Bank of England

Geldpolitik Inflation im Fokus der Notenbanken

Stand: 23.03.2023 14:59 Uhr

Nach EZB und Fed heben auch die Schweizer Nationalbank, die Bank of England und die Notenbank Norwegens die Leitzinsen an. Trotz Marktturbulenzen und Bankenkrise bleibt die Inflation im Fokus.

Die Notenbankentscheidungen dieser Woche lassen keinen Zweifel daran, dass sich die Geldpolitik trotz Bankenkrise vor allem auf die Bekämpfung der Inflation fokussiert. Am Morgen hob die Schweizerischer Nationalbank SNB den Leitzins um deutliche 0,5 Prozentpunkte auf 1,5 Prozent an. Gegen Mittag folgte die Bank of England mit einer Zinserhöhung um einen Viertelpunkt auf 4,25 Prozent.

Und bereits gestern hatte die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihren Zinssatz um einen Viertel-Prozentpunkt auf die neue Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent angehoben. Ziel dieser Maßnahmen der Notenbanken ist es auch, das Vertrauen der Märkte in die Stabilität des Finanzsystems zu stärken.

Ein Verzicht auf Zinserhöhungen hätte von den Marktakteuren als Signal dafür aufgefasst werden können, dass die Situation an den Finanzmärkten aller gegenteiliger Bekenntnisse zum Trotz ernster ist als gedacht.
    

"Inflationsdruck jetzt bekämpfen"

Dabei hatten einige Investoren wegen der aktuellen Geschehnisse im Bankensektor durchaus darauf gehofft, vor allem die Fed würde eine Zinspause einlegen. Angesichts der sich überschlagenden Ereignisse im Schweizer Bankenwesen, die mit der Übernahme der taumelnden Credit Suisse durch den Konkurrenten UBS einen womöglich vorläufigen Endpunkt erreichte, dürften einige Anleger auch dort auf eine zurückhaltende SNB spekuliert haben.

Der Schweizer Notenbankchef Thomas Jordan verteidigte die kräftige Leitzinserhöhung trotz der jüngsten Turbulenzen. "Selbstverständlich haben wir auch die Situation auf den internationalen Finanzmärkten, die Unsicherheit, die im Moment im Bankensystem ist, beurteilt", sagte Jordan. "Aber wir sind zum Schluss gekommen, dass eine Zinserhöhung hier keinen negativen Einfluss haben wird."

Würde hingegen dem inflationären Druck nicht mit der nötigen Straffung der Geldpolitik begegnet, "werden wir später ein größeres Problem haben", erklärte Jordan. Eine Zinspause sei kein Thema gewesen. "Man muss den Inflationsdruck jetzt bekämpfen."     

"Ein starkes Signal"

Die Entscheidung der SNB sei ein starkes Signal, kommentiert Commerzbank-Ökonom Christoph Weil. "Angesichts der jüngsten Marktturbulenzen war dies nicht selbstverständlich", unterstreicht der Experte.

Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der VP Bank weist darauf hin, dass Schweizerische Nationalbank im großen Umfang auch Liquiditätshilfen in Franken und Fremdwährung zur Verfügung stelle. "Das bedeutet, die SNB hat Notfallmechanismen in Kraft gesetzt, die es ihr auf der anderen Seite erlauben, weiter an der Zinsschraube zu drehen."

Jordan äußerte sich auch explizit zur Causa Credit Suisse: "Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist beschlossene Sache." Weitere Liquiditätsstützen seien nicht notwendig. "Im Moment sind die Liquiditätsinstrumente sehr groß, sie sind sehr mutig. Ich denke, das sollte ausreichen, um sicherzustellen, dass diese Transaktion reibungslos über die Bühne geht."

Umstrittene Entscheidung

Die Zinserhöhung der Bank of England (BoE) will ebenfalls keinen Zweifel am Ziel der Inflationsbekämpfung aufkommen lassen. Sie hob den Leitzins wie erwartet zum elften Mal in Folge an. Aktuell liegt die Inflationsrate im Vereinigten Königreich bei 10,4 Prozent. Allerdings war die Entscheidung vor dem Hintergrund der jüngsten Turbulenzen im globalen Finanzsektor intern umstritten: Die Befürworter setzten sich mit sieben zu zwei Stimmen durch.   

Vor dem Hintergrund der jüngsten Bankturbulenzen in den USA und Europa erklärte die Zentralbank, die britischen Banken seien widerstandsfähig und gut aufgestellt. Die Geldhäuser wiesen ferner ausreichend Kapital und Liquidität auf.

Der BoE bleibe angesichts der Inflation trotz der Ereignisse der letzten Wochen kaum eine andere Wahl, als die Zinsen erneut anzuheben", kommentiert Craig Orlam, Marktbeobachter beim Broker Oanda.

Norwegen zieht mit

Auch die norwegische Notenbank hob im Kampf gegen die hohe Inflation den Leitzins von 2,75 auf 3,0 Prozent an. Zugleich signalisierte die Zentralbank, dass sie trotz unsicherer Konjunkturaussichten wahrscheinlich nachlegen wird: "Falls die Entwicklung so verläuft, wie wir es jetzt erwarten, wird der Leitzins im Mai weiter angehoben", sagte Zentralbankchefin Ida Wolden Bache.

Die norwegische Kerninflation, bei der Energiepreise und Steuern ausgeklammert werden, fiel im Februar zwar auf 5,9 Prozent. Sie ist damit vom Ziel der Notenbank von 2,0 Prozent aber noch weit entfernt.

Türkische Zentralbank lässt Leitzins unverändert

Obwohl die Inflation in der Türkei im vergangenen Monat noch bei 55 Prozent lag, verfolgt die türkische Zentralbank einen Kurs, der unter Ökonomen als falsches Rezept angesichts einer Inflationsrate von zeitweise 85 Prozent gilt: Sie hat den Leitzins kontinuierlich gesenkt.

Im vergangenen Jahr nahm sie den Leitzins in mehreren Schritten von 14,0 auf 9,0 Prozent zurück, um dem Konjunkturabschwung entgegenzuwirken. Präsident Recep Tayyip Erdogan hatte sich wiederholt als "Zinsfeind" bezeichnet und die Notenbank dazu gedrängt, die Zinsen zu senken.

Bei ihrer heutigen Entscheidung beließ sie den Leitzins bei den aktuellen 8,5 Prozent. Im Februar hatten die Notenbanker den Leitzins kurz nach dem schweren Erdbeben im Südosten des Landes noch einmal von 9,0 Prozent auf das aktuelle Niveau gesenkt.