Eine aus der Ukraine geflüchtete Frau in Köln mit Kind auf dem Arm. (Archiv)

Krieg gegen die Ukraine Caritas erwartet neue "Flüchtlingswelle"

Stand: 04.01.2023 10:34 Uhr

Fast acht Millionen Ukrainer sind bisher laut UN-Flüchtlingshilfe in europäische Länder geflohen. Die Hilfsorganisation Caritas rechnet nun wegen der zerstörten Infrastruktur und sinkender Temperaturen mit einer weiteren Welle.

Die katholische Hilfsorganisation Caritas International rechnet im Zuge des Krieges gegen die Ukraine mit einer neuen "Flüchtlingswelle". "Wenn die Infrastruktur weiter zerstört wird und die Temperaturen sinken, werden die Menschen in einigen Bereichen keine andere Wahl haben, als zu gehen", sagte Ukraine-Teamchef Gernot Krauß der Nachrichtenagentur dpa. "Wir rechnen damit, dass es wieder eine Welle geben wird."

Millionen Menschen mussten das Land bereits verlassen. Unter den Gebliebenen sind nach Einschätzung von Krauß viele ältere Frauen. "Sie werden gehen müssen. Das puffert erstmal das Land ab. Aber es erhöht den Druck auf die Nachbarländer, auch auf uns." Der UN-Flüchtlingshilfe zufolge leben fast acht Millionen Ukrainerinnen und Ukrainer als Flüchtlinge in europäischen Ländern. Mehr als 6,5 Millionen seien Vertriebene im eigenen Land.

Menschen erhalten Lebensmittel durch die lokale Niederlassung der katholischen Organisation Caritas International in Charkiw. (Archivbild vom 27.09.2022)

Menschen erhalten Lebensmittel durch die lokale Niederlassung der katholischen Organisation Caritas International in Charkiw. (Archivbild vom 27.09.2022)

Nahrung, Wasser und Geld

Die Caritas kümmert sich nach eigenen Angaben in der Ukraine unter anderem um das Verteilen von Nahrungsmitteln und Trinkwasser. An Bedürftige gibt die Hilfsorganisation laut dpa Geldkarten mit einem Betrag von umgerechnet 56 Euro monatlich aus. Ein Problem sei nach Angaben von Krauß die Infrastruktur, die von Russland angegriffen werde. "Wenn es keinen Strom gibt, funktionieren auch keine Cash-Karten."

Die Caritas versucht, die Hilfsgüter lokal zu besorgen und verzichtet weitgehend auf Transporte. Einige Sachen ließen sich jedoch nicht im Land beschaffen, etwa Generatoren. Schon im vergangenen Winter sei es schwierig gewesen, an Ort und Stelle Heizmaterialien zu beschaffen. "Wir geben den Bedürftigen eine einmalige Winterhilfe von umgerechnet rund 560 Euro. Das wird für Fenster genutzt, Dachausbesserung, Heizmaterial oder Winterkleidung", sagte Krauß.

Die Hilfsorganisation arbeitet über die örtliche Caritas. Die größte Organisation mit rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist dabei die Caritas Ukraine, die von der griechisch-katholischen Kirche getragen wird. "Das Problem ist, dass sie selber betroffen sind und häufig Familienangehörige haben, die ihre Häuser verloren haben und fliehen mussten", bilanzierte Krauß. Die Arbeit sei mit erheblichen Gefahren verbunden. Vor einigen Wochen seien in einem Sozialzentrum in Mariupol zwei Caritas-Mitarbeitende bei einem Angriff ums Leben gekommen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 04. Januar 2023 um 11:42 Uhr.