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Aktuelle Konjunkturprognose OECD erwartet Abkühlung der Weltwirtschaft

Stand: 19.09.2023 13:02 Uhr

Die hohe Inflation werde zu Recht mit weltweiten Zinserhöhungen bekämpft, findet die OECD. Das hat aber Auswirkungen auf den Konjunkturausblick. Probleme sehen die Experten besonders in China und Deutschland.

Die Weltwirtschaft wird sich nächstes Jahr nach Einschätzung der OECD noch schwächer entwickeln und die Inflation weiterhin hoch bleiben. In ihrer aktuellen Konjunkturprognose erwartet die Industriestaaten-Organisation für dieses Jahr ein Wachstum von 3,0 Prozent. 2024 werde die globale Wirtschaftsleistung aber nur noch um 2,7 Prozent zulegen. 2022 waren es noch 3,3 Prozent. Die Prognose für 2023 wurde um 0,3 Prozentpunkte erhöht, die für 2024 um 0,2 Zähler gesenkt.

Ein wesentlicher Grund für die verhaltenen Aussichten sind die Zinserhöhungen der Notenbanken, um die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Das höhere Zinsniveau bremst die Wirtschaftsaktivität, wie derzeit etwa in der deutschen Baubranche zu beobachten ist.

Deutsche Wirtschaft dürfte schrumpfen

Deutschland ist denn auch neben dem schuldengeplagten Argentinien das einzige große Industrieland, das die OECD-Experten in diesem Jahr in der Rezession sehen. Sie erwarten einen Rückgang der deutschen Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent. Im Juni hatten sie noch eine Stagnation für möglich gehalten.

2024 dürfte es dann für ein Wachstum von 0,9 Prozent reichen, weniger als bisher erwartet. Deutschland war lange besonders stark abhängig von günstigen Energielieferungen aus Russland, die seit der Invasion in die Ukraine weitgehend weggefallen sind.

Auch das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) sieht Deutschland in der Rezession. Die Wahrscheinlichkeit dafür sei im Zeitraum September bis November auf 74 Prozent gestiegen, so die Wirtschaftsforscher. Der entsprechende Indikator des gewerkschaftsnahen Instituts hatte Anfang August noch bei 71,5 Prozent gelegen. "Der deutschen Konjunktur fehlt es weiter an Wachstumsimpulsen", sagte IMK-Experte Peter Hohlfeld. "Aus fast allen Richtungen kommen nach wie vor Gegenwinde."

China "Hauptrisiko für die Weltwirtschaft"

Mit erwarteten Raten von 5,1 Prozent 2023 und 4,6 Prozent 2024 wächst China zwar nach wie vor überdurchschnittlich. Die Ökonomen senkten ihre Prognosen für die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft aber deutlich. Eine womöglich noch stärkere Abkühlung in China sei ein Hauptrisiko für die Weltwirtschaft, betonte die OECD. "Hohe Schulden und der schwächelnde Immobiliensektor sind bedeutende Herausforderungen." Außerdem erhole sich der dortige Konsum trotz Wiedereröffnung der Wirtschaft nach der strengen Corona-Politik nur allmählich.

Eine wichtige Stütze der Weltwirtschaft sind dagegen die Vereinigten Staaten. Hier hoben die Experten ihre Prognosen deutlich an. Die weltgrößte Volkswirtschaft dürfte demnach 2023 um 2,2 Prozent und 2024 um 1,3 Prozent zulegen. Überraschend gute Entwicklungen habe es zuletzt in Brasilien, Indien und Südafrika gegeben. Der Euroraum wird laut OECD dieses Jahr um 0,6 Prozent wachsen, angetrieben von Spanien und Frankreich. 2024 dürfte es in der Eurozone dann ein Plus von 1,1 Prozent geben. Für Russland prognostizieren die Experten Wachstumsraten von 0,8 und 0,9 Prozent - statt bisher einer jeweils schrumpfenden Wirtschaft.

Weiter straffe Geldpolitik gefordert

Die von den führenden Industriestaaten getragene Organisation sprach sich für eine weiter restriktive Geldpolitik aus. Die Notenbanken sollten Kurs halten, bis es klare Anzeichen dafür gebe, dass der Preisdruck nachhaltig gewichen ist. Davon kann aber noch keine Rede sein. So rechnen die Experten dieses Jahr in der Eurozone mit einer Teuerung von 5,5 Prozent und von 6,1 Prozent in Deutschland. 2024 dürften es dann jeweils 3,0 Prozent sein. Für die USA, die früher mit Zinserhöhungen begonnen haben, werden Werte von 3,8 und 2,6 Prozent erwartet.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 11. September 2023 um 14:00 Uhr.