Nawalny zugeschaltet per Video bei seinem Prozess im Juni in Moskau

Kremlkritiker aus Straflager verlegt Sorge um Nawalny wächst

Stand: 11.12.2023 19:44 Uhr

Seit Tagen gibt es kein Lebenszeichen von dem inhaftierten Kremlgegner Nawalny gibt. Im Straflager ist er offenbar nicht. Nach Angaben seiner Unterstützer ist der 47-Jährige verlegt worden. Wohin ist unklar.

Der seit Jahren inhaftierte Kremlkritiker Alexej Nawalny ist nach Angaben seiner Unterstützer aus einem Straflager verlegt worden. Sein Aufenthaltsort sei derzeit unklar, erklärte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch via Plattform X (ehemals Twitter).

Das Personal des Straflagers IK-6 in der Ortschaft Melechowo östlich von Moskau habe einem Anwalt des Oppositionspolitikers erklärt, Nawalny sei nicht mehr unter den Häftlingen. "Wo sie ihn hingebracht haben, wollten sie nicht sagen", fügte sie hinzu. Nawalnys Umfeld hatte sich bereits darauf vorbereitet, dass der Kritiker von Präsident Wladimir Putin in ein anderes Straflager mit noch härteren Haftbedingungen verlegt werden könnte.

US-Regierung "tief besorgt"

Auch die US-Regierung äußerte sich beunruhigt. "Wir sind tief besorgt über diese Berichte", sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats im Weißen Haus, John Kirby. Er bekräftigte, dass die US-Regierung die "sofortige" Freilassung Nawalnys verlange. Die US-Botschaft in Moskau werde sich um Informationen zum Verbleib Nawalnys bemühen, sagte Kirby.

Nawalny fehlt bei Gerichtsverhandlung

Die Sorge um den Gesundheitszustand Nawalnys nahm am Morgen nach seinem erneuten Fehlen bei einer Gerichtsverhandlung zu. Vor einem Gericht in der Stadt Kowrow werden derzeit Klagen des Politikers gegen die Gefängnisleitung verhandelt. Seit Donnerstag wurde Nawalny nicht mehr wie üblich zu dem Prozess zugeschaltet.

Die Gefängnisleitung des Straflagers begründe dies mit angeblichen Problemen bei der Stromversorgung, schrieb Jarmysch. Noch in der vergangenen Woche hatte ein Vertreter des Straflagers Journalisten erklärt, dass die Probleme schnellstmöglich behoben würden. Zugleich bekommen die Anwälte seit vergangenem Mittwoch keinen Zutritt mehr zu Nawalny. Auch Briefe von Nawalny oder an ihn würden nicht zugestellt.

Nawalnys Mitarbeiter Ljubow Sobol sagte der Nachrichtenagentur Reuters, der Zeitpunkt der Verlegung stehe wohl in Zusammenhang mit der Ankündigung Putins, bei der Präsidentschaftswahl nächstes Jahr erneut zu kandidieren. "Sie haben derart Angst vor Nawalny, ... dass sie entschieden haben, Nawalny so weit wie möglich von der Außenwelt abzuschneiden."

Mehr als 30 Jahre Haft

Der Oppositionspolitiker befindet sich seit Januar 2021 hinter Gittern. Im August war Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden. Insgesamt soll er eine mehr als 30 Jahre lange Haft in einer Strafkolonie verbüßen. Verurteilt wurde er unter anderem wegen Extremismus, seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland. Nawalny weist alle Vorwürfe zurück. Sie seien politisch motiviert und zielten darauf ab, seine Kritik an Putin zum Schweigen zu bringen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 11. Dezember 2023 um 17:48 Uhr.