Sean Combs
hintergrund

Rapper als Geschäftsleute Das Milliardengeschäft der Hip-Hop-Mogule

Stand: 14.08.2023 18:36 Uhr

Die Kunst machte sie bekannt, das Geschäft jenseits der Musik reich: Rapper wie Diddy oder Dr. Dre haben mit Kopfhörern, Mode oder Champagner Hunderte Millionen verdient.

Von Antonia Mannweiler, ARD-Finanzredaktion

Aus der Subkultur der Bronx ins weltweite Rampenlicht: Der Hip-Hop feiert sein 50-jähriges Bestehen. Die oft aus schwierigen Verhältnissen stammenden Künstler haben den Hip-Hop kommerzialisiert und sich zu Millionären - und gar Milliardären gemacht. Die Musik war ihr Sprungbrett in die Geschäftswelt, wie einige Beispiele zeigen.

Vor 50 Jahren Geburt des Hip Hop in der Bronx

Antje Passenheim, ARD New York, tagesthemen, 11.08.2023 21:45 Uhr

Jay Z - Shawn Carter

Als Jay Z in den 1990er-Jahren auf der Suche nach einem Plattenlabel war, wurde er von den Firmen abgelehnt mit der Begründung, dass er zu alt sei. Das sollte zum Startschuss für seine Karriere werden. Später gründete Shawn Carter, der einst mit Drogen handelte, mit zwei Geschäftspartnern sein eigenes Label: Roc-A-Fella Records. Lange galt das Label von Jay Z zu den bekanntesten Hip-Hop-Plattenfirmen und hat auch die Karrieren anderer bekannter Künstler wie Kanye West befördert.

Angeknüpft an das Label wurde 1999 die Streetwear-Modemarke Rocawear gegründet, die 2007 für 204 Millionen Dollar von der Iconix Brand Group übernommen wurde. Auf dem Weg von der Musik zur Mode war eine weitere Station für Shawn Carter das Nachtleben: So gründete Jay Z 2003 den 40/40-Club, der bekannt für seine exklusiven Veranstaltungen war. Nach knapp 20 Jahren soll der Club die Türen nun aber für immer schließen. Nach dem Ende von Roc-A-Fella Records trat Roc Nation 2008 in dessen Fußstapfen. Aus dem Plattenlabel wurde schnell ein riesiges Unterhaltungsunternehmen, das Musikkünstler managte oder Sportler promotete.

Auch im Spirituosengeschäft bewies Jay Z ein Gespür fürs Geschäft, so gehört dem Rapper seit 2014 die französische Luxus-Champagnermarke Armand de Brignac - eine der günstigeren Flaschen kostet bisweilen mehr als 400 Dollar. 2021 verkaufte Jay Z 50 Prozent seiner Anteile an den französischen Luxuskonzern LVMH, zu dem auch Louis Vuitton gehört. Über die Summe wurde geschwiegen, doch dürfte der Betrag recht üppig ausgefallen sein. Zusammen mit Bacardi gehört ihm zudem die Cognac-Marke D'Ussé. Neben diversen Gründungen investierte Jay Z aber auch in andere Unternehmen. Zu seinen wohl lukrativsten Investitionen dürfte sein frühes Engagement beim Fahrdienstleister Uber zählen. Der Rapper soll zudem über eine große Kunstsammlung verfügen und außerdem über verschiedene Immobilien.

Von Jay Z stammt die ikonische Zeile: "I'm not a businessman, I'm a business, man" ("Ich bin kein Geschäftsmann, ich bin ein Geschäft, Mann"). Der 53-jährige Jay Z, der vielen auch als Ehemann der Künstlerin Beyoncé ein Begriff ist, wurde mit seinen zahlreichen Geschäften wie etwa dem Streaming-Dienst Tidal und Beteiligungen 2019 zum ersten Hip-Hop-Milliardär. Sein Vermögen wird von "Forbes" auf knapp 2,5 Milliarden Dollar geschätzt.

Jay Z

Jay Z wurde 2019 der erste Hip-Hop-Milliardär.

