El Niño sorgt für extreme Wetterbedingungen.

Studie zu Folgen des Wetterphänomens El Niño kostet Weltwirtschaft Billionen

Stand: 19.05.2023 12:23 Uhr

Meteorologen sagen für dieses Jahr das Wetterphänomen El Niño voraus. US-Forscher zeigen, dass die Auswirkungen weit über Wetterextreme hinausgehen. Die Folgen erstrecken sich über Jahre und verstärken Ungleichheiten.

Die wirtschaftlichen Kosten des Wetterphänomens El Niño belaufen sich auf mehrere Billionen Euro. Das geht aus einer Studie von US-Wissenschaftlern hervor, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift "Science" veröffentlicht wurden. Dabei wurden nicht nur die direkten Verluste durch die mit El Niño verbundenen Wetterextreme wie Überflutungen und Dürren berücksichtigt. Zusätzlich haben die Forscher den Einfluss von El Niño auf das globale Wirtschaftswachstum und das Einkommen der betroffenen Menschen berechnet.

Das Christkind des Klimas

"El Niño", das Christkind: So nannten peruanische Fischer ein Klimaphänomen, das in unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre im Pazifik auftritt und dessen Auswirkungen dort oft in der Weihnachtszeit bemerkt wurden. Dabei verschieben sich durch veränderte Luft- und Meeresströmungen die Wetterbedingungen weltweit.

In Teilen Afrikas und Südamerikas wird mit mehr Überschwemmungen gerechnet, in Südostasien und Ostaustralien mit mehr Dürren und Waldbrände. Für den Spätsommer 2023 prognostizierte die Weltwetterorganisation (WMO) ein Auftreten von El Niño kürzlich mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent.

"El Niño verstärkt Ungleichheiten"

"Der Gesamtpreis für solche Ereignisse wurde noch nie vollständig beziffert", wird Mitautor Christopher Callahan in einer Dartmouth-Mitteilung zitiert. "Man muss das gesamte reduzierte Wachstum auch in der Folgezeit zusammenzählen - nicht nur, wenn das Ereignis stattfindet." Er und Justin Mankin vom Dartmouth College in Hanover (US-Bundesstaat New Hampshire) analysierten die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts pro Kopf für zahlreiche Länder in den Jahren 1960 bis 2019 und verglichen dies mit dem Auftreten von El Niño in den Jahren 1982/1983 sowie 1997/1998.

Da sich der Einbruch einer wirtschaftlichen Entwicklung auch auf die Folgejahre auswirkt, errechneten die Wissenschaftler den ökonomischen Verlust für die fünf auf El Niño folgenden Jahre. Für das Ereignis 1982/1983 betrug er danach 4,1 Billionen Dollar (3,76 Billionen Euro), für 1997/1998 waren es 5,7 Billionen Dollar (5,23 Billionen Euro), jeweils im Verhältnis zu einer Zeit ohne El Niño.

Betroffen sind vor allem Länder in den Tropen, die ohnehin zu den einkommensschwächeren zählen. "El Niño verstärkt die größeren Ungleichheiten im Zusammenhang mit dem Klimawandel und wirkt sich unverhältnismäßig stark auf diejenigen unter uns aus, die am wenigsten widerstandsfähig und vorbereitet sind", betont Mitautor Mankin.

2020 bis 2099: 84 Billionen Dollar Verlust

In einem zweiten Schritt verknüpften die Forscher ihre Ergebnisse mit Klimamodellen, die den Klimawandel bis zum Ende des Jahrhunderts vorhersagen. Für den Zeitraum von 2020 bis 2099 errechneten sie einen weltweiten wirtschaftlichen Verlust von 84 Billionen Dollar (77,1 Billionen Euro).

"Wir zeigen hier, dass solche Klimaschwankungen, wie sie mit El Niño verbunden sind, unglaublich kostspielig sind und das Wachstum über Jahre hinweg stagnieren lassen, was uns zu Kostenschätzungen veranlasst hat, die um Größenordnungen größer sind als vorherige", sagt Mankin.

Die Studienautoren plädieren dafür, nicht nur die Emissionen der Treibhausgase zu verringern. "Wir müssen sowohl den Klimawandel abmildern, als auch mehr in die Vorhersage von und Anpassung an El Niño investieren, da diese Ereignisse die zukünftigen Kosten der globalen Erwärmung nur erhöhen werden", erklärt Mankin.

Vorteile, die manchen Ländern durch El Niño entstehen, und auch Vergünstigungen durch La Niña - das gegenteilige Phänomen zu El Niño - haben Mankin und Callahan bei ihren Berechnungen einkalkuliert.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 17. Mai 2023 um 23:59 Uhr.