Kosovarische Polizisten sichern die Straße, die zum Banjska-Kloster führt.

Eskalation im Kosovo Westen ruft nach Kämpfen zu Dialog auf

Stand: 25.09.2023 17:51 Uhr

Die Europäische Union hat den Angriff auf Polizeikräfte im Kosovo als "terroristisch" verurteilt und sowohl Serbien als auch das Kosovo zum Dialog aufgerufen. Gleiches mahnte auch US-Außenminister Blinken an.

Nach schweren Kämpfen im vorwiegend von ethnischen Serben bewohnten Nordkosovo mit fünf Toten hat der Westen die Regierung in Pristina und Serbien dazu aufgerufen, wieder vermittelnde Gespräche aufzunehmen.

US-Außenminister Antony Blinken schrieb auf der Plattform X, vorher Twitter: "Wir fordern die Regierungen des Kosovos und Serbiens dazu auf, (...) unverzüglich zum EU-vermittelten Dialog zurückzukehren."

"Zurück zur Problemlösung durch Dialog"

Unter der Vermittlung des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell und des EU-Sonderbeauftragten Miroslav Lajcak verhandeln das Kosovo und Serbien seit Monaten über eine Normalisierung ihres Verhältnisses. Die Gespräche blieben allerdings bislang ohne Erfolg.

Vor dem Hintergrund der deutlich gestiegenen Spannungen sagte auch der Sprecher Borrells, Peter Stano, beide Seiten müssten Anstrengungen unternehmen, "damit wir aus dem ständigen Krisenmodus herauskommen und wieder zur Problemlösung durch Dialog gelangen".

Außerdem verurteilte Stano den Angriff auf Polizeikräfte im Nordkosovo als "terroristisch". Die genauen Hintergründe müssten aber noch geklärt werden. Der Borrell-Sprecher schloss Maßnahmen gegen Serbien nicht aus. Zuletzt hatte die EU bereits die Zusammenarbeit mit dem Kosovo eingeschränkt, nachdem Pristina Empfehlungen zur Deeskalation nicht umgesetzt hatte. 

Zuvor hatte der kosovarische Regierungschef Albin Kurti Serbien vorgeworfen, "terroristische Attacken" im vorwiegend von ethnischen Serben bewohnten Norden des Kosovo zu unterstützen. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic wies dies zurück. Im Laufe des Tages wollten laut Diplomaten Vertreter aus Deutschland, Frankreich, Italien und den USA in Brüssel über die Lage beraten.

Schwerster Zwischenfall seit Jahren

Bei dem Angriff auf eine kosovarische Polizeipatrouille war es am Sonntag zum schwersten Zwischenfall in der Region seit Jahren gekommen. Schwer bewaffnete serbische Militante hatten in der Ortschaft Banjska bei Mitrovica kosovarische Polizisten angegriffen.

Der kosovarische Regierungschef Albin Kurti warf Serbien vor, "terroristische Attacken" zu unterstützen. Serbiens Präsident Aleksandar Vucic wies dies zurück.

Immer wieder Spannungen

Spannungen gibt es im Kosovo immer wieder: Zuletzt waren im Nordkosovo bei Angriffen von Kosovo-Serben auf kosovarische Polizisten und Soldaten der NATO-geführten Schutztruppe KFOR Dutzende Angreifer und Uniformierte verletzt worden.

Das heute fast ausschließlich von Kosovo-Albanern bewohnte Land hatte sich 1999 nach serbischen Kriegsverbrechen von Serbien abgespalten und 2008 für unabhängig erklärt. Mehr als 100 Länder, darunter Deutschland, erkennen die Unabhängigkeit an. Serbien, Russland, China und fünf EU-Mitgliedsländer tun dies nicht.

Belgrad fordert die Rückgabe seiner einstigen Provinz oder zumindest die Zuerkennung des fast ausschließlich von Kosovo-Serben bewohnten nördlichen Landesteils. Unter der Vermittlung Borrells und des EU-Sonderbeauftragten Lajcak verhandeln das Kosovo und Serbien seit mehreren Monaten über eine Normalisierung ihres Verhältnisses. Die Gespräche blieben allerdings bislang ohne Erfolg.

Oliver Soos, ARD Wien, tagesschau, 26.09.2023 06:58 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 25. September 2023 um 18:18 Uhr.