Arbeiter in einer Nickelmine, Taimyrsky, Russland.

Rohstoff für Batterien Wird Nickel auch noch knapp?

Stand: 15.06.2021 15:55 Uhr

Erst Chipmangel, dann Holzmangel, bald Nickelmangel? Auch die E-Mobilität verschlingt Ressourcen. Wegen des steigenden Bedarfs an Batterien dürfte die Nachfrage nach Nickel kräftig anziehen.

Die ausreichende Versorgung mit dem Metall Nickel könnte in den nächsten Jahren kritisch werden. Davor warnt die Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in einer aktuellen Analyse. Hintergrund ist die steigende Nachfrage, die durch die Wende hin zur Elektromobilität erzeugt wird.

"Wir gehen davon aus, dass sich der globale Nickelbedarf, je nach Szenario, von heute rund 2,4 auf bis zu rund 3,4 Millionen Tonnen im Jahr 2025 erhöhen wird", erklärt Dr. Michael Szurlies, Nickel-Experte der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR). "Insgesamt steht der Nickel-Markt in Bezug auf die Nachfrage in den kommenden Jahren vor einer Zäsur, die zu einer deutlichen Verschiebung der Marktanteile innerhalb der Verwendungsbereiche führen wird."

Die DERA berät als Spezialabteilung der BGR die Bundesregierung, Wirtschaft und NGOs bei Rohstoffthemen, zum Beispiel zur Versorgungssicherheit und zu den ökologischen Folgen.

Nickel wird für Batterien gebraucht

Bislang wird Nickel vor allem bei der Stahlproduktion verwendet: Rund 85 Prozent werden aktuell bei der Herstellung von Edelstahl und Legierungen eingesetzt, wie die DERA schreibt. Die Verwendung in Batterien mache derzeit etwa fünf Prozent aus. Das werde sich bereits in naher Zukunft ändern. Denn Nickel sei inzwischen ein "Schlüsselrohstoff" für die Verkehrs- und Energiewende, heißt es in der Studie.

Wegen der starken Nachfrage, die durch den globalen Ausbau der Elektromobilität erzeugt wird, rechnen die Experten damit, dass bereits im Jahr 2025 der Anteil je nach Szenario bei bis zu 21 Prozent liegen könnte. Damit würden Batterien der zweitgrößte Anwendungsbereich.

Das meiste Nickel kommt aus Indonesien

Indonesien ist der weltgrößte Nickellieferant. Dort werde bis 2025 auch der weit überwiegende Teil der global neu entstehenden Förder- und Raffinadekapazitäten für das Metall erwartet, schreiben die Fachleute. Dies führe zu einer deutlichen Erhöhung der Marktkonzentration bei Nickel - und habe auch zur Folge, dass die Macht der Hauptlieferanten steigt. Ob künftig aufgrund der steigenden Nachfrage zudem mit steigenden Preisen zu rechnen ist, hängt davon ab, ob auch das Angebot steigt. Ausgeschlossen ist es nicht.

Um die Abhängigkeit von internationalen Lieferanten zu verringern, wird darüber nachgedacht, wichtige Rohstoffe - darunter auch Nickel - in Europa zu fördern. Experten betonen, eine europäische Lieferkette könne volkswirtschaftlich sinnvoll sein. Im Januar hatte Peter Buchholz, Chef der DERA, gesagt, es sei gut, wenn in Europa zusätzlich eigene Kapazitäten aufgebaut würden. Nur müssten die Projekte kostenmäßig wettbewerbsfähig sein.

Recycling wird wichtiger

Besonders die Autoindustrie, aber auch Maschinenbauer mit Solar- oder Windkraft-Schwerpunkt, Stahlhersteller oder die IT- und die Medizintechnikbranche sind auf eine kontinuierliche Versorgung mit Basismaterialien wie Nickel angewiesen. Das gilt auch für sogenannte Seltene Erden - Elemente wie Kobalt oder auch Lithium, das bei reinen E-Antrieben meist zentraler Akku-Rohstoff ist.

Die Studienautoren haben auch das Thema Nachhaltigkeit im Blick: "Angesichts des Ziels, durch die Elektromobilität den Ausstoß an klimaschädlichem Kohlenstoffdioxid zu reduzieren, kommt es künftig neben Fragen der Verfügbarkeit verstärkt auf eine möglichst umweltschonende und nachhaltige Gewinnung und Weiterverarbeitung von Nickel an."   

Man müsse sich fragen, wie mehr Nickel und Nickelverbindungen am Ende der Lebensspanne der Produkte wiedergewonnen werden könnten und wie sich eine weniger umweltschädliche und zugleich sozial gerechtere Förderung erreichen lasse. Es gebe einerseits technologische Entwicklungen zu mehr Effizienz und weniger Emissionen. Auf der anderen Seite stelle der zunehmende Abbau in tropischen Regionen aufgrund des großen Flächenbedarfs ein Problem dar.