder Griechenland.

Australische Fans der Fußball-Nationalmannschaft der Frauen halten Trikots bei einem Spiel in Melbourne in die Höhe

Vor dem Turnier ist die Begeisterung bei den Fans der Matildas groß - sie hoffen, dass die WM dem Sport insgesamt mehr Aufmerksamkeit verschafft.

Keine klassische Sportart?

Fußball habe lange das Stigma gehabt, keine "echte" australische Sportart zu sein. Dazu kommt: Frauenfußball war in Australien und Neuseeland lange - ein halbes Jahrzehnt - verboten. Erst in den 1970er-Jahren durften die Frauen wieder spielen.

Neuseeland versuchte schnell, die verlorene Zeit aufzuholen. In Australien dauerte es wegen finanzieller Probleme länger. Die Spielerinnen des australischen Nationalteams ließen sich 1999 sogar nackt für einen Kalender fotografieren. Dennoch ging der Frauenfußball-Verband Australiens pleite. 

Patrick Halatsch, NDR, zzt. Terrigal/Australien, zur Stimmung vor der WM

tagesschau24, 19.07.2023 09:00 Uhr

Fußballtrainer Thomas Kenny spricht von "Horrorgeschichten" - von Mädchenteams, "die noch nicht mal Bälle haben und Spielfelder". Kenny setzt sich in Australien für junge weibliche Nachwuchstalente ein.

Die elfjährige Emmie ist eine von ihnen. Sie ist vor dem Turnier entsprechend aufgeregt, schließlich sei es "vielleicht das einzige Mal in meinem Leben, dass ich eine Weltmeisterschaft in Australien sehen werde". Und natürlich träumt sie davon, "später selbst für die Matildas zu spielen".

Chancen dafür habe sie, sagt ihr Trainer. Schon jetzt steht sie jeden Tag auf dem Platz.

Lokalen Mädchen-Teams veranstalten zu Werbezwecken ein Spiel vor der malerischen Kulisse des Aoraki/Mount Cook (Neuseeland)

Zu Werbezwecken veranstaltete der neuseeländische Fußballverband vor der WM ein Spiel von lokalen Mädchen-Teams vor der malerischen Kulisse des Aoraki/Mount Cook.

Investitionen zeigen Wirkung

Von so einer Förderung konnte Maia Jackman in ihrer Jugend nur träumen. Die 48-jährige ist ehemalige Spielerin der neuseeländischen Frauennationalmannschaft.

In den ersten zehn Jahren habe sie "nur in Jungs-Teams gespielt", erzählt sie - "es gab keine Mädchen-Teams".

Doch über die Jahrzehnte hat sich in Australien und Neuseeland etwas verändert. Man habe einfach mehr Geld in den Frauenfußball stecken müssen, sagt Jackman, dadurch seien die Teams besser und sichtbarer geworden. Heute sei der Frauenfußball wesentlich professioneller.

Mehr Geld, mehr Förderung und vor allem mehr Begeisterung durch die WM im eigenen Land - das soll den Frauenfußball in Australien und Neuseeland noch beliebter machen.

 

Jennifer Johnston, ARD Singapur, tagesschau, 19.07.2023 10:41 Uhr