Demonstranten versammeln sich während der "Nationale Klimademo" auf dem Bundesplatz in Bern

Kundgebung in Bern Zehntausende für mehr "Klimagerechtigkeit"

Stand: 30.09.2023 20:19 Uhr

"Wäre das Klima eine Bank, hätten wir sie längst gerettet" - mit Plakaten wie diesem sind Zehntausende zum Sitz der Schweizer Regierung gezogen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren. Ende Oktober wird in dem Land gewählt.

Weniger als einen Monat vor den Parlamentswahlen in der Schweiz haben Zehntausende Menschen in der Alpenrepublik für einen besseren Klimaschutz und mehr "Klimagerechtigkeit" demonstriert. Die Wut über die "Untätigkeit in der Klimapolitik und die verheerenden und tödlichen Folgen der Klimakrise" habe Menschen aller Altersgruppen mobilisiert, erklärten die Organisatoren.

Ihren Angaben zufolge waren 60.000 Menschen dem Aufruf der "Klima-Allianz Schweiz" gefolgt. Die Polizei machte zunächst keine Angaben zur Teilnehmerzahl. In einem Bericht des Schweizer Rundfunks SRF heißt es, der Demonstrationszug in Bern sei "ungewohnt lang" gewesen.

Die "Klima-Allianz Schweiz" umfasst nach eigenen Angaben mehr als 140 Organisationen aus den Bereichen Umwelt, Entwicklung, Kirchen, Jugend, Gewerkschaften und Verbraucherschutz.

Protest gegen Gesetzentwurf zu Emissionen

Bei dem Protestmarsch, der zum Regierungs- und Parlamentsgebäude im Stadtzentrum zog, waren Transparente und Schilder mit Aufschriften wie "Wäre das Klima eine Bank, hätten wir sie längst gerettet" oder "Der Wald brennt, die Arktis schmilzt, die Politik pennt" zu sehen. Die Demonstranten forderten ein Ende der Umweltzerstörung und die Einhaltung der Ziele des Pariser Klimaabkommens. Das 2015 geschlossene Abkommen sieht vor, die Erwärmung auf deutlich unter zwei Grad, möglichst aber auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Nach einem Marsch durch die Straßen Berns besetzten die Demonstranten den großen Platz vor dem Bundeshaus, dem Sitz der Regierung und des Parlaments. Die Organisatoren prangerten insbesondere die von der Regierung vorgeschlagene Revision des CO2-Gesetzes an, das ihrer Ansicht nach diese Woche von den Parlamentariern verwässert wurde. Eine Abstimmung über den Gesetzentwurf steht noch aus.

Er sieht vor, dass die Schweiz etwa zwei Drittel der Emissionssenkungen von Treibhausgasen im eigenen Land und das restliche Drittel im Ausland umsetzt. Ein Sprecher des Klimabündnisses kritisierte, dies sei "eine neue Möglichkeit für die Schweiz, sich vor eigenen Anstrengungen zu drücken". 

Grüne müssen bei Wahl mit Verlusten rechnen

Am 22. Oktober wählt die Schweiz ein neues Parlament. Das Klima ist zwar nach wie vor eine der Hauptsorgen der Schweizerinnen und Schweizer, das Thema spielte aber im Wahlkampf bisher eher eine untergeordnete Rolle.

Einer Anfang September vom öffentlich-rechtlichen Schweizer Rundfunk veröffentlichten Umfrage zufolge können die Grünen diesmal nicht an ihren Erfolg vor vier Jahren anknüpfen. Auch die Grünliberale Partei muss demnach mit Verlusten rechnen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. September 2023 um 17:00 Uhr in den Nachrichten.