Diddy - Sean John Combs

Der Hip-Hop-Künstler Sean Combs, der im Laufe seiner Karriere seinen Künstlernamen mehrfach änderte, startete seine Karriere nicht mit Musik, sondern als Talentdirektor in einem Plattenlabel. Zuvor aber studierte "Diddy", wie er zuletzt genannt wurde, Wirtschaft - brach das Studium aber ab. Seine Erfahrungen als Talentdirektor halfen ihm bei der Gründung seines eigenen Labels "Bad Boy Records", das große Namen wie Notorious BIG und R&B-Ikone Mary J. Blige hervorbringen sollte. Seine eigene Hip-Hop-Karriere begann er erst vier Jahre später 1997 mit dem Debüt seines ersten Albums. 1998 startete Diddy die Modemarke Sean John, unter der wie bei Rocawear Streetwear im Fokus steht.

Diddy hat einige Parallelen zu Jay Z: Beide Rapper wurden 1969 in New York geboren, gründeten ihr eigenes Label und ihre eigene Modemarke und sind im Spirituosengeschäft unterwegs. Mit seinem Unternehmen Combs Wines and Spirits gingen Diddy und der britische Getränkeriese Diageo 2007 eine Geschäftspartnerschaft ein, dazu gehörten die Wodkamarke Cîroc und ab 2013 auch die Tequila-Marke DeLeón. Nach rund 15 Jahren der Zusammenarbeit endete diese aber in einer Schlammschlacht, in der sich beide Seiten Rassismus oder Unzuverlässigkeit vorwarfen.

Daneben ist Combs auch als Investor der Wassermarke AQUAHdydrate bekannt, bei der er im Vorstand sitzt. Im vergangenen Jahr versuchte der Hip-Hop-Mogul auch drei Cannabis-Betriebe in den USA für 185 Millionen Dollar zu erwerben, was nun als gescheitert gelten dürfte. Das Vermögen des Rappers wird auf rund 900 Millionen Dollar geschätzt.

Sean Diddy Combs

Diddy, P. Diddy, Puff Daddy: Rapper Sean Combs hat ebenso viele Künstlernamen wie Geschäfte.

Dr. Dre - André Young

In den Comptons aufgewachsen, startete André Young zunächst als DJ und gab sich später den Künstlernamen Dr. Dre - ein Name, der nichts mit einem Doktortitel zu tun hat, dafür aber von einem Basketballspieler inspiriert wurde. Mit der Hip-Hop-Gruppe N.W.A. trug Dr. Dre Mitte der 1980er-Jahre zur Popularität des Gangsta-Raps bei.

Heute ist "Dre", wie er auch schlicht genannt wird, nicht nur als Rapper, sondern zudem als einer der größten Musikproduzenten bekannt. 1991 startete Dr. Dre nach dem Ende von N.W.A. 1991 das Label Death Row Records, das auch den bekannten Rapper Tupac Shakur beheimatete. Konflikte zwischen rivalisierenden Banden mündeten in der Ermordung Tupacs und sorgten für den Ausstieg Dres aus dem Label.

Sein neues Label Aftermath, das er mit Jimmy Iovine gründete, sollte nicht minder erfolgreich sein und förderte die Karrieren von Hip-Hop-Größen wie 50 Cent oder Kendrick Lamar. Die Label der Rapper Eminem und 50 Cent waren Tochtergesellschaften von Aftermath.

Für seinen wohl größten geschäftlichen Erfolg sorgte die Musik nur indirekt: Abermals zusammen mit Iovine gründete Dr. Dre 2006 die Audio-Marke Beats Electronics. Ziel war es, Kopfhörer mit einem guten Sound auf den Markt zu bringen. Beats wurde zu einem großen Erfolg für Dre und seine Geschäftspartner und wurde 2013 mit rund einer Milliarde Dollar bewertet. Schon ein Jahr später verkaufte Dr. Dre das Unternehmen für drei Milliarden Dollar an den US-Tech-Giganten Apple. Für den kalifornischen Konzern war es die bis dato größte Übernahme der Firmengeschichte. Das Vermögen des 58-Jährigen Dr. Dre wird auf zwischen 400 und 500 Millionen Dollar geschätzt.

Dr. Dre

Dr. Dre, ein Urgestein des Hip-Hops: Verkaufte die Kopfhörer-Marke Beats für drei Milliarden Dollar an Apple.

