Jewgeni Prigoschin (Archivbild 8.4.2023)

Nach Wagner-Aufstand Strafverfahren gegen Prigoschin eingestellt

Stand: 27.06.2023 12:12 Uhr

Die Straffreiheit für Prigoschin und seine Söldner war Teil der Vereinbarung, die den Aufstand stoppte: Nun stellte der Inlandsgeheimdienst die Ermittlungen ein. Erstmals äußerte sich auch Belarus' Machthaber zu den Ereignissen.

Der russische Inlandsgeheimdienst FSB hat das Strafverfahren gegen Jewgeni Prigoschin und seine Wagner-Privatarmee wie von Präsident Wladimir Putin angekündigt eingestellt. "Es wurde festgestellt, dass die Teilnehmer des bewaffneten Aufstands vom 24. Juni ihre auf Verbrechen zielenden Aktivitäten eingestellt haben", teilte der Geheimdienst mit. Deshalb und wegen anderer "relevanter Umstände" sei der Fall geschlossen worden.

Der Kreml hatte am Samstag mitgeteilt, als Teil einer Vereinbarung, die den Wagner-Aufstand beendete, sollten die strafrechtlichen Ermittlungen gegen Prigoschin beendet werden. Allerdings hatten russische Medien noch am Montag berichtet, die Ermittlungen gegen Prigoschin würden fortgesetzt.

Weiterer Teil der Einigung war, dass Prigoschin nach Belarus ins Exil gehen sollte. Sein Aufenthaltsort ist jedoch weiterhin unklar. Das auf die Beobachtung von Militäraktivitäten spezialisierte, unabhängige Projekt Belaruski Hajun verbreitete zuletzt die Information, Prigoschins Privatjet sei am Dienstagmorgen auf einem Militärflugplatz außerhalb der belarusischen Hauptstadt Minsk gelandet. Ob der Wagner-Chef an Bord war, ist unklar.

Lukaschenko warnt vor Folgen eines Zusammenbruchs Russlands

Bei dem bewaffneten Aufstand am Samstag waren nach Angaben von Putin auch Piloten getötet worden, die die Wagner-Kolonne bei ihrem Marsch Richtung Moskau angegriffen hatten. Mehrere Hubschrauber und ein Flugzeug wurden abgeschossen. Bei einer Ansprache am Montagabend bezeichnete Russlands Präsident die Drahtzieher des Aufstands als "Verräter". Er stellte die Söldner vor die Wahl, entweder nach Belarus zu gehen, zu ihren Familien zurückzukehren oder der russischen Armee beizutreten.

Gleichzeitig dankte Putin in der Ansprache Belarus' Machthaber Alexander Lukaschenko für die Vermittlung in dem Konflikt. Dieser äußerte sich nun ebenfalls zu den Ereignissen vom Wochenende, die ihn - und das ganze belarusische Volk - "mit Schmerzen erfüllten", zitiert die staatliche belarusische Nachrichtenagentur Belta Lukaschenko.

Der Machthaber räumte nun laut belarusischen Nachrichtenagenturen aber ein, dass die Spannungen aus seiner Sicht schlecht gemanagt worden waren. "Die Situation ist uns entglitten und wir dachten dann, sie würde sich von alleine lösen, aber das hat sie nicht", zitierten die Agenturen Lukaschenko. "Es gibt keine Helden in diesem Fall." Seine konkrete Rolle bei der Lösung des Konflikts bleibt weiterhin im Unklaren.

Lukaschenko warnte vor der Gefahr eines Zusammenbruchs Russlands. "Wenn Russland zusammenbricht, werden wir unter den Trümmern zurückbleiben, wir werden alle sterben". Er habe während des Wagner-Aufstandes die Streitkräfte seines Landes sofort in Kampfbereitschaft versetzt. Die Armee sowie auch Polizei und Spezialeinheiten seien innerhalb eines Tages "in volle Gefechtsbereitschaft" gebracht worden.

Wagner-Militärausrüstung wird russischer Armee übergeben

Am Freitagabend war der monatelange Machtkampf zwischen dem Chef der Söldnertruppe und der russischen Militärführung eskaliert. Wagner-Kämpfer marschierten von der Ukraine aus nach Russland ein - als Ziel gab Prigoschin an, die Militärführung in Moskau zu stürzen. Im südrussischen Rostow am Don übernahm die Truppe das dortige Hauptquartier der russischen Armee. Nach rund 24 Stunden Aufstand vollzog er dann am Samstagabend überraschend eine Wende und beorderte seine Söldner zurück in ihre Lager.

Nun soll die "schwere" Militärausrüstung der Wagner-Truppe laut dem russischen Verteidigungsministerium der russischen Armee übergeben werden. "Vorbereitungen sind im Gange, um das schwere Militärgerät von Wagner an die aktiven Einheiten der Streitkräfte der Russischen Föderation zu übergeben", hieß es in einer Erklärung des Ministeriums.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 27. Juni 2023 um 15:00 Uhr.