Iranische Demonstranten halten nach den Angriffen der Hamas auf Israel ein Plakat mit der Aufschrift "Lasst uns Israel ausradieren" hoch.
hintergrund

Unterstützung der Hamas Iran und seine Rolle beim Angriff auf Israel

Stand: 09.10.2023 02:30 Uhr

Der israelische Präsident Herzog sieht eine Mitverantwortung des Iran für die Angriffe auf sein Land. Der Iran selbst macht kein Geheimnis aus seiner Unterstützung der Hamas. Wie sieht diese genau aus?

Von Pia Florence Masurczak, ARD Istanbul

Mehr als 2000 Raketen hat die Hamas allein am Samstag aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert - ohne das iranische Regime wäre es wohl nur ein Bruchteil gewesen. Denn Teheran ist ohne Frage der größte Unterstützer der palästinensischen Terrororganisationen.

Wie hoch die monatlichen Zahlungen nun tatsächlich sind, ist nicht ganz klar. Von bis zu 30 Millionen Dollar im Monat allein für die Hamas ist die Rede. Dazu kommen Know-How im Raketenbau und wohl auch Schulungen durch die Revolutionsgarden. Davon profitiert nicht nur die Hamas, sondern auch die Terrorgruppe Islamischer Dschihad, die zuletzt ebenfalls für immer neue Angriffswellen verantwortlich war.

Die Waffen selbst werden wohl größtenteils vor Ort hergestellt, müssen nicht mehr durch die israelischen Grenzanlagen nach Gaza geschmuggelt werden. Vor allem die Grenze zu Ägypten ist seit dem Militärputsch 2013 deutlich schwerer zu überwinden als zuvor.

Iran gibt sich als Schutzmacht unterdrückter Muslime

Aus dieser Unterstützung machen beide Seiten kein Geheimnis. Bei den letzten größeren Kämpfen zwischen der Hamas und israelischen Kräften 2021 sicherte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden uneingeschränkte Unterstützung zu. Und auch jetzt heißt es von Seiten eines Hamas-Sprechers, die Regierung in Teheran habe die Angriffe unterstützt. Der wirtschaftlich gebeutelte Iran lässt sich das eine durchaus schmerzhafte Summe kosten.

Begründet wird diese Politik von Seiten des Iran ideologisch: Man gibt sich als Schutzmacht der tatsächlich oder vermeintlich unterdrückten Muslime weltweit. Dazu gehört unter anderem der Kampf gegen die israelische Kontrolle über die Al-Aksa-Moschee in Jerusalem, eine der heiligsten Stätten des Islam. Zumindest offiziell spielen dann auch die Konflikte zwischen Schiiten, wie im Iran, und Sunniten, wie in den palästinensischen Gebieten, keine Rolle mehr.

Irans Kampf gegen Erzfeind Israel

Es gibt aber auch eine pragmatischere Dimension der iranischen Terrorfinanzierung. Mit seiner Unterstützung hält das Teheraner Regime den Druck auf den Erzfeind Israel dauerhaft hoch, ohne sich dabei selbst in eine Konfrontation begeben zu müssen. Und versucht gleichzeitig, die Rolle als Regionalmacht gegenüber dem Konkurrenten Saudi-Arabien zu festigen.

Denn über den engen Verbündeten Hisbollah übt Teheran auch im Libanon und im syrischen Bürgerkrieg seinen Einfluss aus. Und stellt damit eine weitere Bedrohung für Israel dar: Am Sonntag feuerte die Hisbollah zumindest kurzzeitig Raketen in Richtung Nordisrael und erklärte ihre Solidarität mit der Hamas.

Annäherung an Saudi-Arabien verhindern

Ganz aktuell dürfte der iranischen Regierung auch die Annäherung zwischen Israel und dem Hauptkonkurrenten Teherans, Saudi-Arabien, ein Dorn im Auge gewesen sein. Unter Mithilfe der USA waren beide Staaten offenbar auf einem guten Weg, ihre Beziehungen zu normalisieren. Diskutiert wurde dabei auch eine militärische Kooperation - denn auf beiden Seiten ist die Sorge vor einem iranischen Angriff groß.

Der außenpolitische Berater des obersten iranischen Führers Ayatollah Chamenei nutzte den Angriff auf Israel dann auch direkt, um eine Botschaft in Richtung Riad zu senden: Die Attacken seien eine Warnung an all diejenigen, die den Kompromiss mit Israel suchten.

Pia Masurczak, ARD Istanbul, tagesschau, 08.10.2023 20:26 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 09. Oktober 2023 um 07:20 Uhr.