Kanye West

Lange bemühte sich Kanye West, in die Liste der Milliardäre von "Forbes" aufgenommen zu werden. Nach dem Vorlegen offizieller Dokumente schaffte es der Musiker im Jahr 2020. "Forbes" betitelte die Nachricht mit: "Kanye West ist jetzt offiziell ein Milliardär - und das will er die Welt wirklich wissen lassen." Seitdem ging es für West geschäftlich abwärts.

Nach antisemitischen Äußerungen und erratischem Auftreten beendete Adidas im Herbst 2022 die lukrative Zusammenarbeit mit Wests Sneaker-Marke Yeezy. Der Deal wurde damals auf insgesamt knapp 1,5 Milliarden Dollar geschätzt und trug mutmaßlich zu einem großen Teil seines Vermögens bei. Trotz des wirtschaftlichen Debakels und des Rufschadens wurden zuletzt mehr der vom umstrittenen Rapper designten Schuhe bei Adidas verkauft als angenommen. Dennoch steht ein dickes Minus am Ende der Zusammenarbeit für den Sportartikelhersteller: Für 2023 erwartet der Konzern einen Verlust von 450 Millionen Euro statt der zunächst berfürchteten 700 Millionen Euro.

Auch andere Marken haben ihre Kooperationen mit dem kontroversen Rapper beendet, so etwa die Modemarken Gap und Balenciaga. Das Vermögen des 46 Jahre alten Rappers und Ex-Manns von Kim Kardashian wird auf 400 Millionen Dollar geschätzt.

Karton mit Yeezy-Schuhen von Adidas

Das Ende der Zusammenarbeit von Adidas und Yeezy sorgte auf beiden Seiten für hohe Verluste.

Pharrell Williams

Der 50-jährige Hip-Hop-Künstler hat es zur Kür gemacht, Musik, Lifestyle und Mode zu vermischen. In den 1990er-Jahren startete Pharrell Williams seine Musikkarriere mit der Hip-Hop-Gruppe "The Neptunes". In den rund drei Jahrzehnten seiner Karriere hat er es immerhin auf 13 Grammys und zwei Oscar-Nominierungen gebracht - unter anderem für den Song "Happy". Anfang des Jahres wurde er als Chefdesigner für Männermode bei der Luxusmarke Louis Vuitton eingesetzt - auf einem der prestigereichsten Posten der Modewelt.

Williams bringt bereits umfangreiche Erfahrungen aus der Modebranche mit. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Etablierung von Streetwear, indem er 2003 das Label Billionaire Boys Club gemeinsam mit dem japanischen Designer Nigo gründete. Zudem initiierte er Kooperationen mit Adidas sowie den Luxusmarken Moncler und Chanel.

Im vergangenen Jahr etablierte der Künstler die Auktionsplattform Joopiter, auf der er persönliche Modeartikel versteigert, die er im Laufe der Jahre gesammelt hat. Im Jahr 2020 gründete der Musikproduzent die Unisex-Mode- und Hautpflegemarke Humanrace, die bereits mit Adidas kooperierte. Mode, Musik und Lifestyle-Produkte haben das Vermögen des Hip-Hop-Künstlers auf schätzungsweise 250 Millionen Dollar gehievt.

Pharrell Williams

Pharrell Williams ist nicht nur als Musiker erfolgreich, sondern auch als Modedesigner.

Nicki Minaj

Im Hip-Hop-Geschäft steht Nicki Minaj Schätzungen zufolge an der Spitze der vermögendsten Frauen. Das Vermögen der 40-Jährigen wird dabei auf 150 Millionen Dollar geschätzt. Dafür werden nicht nur ihre Musikkarriere allein gesorgt haben, sondern auch ihre zahlreichen Kooperationen mit diversen Beauty- und Modemarken. So machte Minaj bereits Werbung für die Schminkmarke Mac, den Sportartikelhersteller Adidas, Beats by Dre oder H&M. Sie lancierte 2016 auch das Handyspiel "The Empire", bei der Spieler daran arbeiten können, zum Hip-Hop-Star aufzusteigen.

Nicki Minaj performt im rosafarbenen Outfit

Eine der vermögendsten Frauen in der Hip-Hop-Branche: Nicki Minaj machte Millionen mit erfolgreichen Beauty- und Mode-Kooperationen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 11. August 2023 um 21:45 Uhr.