Sergej Surowikin (Aufnahme vom 17. Dezember 2022)

Nach Wagner-Aufstand General Surowikin festgenommen?

Stand: 29.06.2023 17:52 Uhr

Der russische Top-General Surowikin wusste möglicherweise über die Pläne von Söldnerchef Prigoschin Bescheid. Nun heißt es in unbestätigten Medienberichten, er sei festgenommen worden. Der Kreml will sich dazu nicht äußern.

Nach dem Wagner-Aufstand am vergangenen Wochenende gibt es Hinweise, dass der hochrangige russische General Sergej Surowikin festgenommen wurde. Dies melden sowohl die "Financial Times" als auch die "Moscow Times".

Die "Financial Times" bezieht sich dabei auf drei mit der Angelegenheit vertraute Personen, denen zufolge Surowikin inhaftiert wurde. Er sei seit mehreren Tagen nicht mehr gesehen worden. Laut dem Bericht ist aber unklar, ob Surowikin als Mitverschwörer des von Jewgeni Prigoschin angeführten Söldneraufstands beschuldigt oder einfach zum Verhör festgehalten wurde.

Der russische Präsident Wladimir Putin habe mit einer "Säuberungsaktion" an der Spitze der Sicherheitsdienste begonnen, wie Mitglieder der Moskauer Elite der "Financial Times" sagten.

"Soweit wir wissen, wusste Putin im Voraus davon (Prigoschins Aufstandsplänen) und konnte sich daher bis zu einem gewissen Grad vorbereiten", so ein westlicher Regierungsvertreter. "Er war in der Lage zu sehen, wer an diesem Tag was getan hat. Und jetzt räumt er auf." Der Beamte sagte, man glaube, dass Surowikin festgenommen worden sei, und fügte hinzu: "Wir gehen davon aus, dass weitere Personen folgen werden."

Präsidialamt lässt Schicksal offen

Das Präsidialamt in Moskau hatte zuletzt eine Stellungnahme zum Schicksal Surowikins abgelehnt. Auf die Frage, ob er für Klarheit sorgen könne, antwortete Sprecher Dmitri Peskow: "Nein, leider nicht." Er verwies lediglich auf das Verteidigungsministerium.

Surowikin ist der stellvertretende Kommandeur des russischen Militäreinsatzes in der Ukraine und wird in der Presse wegen seines martialischen Vorgehens im Syrien-Krieg "General Armageddon" genannt.

Ausweichend antwortete Peskow auch auf die Frage, ob Putin Surowikin noch immer vertraue. "Er ist der Oberbefehlshaber und arbeitet mit dem Verteidigungsminister und dem Generalstabschef zusammen." Fragen zu strukturellen Einheiten innerhalb des Verteidigungsministeriums sollten an dieses gerichtet werden.

Spekulation über Prigoschin-Unterstützer

Surowikin wurde seit Samstag, als die Wagner-Söldner ihre kurze Rebellion beendeten, nicht mehr in der Öffentlichkeit gesehen. An diesem Tag wurde ein Video veröffentlicht, in dem er an Söldnerchef Prigoschin appellierte, die Revolte zu stoppen. Surowikin hatte in diesem Video erschöpft gewirkt. Es war zudem unklar, ob er unter Zwang sprach. Seitdem gibt es unbestätigte Berichte, dass Surowikin von den Sicherheitsdiensten verhört wird.

Der "New York Times" zufolge soll Surowikin vorab über den Aufstand informiert gewesen sein. Unter Berufung auf US-Regierungskreise berichtete das Blatt, die Regierung in Washington versuche herauszufinden, ob Surowikin Prigoschin bei der Planung der Rebellion geholfen habe. Zudem gebe es laut US-Geheimdienstinformationen Anzeichen dafür, dass auch andere Generäle den Söldnerchef unterstützt haben könnten. Peskow hatte den Bericht als Spekulation bezeichnet.

Das mögliche Vorgehen der russischen Behörden könnte auch das Umfeld von Surowikin betreffen. Der russische Journalist Aleksej Wenediktow, früher Chef des angesehenen Radios "Echo Moskwy", schrieb auf Twitter, Surowikins Stellvertreter Andrej Judin sei gefeuert worden. Judin hatte am Vortag allerdings noch bestritten, er sei zusammen mit Surowikin festgesetzt worden. Einer russischen Nachrichtenagentur erklärte er, er sei im Urlaub und zu Hause.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. Juni 2023 um 17:00 Uhr in den Nachrichten.