Pendler ohne Masken auf dem Bahnsteig des Amsterdamer Hauptbahnhofs.

Pandemie in den Niederlanden Regierung kassiert Maskenpflicht ein

Stand: 23.03.2022 17:21 Uhr

Obwohl die Inzidenz in den Niederlanden bei 1845 liegt, halten Politiker weitere Lockerungen für vertretbar. Nun werden letzte Auflagen abgeschafft: Nach der Abstandsregel fällt auch die Maskenpflicht fast ganz weg.

Von Ludger Kazmierczak, Den Haag

Das "Mondkapje" darf weg. Und zwar überall - zumindest fast überall: Denn in Flugzeugen gilt weiterhin eine Maskenpflicht. Ansonsten müssen die Niederländer keinen Mundschutz mehr tragen - auch nicht in Bussen und Bahnen.

Das stößt bei den Fahrgästen nicht nur auf Begeisterung. "Das scheint mir keine vernünftige Entscheidung zu sein", sagt einer. Er fahre zwar nicht oft mit dem Zug, würde aber auf jeden Fall den Mundschutz vorläufig weiter tragen. "Wenn es voll ist im Zug und alle sitzen dicht gedrängt, will ich das eigentlich lieber nicht", meint eine Pendlerin. "Ich denke, dass ich im Zug weiter Maske tragen werde."

Ein anderer Fahrgast ist in der Sache unentschieden. Die Auflage, eine Maske zu tragen, sei vernünftig, meint er. Andererseits könnten die Bürger nun ihr normales Leben wieder fortsetzen. "Ich bin sehr froh darüber. Kein Mundschutz mehr! Mehr Freiheiten - weniger Einschränkungen", sagt ein weiterer Passant.

Jeder erhält überall Zutritt

Seit Ende Februar sind die Niederländer dem "ouwe normaal", der alten Normalität, ein Stück näher gerückt. Die Kneipen und Restaurants sind wieder gut besucht. Die Abstandsregel gilt längst nicht mehr.

Tests und Impfnachweise waren zuletzt nur noch bei größeren Events nötig, doch auch diese Maßnahme fällt nun weg. Jeder erhält überall Zutritt - auch Ungeimpfte. Kontrollen gibt es nicht mehr.

"Ich finde es prima, dass jetzt alle Regeln abgeschafft werden. Ich bin froh darüber. Bevor ich auf ein Festival gehe, würde ich mich aber noch selbst testen, wenn ich Symptome hätte", sagt ein Passant. "Es ist schon ein bisschen historisch. Ich will nur hoffen, dass es nicht zurückkommt", meint ein anderer.

Häusliche Isolation keine Pflicht mehr

Darauf hoffen auch die Virologen und Politiker, die diese weitreichende Öffnung für vertretbar halten - trotz einer weiterhin hohen Sieben-Tage-Inzidenz von 1845,4. Es lässt sich also durchaus darüber streiten, ob jetzt der richtige Zeitpunkt für ein Ende der Corona-Maßnahmen ist.

"Ich finde es prima. Das hätten sie meinetwegen auch schon früher machen können", meint eine Frau. "Ich habe Angst, dass es zu früh ist. Es ist natürlich herrlich, aber wenn die Leute in drei Wochen wieder Corona kriegen, dann wird alles wieder verschärft", befürchtet eine andere Passantin.

Was bleibt, sind Empfehlungen der Regierung: Wo viele Menschen zusammenkommen, mache ein Mundschutz weiterhin Sinn, sagt der Gesundheitsminister. Sich bei Symptomen testen zu lassen und bei einem positiven Testergebnis zu Hause zu bleiben, ebenfalls. Ja, das ist eine guter Rat, aber von heute an keine Pflicht mehr.

Ludger Kazmierczak, Ludger Kazmierczak, ARD Den Haag, 23.03.2022 16:33 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk in der Sendung "Informationen am Morgen" am 23. März 2022 um 06:26 Uhr.