Anhänger der politischen Partei Shor protestieren in Chisinau (Moldau).

Krieg gegen die Ukraine Wachsende Spannungen in Moldau

Stand: 02.03.2023 08:36 Uhr

In Moldau wachsen die Sorgen, das Land könnte in den russischen Krieg gegen die Ukraine hineingezogen werden. Eine Rolle könnten dabei russische Soldaten spielen, die im abgespaltenen Gebiet Transnistrien stationiert sind.

Tausende Demonstranten forderten am Dienstag in der moldauischen Hauptstadt Chisinau den Rücktritt von Staatschefin Maia Sandu. Es war bereits das zweite Mal innerhalb von zwei Wochen, dass die prorussische Oppositionspartei Shor so viele Menschen mobilisieren konnte. Sie forderten die prowestliche Regierung auf, die Energiepreise durch Subventionen zu drücken und ihr Land aus dem Krieg in der benachbarten Ukraine herauszuhalten.

Furcht vor Verwicklung in den Krieg

Die Furcht vor einer Verwicklung der ehemaligen Sowjetrepublik Moldau in den Krieg nimmt in jüngster Zeit auch deswegen zu, weil Russland die Ukraine derzeit fast täglich beschuldigt, eine militärische Provokation in der abtrünnigen Region Transnistrien durchführen zu wollen. Die selbsternannte Republik Im Osten Moldaus grenzt an die Ukraine.

Kremlsprecher Dmitri Peskow warnte zu Beginn der Woche: "Natürlich ist die Situation in Transnistrien Gegenstand unserer größten Aufmerksamkeit und Anlass zur Sorge. Die unruhige Situation wird von außen geschürt. Wir wissen, dass unsere Opponenten im Kiewer Regime und in den europäischen Ländern zu unterschiedlichen Provokationen in der Lage sind. Wir wissen das genau und sind uns dessen bewusst."

Karte: Republik Moldau mit Transnistrien

Russische Soldaten in Transnistrien

Russland hat in der von Moldau abgespaltenen Region Transnistrien Soldaten stationiert. Das russische Außenministerium hatte zuletzt deutlich gemacht, dass Angriffe auf die Truppen dort als Angriff auf die Russische Föderation gewertet würden. Die Warnung richtete sich explizit auch an die USA und die übrigen NATO-Mitgliedsstaaten.

Die Republik Moldau hat die russischen Vorwürfe stets zurückgewiesen, wonach die Ukraine plane, militärisch gegen die abtrünnige Republik vorzugehen. Es gebe keinerlei Bedrohungen für die militärische Sicherheit Transnistriens, hieß es aus dem Verteidigungsministerium in Chisinau. Moldau beschuldigte wiederum Russland, die prowestliche Regierung stürzen zu wollen, was aus Moskau umgehend dementiert wurde.

Warnung vor militärischem Eingreifen

In dieser Gemengelage heizt der ehemalige moldauische Präsident Igor Dodon, der für seine russlandfreundliche Haltung bekannt ist, die Situation an, indem er die russischen Vorwürfe aufgreift und die Ukraine vor einem militärischen Eingreifen in Transnistrien warnt: "Es ist eine sehr, sehr gefährliche Situation in der Region und in Transnistrien entstanden. Sie sehen die Erklärungen der Ukrainer, die Erklärungen von Maia Sandu, Sie sehen andere Erklärungen. Ich möchte unsere ukrainischen Nachbarn direkt ansprechen. Sie sind unsere Brüder. Wir brauchen Ihre Hilfe in Transnistrien nicht. Beschäftigen Sie sich mit Ihren eigenen Problemen."

Kiew fürchtet Angriff Russlands

Die Ukraine befürchtet, dass Russland nach einem Vorwand sucht, um mit den dort stationierten Truppen anzugreifen. Auch wenn in Transnistrien schätzungsweise nur etwa 3000 russische Soldaten stationiert sind, die über keine schweren Waffen verfügen sollen. Verlässliche Angaben gibt es derzeit allerdings nicht.

Von der südlichen Grenze Transnistriens aus sind es keine hundert Kilometer zur ukrainischen Hafenstadt Odessa. Im ukrainischen Fernsehen sagte Andriy Demchenko, der Sprecher des staatlichen Grenzschutzdienstes der Ukraine: "Wir verstehen den Verrat des Feindes, wir verstehen, dass jederzeit Provokationen geschaffen werden können. Also sind wir auf alle Bedrohungen - aus welchen Richtungen auch immer - vorbereitet, auch wenn etwas von Transnistrien aus passieren sollte.

Angesichts der zunehmenden Spannungen in der Region kündigte die ungarische Fluggesellschaft Wizz Air an, ab dem 14. März den moldauischen Flughafen Chisinau nicht mehr anzufliegen.

Stephan Laack, Stephan Laack, ARD Moskau, 02.03.2023 08:36 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten Deutschlandfunk am 01. März 2023 um 13:17 Uhr und MDR aktuell am 02. März 2023 um 09:11 Uhr.