Historischer Hilfeleistungsvertrag

Weltdokumentenerbe-Kandidat Die Geschichte der Hanse in 17 Dokumenten

Stand: 17.05.2023 15:13 Uhr

17 historische Dokumente aus sechs Ländern - diese Sammlung soll in das Weltdokumentenerbe aufgenommen werden. Begründung der Initiatoren aus Lübeck: Sie stehen exemplarisch für die Geschichte des mächtigen Handelsbündnisses Hanse.

Die Geschichte der Hanse, des mächtigen Handelsbundes, ist gut dokumentiert: Mehrere Tausend Regalmeter mit Akten und Dokumenten zur Stadt- und Hansegeschichte lagern allein im Archiv der Hansestadt Lübeck. In anderen Städten von Riga bis Brügge lagern noch Tausende weitere Archivalien zur Hanse, die Hunderte Jahre alt sind und bis tief ins Mittelalter zurückreichen.

Doch unter all diesen Artefakten gibt es einige von besonderer Bedeutung. Es geht um 17 Dokumente, die nun in das UNESCO-Weltdokumentenerbe aufgenommen werden sollen. "Auf einem internationalen Kongress wurden diese Dokumente ausgewählt, weil sie beispielhaft die Geschichte der Hanse wiedergeben", erklärt Dominik Kuhn, stellvertretender Leiter des Archivs in Lübeck. Da Lübeck die wichtigste Stadt und die "Schreibstube" der Hanse war, hat die Stadt die Federführung über den UNESCO-Antrag.

Historische Urkunde

Mit dieser Prunkurkunde bestätigte der neue englische König Edward VI. 1547 sämtliche Rechte, die den hansischen Kaufleuten von seinen Vorgängern seit 1303 eingeräumt worden waren. Dies sollte die letzte umfängliche Privilegierung sein. Bald darauf wurden die hansischen Vorrechte in England zurückgefahren.

Zollbücher, Sitzungs-Protokolle, Privilegien

Darunter sind verschiedene Arten von Dokumenten. So gibt es beispielsweise Zollbücher aus ehemaligen Hansestädten, in denen akribisch vermerkt wurde, welche Waren ein- und ausgeführt wurden. Außerdem Privilegien-Urkunden, in denen beispielsweise der englische König Edward VI. im Jahr 1547 der Hanse ihre Handelsprivilegien bestätigt: Der Bund bekam dadurch die gleichen Rechte wie englische Kaufleute - für die damalige Zeit ein enormer Vorteil.

Außerdem sind sogenannte Rezesse unter den Dokumenten: "Es gab zu Hochzeiten der Hanse jährlich Hansetage, auf denen wichtige Entscheidungen für den Handelsbund getroffen wurden. Und diese Rezesse sind die Protokolle dieser Treffen, die dann vervielfältigt und an die Hansestädte verschickt wurden", erklärt Kuhn. Das älteste der 17 nominierten Dokumente stammt aus dem Jahr 1192. Es handelt sich dabei um einen Handelsvertrag mit dem Fürsten von Nowgorod in Russland.

Unsere Vorfahren besser verstehen

"Durch diese Dokumente wissen wir zum Beispiel, auf welchen Wegen Salz aus Lüneburg in den gesamten Ostseeraum gelangte und welche Waren - wie Felle oder Honig - aus Osteuropa ins heutige Deutschland kamen", erzählt Kuhn. Das trage etwa dazu bei, die Lebensumstände unserer Vorfahren besser zu verstehen - also konkret, was sie gegessen und was für Kleider getragen haben.

Auch ein früher Handelskrieg ist dadurch überliefert: Weil der Graf von Flandern im 14. Jahrhundert der Hanse ihre Privilegien streichen wollte, verhängte das mächtige Bündnis eine Handelsblockade; eine Hungersnot in der Region war die Folge. Wirtschaftlicher Druck als Mittel, um politische Interessen durchzusetzen: eine Strategie, die bis heute aktuell ist.

Das Holstentor in Lübeck bei Nacht.

Lübeck war die wichtigste Stadt der Hanse und ihre "Schreibstube". Von hier wurde beispielsweise die zentrale Korrespondenz mit Königen und Fürsten in ganz Europa geführt.

Internationaler Antrag

Von den 17 Dokumenten liegen jedoch nur sechs in Lübeck. Der Rest wird in fünf weiteren Ländern - Belgien, Dänemark, Estland, Lettland und Polen - aufbewahrt. Und einige Stücke liegen auch in anderen deutschen Archiven, etwa Köln, Hamburg oder Stralsund. Der Grund dafür kann sein, dass die Schriftstücke damals dort angefertigt wurden oder dass sie im Zuge der Handelsbeziehungen dorthin gebracht wurden.

Auch deshalb ist Archivar Kuhn optimistisch, dass das die Dokumente zur Geschichte der Hanse ins Weltdokumentenerbe eingehen werden. "Es ist ein internationaler Antrag, es gibt also schon mal eine breite Unterstützung. Außerdem ist es ja der Grundgedanke der UNESCO, dass sich Länder zusammenschließen, um das Erbe der Menschheit gemeinsam zu bewahren für künftige Generationen."