Ein Schild vor der Notaufnahme des Codogno Krankenhauses weist darauf hin, dass der Zugang verboten ist.

Epidemie Erster Coronavirus-Todesfall in Italien

Stand: 22.02.2020 07:37 Uhr

In Italien ist ein Mann an dem Coronavirus gestorben. Der 78-jährige Mann ist das erste europäische Todesopfer. In Deutschland sind mehrere Passagiere des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" eingetroffen.

Italien hat den ersten Todesfall durch das neuartige Coronavirus gemeldet. Bei dem Opfer handele es sich um einen 78-jährigen Italiener, der zuvor positiv auf das Virus getestet worden war, sagte Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza. Der Mann sei wegen einer anderen Krankheit seit etwa zehn Tagen in einem Krankenhaus in der Region Venetien im Norden Italiens behandelt worden.

Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Viruserkrankung hatten die Behörden am Freitag bereits in mindestens zehn norditalienischen Städten die sofortige Schließung von Schulen, Behörden und sonstigen öffentlichen Gebäuden angeordnet. Auch Lebensmittelgeschäfte, Bars, Diskotheken sowie Sportzentren sollten in den betroffenen Orten mindestens für eine Woche geschlossen bleiben, teilte Gesundheitsminister Speranza nach einer Krisensitzung mit, die wegen mehr als ein Dutzend neuer Infektionsfälle in Norditalien einberufen worden war.

14 Menschen wurden nach Angaben der Behörden in der Lombardei in und um die Kleinstadt Codogno positiv auf das Virus getestet. Zwei weitere Fälle waren in der Region Venetien von örtlichen Behörden bestätigt worden. 

Kreuzfahrtschiff-Passagiere kehren zurück

In Berlin sind mehrere Ex-Passagiere des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess", das wegen des Coronavirus zwei Wochen im japanischen Yokohama unter Quarantäne stand, eingetroffen. An Bord einer italienischen Maschine landeten die Menschen am frühen Morgen im militärischen Teil des Flughafens Tegel.

Dort sollen sie von einem Amtsarzt im Empfang genommen und untersucht werden. Laut Behörden sollen die Rückkehrer zwei Wochen lang zu Hause isoliert werden. Über die Berliner Passagiere hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci gesagt, diese seien negativ auf das neuartige Coronavirus Sars CoV-2 getestet worden.

Ein Flugzeug mit deutschen Passagieren des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" an Bord steht auf dem militärischen Teil des Berliner Flughafens Tegel.

In den frühen Morgenstunden landete ein Flugzeug mit deutschen Passagieren des Kreuzfahrtschiffs "Diamond Princess" an Bord auf dem militärischen Teil des Berliner Flughafens Tegel.

Auf der "Diamond Princess" erkrankten mehrere Hundert Passagiere und wurden in Krankenhäuser gebracht, wo zwei von ihnen starben. 970 negativ getestete Passagiere haben seit Ende der Quarantäne das Schiff verlassen.

Bereits vor knapp zwei Wochen waren 20 andere China-Rückkehrer in Tegel gelandet. Sie stehen seitdem in Köpenick auf dem Gelände der DRK Kliniken unter Quarantäne. An diesem Sonntag sollen sie den Isolierbereich verlassen dürfen. Auch der vierte und letzte Test bei den 16 Erwachsenen und 4 Kindern zeigte am Freitag keine Infektion mit den neuartigen Coronavirus. Die Menschen hatten sich zuvor längere Zeit in der stark von dem Erreger betroffenen chinesischen Stadt Wuhan aufgehalten.

Xi: "Höhepunkt der Epidemie noch nicht gekommen"

In China sind dem Virus nach offiziellen Angaben weitere 109 Menschen zum Opfer gefallen. Zudem sei die Zahl der neu bestätigten Infektionen mit dem Erreger Sars-CoV-2 um 397 auf nun 76.288 Fälle gestiegen, teilte die Gesundheitskommission in Peking mit. Die mit Abstand meisten Todesfälle und Infektionen wurden erneut aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet, wo die Covid-19 genannte Lungenkrankheit ursprünglich in der Millionenstadt Wuhan ausgebrochen war. Experten rechnen zudem mit einer um ein Vielfaches höheren Dunkelziffer.

Staatschef Xi Jinping sagte bei einer Politbüro-Sitzung, der Höhepunkt der Epidemie sei "noch nicht gekommen", die Lage in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei sei weiterhin "düster und kompliziert".

Südkorea besonders betroffen

In Südkorea, dem Land mit den meisten Fällen außerhalb Chinas, breitete sich der Erreger ebenfalls aus. Bei 346 Menschen wurde hier das Virus inzwischen nachgewiesen. Mehr als 120 von ihnen gehören der Shincheonji Church of Jesus an. Eine infizierte Anhängerin der christlichen Sekte war dort weiter zu Gottesdiensten gegangen.

Auch in Busan, dem Austragungsort der Tischtennis-Mannschaftsweltmeisterschaft, wurden erste Fälle bestätigt. Die Absage der WM wird nicht ausgeschlossen.

Infektionen in weiteren Ländern

Im Iran befürchtet das Gesundheitsministerium, dass das Virus in allen großen Städten zu finden sei. In Italien liegt ein 38-Jähriger in kritischem Zustand auf der Intensivstation. 16 weitere Menschen haben sich angesteckt. Im Norden des Landes sollen nun Bars und Schulen geschlossen bleiben. Auch in Israel und dem Libanon wurden neue Fälle gemeldet.

WHO benötigt dringend Geld

Tedros Adhanom Ghebreyesus, Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mahnte, wenn die internationale Gemeinschaft jetzt nicht "hart" gegen das Virus vorgehe, werde sie vor einem "schwerwiegenden Problem" stehen. Es sei viel billiger, jetzt in Prävention und Vorbereitung zu investieren, als später mit den Folgen einer Ausbreitung des Virus zu leben.

Tedros Adhanom Ghebreyesus bei der WHO-Konferenz zum Coronavirus in Genf

WHO-Chef Tedros appelliert an die internationale Staatengemeinschaft.

Mit Ebola im Kongo und der neuen, durch das Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 hat die WHO erstmals mit zwei gesundheitlichen Notlagen von internationaler Tragweite gleichzeitig zu tun. Für beide braucht sie dringend Geld, aber die Finanzmittel fließen nur spärlich, teilte die Organisation mit.

Allein zur Bekämpfung von Covid-19 braucht die WHO demnach 675 Millionen Dollar (625 Millionen Euro). Damit sollen etwa Länder mit schwachen Gesundheitssystemen unterstützt werden, damit sie im Fall eines Ausbruchs gewappnet sind.

Bundesfinanzminister Olaf Scholz forderte ein abgestimmtes Vorgehen in der Welt, falls es wirtschaftliche Folgen durch die Virus-Epidemie geben sollte. Wichtig sei, bei größeren Auswirkungen bereit zu sein, gemeinsam zu handeln und gegenzuhalten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 22. Februar 2020 um 07:00 Uhr.