Touristen an einem Aussichtspunkt, Ausblick auf fünfstöckige Pagode, Chureito Pagoda mit Fujiyoshida City und Vulkan Mount Fuji, Präfektur Yamanashi, Japan.
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Schwacher Yen Wird Japan zum bezahlbaren Reiseziel?

Stand: 04.03.2024 08:47 Uhr

Tokio, der Heilige Berg Fuji, Tempel und Täler: Japan gilt als lohnendes, aber sehr teures Reiseziel. Der Wertverlust des Yen könnte eine Reise aber für viele erschwinglich machen.

Von Mailin Engels, HR

Japan hat den Ruf eines teuren Urlaubsziels - für viele ist eine Reise in das ostasiatische Land ein ferner Traum. Doch die japanische Landeswährung Yen hat stark an Wert verloren, in den vergangen zwei Jahren ungefähr 25 Prozent. Gemessen am Euro ist der Yen auf dem schwächsten Stand seit 15 Jahren. Ein Urlaub im Land könnte dadurch für mehr Menschen erschwinglich werden.

Zuletzt hat sich der Tourismus in Japan von der Corona-Pandemie erholt. Die Regierung verfolgte eine strikte Einreisepolitik in diesen Jahren und öffnete die Grenzen für selbst organisiert Reisende spät, im Herbst 2022. Erst im Frühjahr 2023 hob die Regierung dann sämtliche Einreisebeschränkungen wieder auf, und die Touristen kamen zurück: Allein im Oktober 2023 verzeichnete das Land etwa 2,5 Millionen ausländische Besucher - mehr als in vergleichbaren Zeiträumen vor der Pandemie.

Im gesamten Jahr 2023 reisten auch 233.000 Deutsche nach Japan, immerhin fast so viele wie vor der Pandemie. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum machten etwa 729.163 Deutsche Urlaub in Thailand, seit langem eines der liebsten Fernreiseziele der Deutschen.

Japan als "Trenddestination"

Das Interesse der Deutschen am Japan-Urlaub wachse, so Aage Dünhaupt vom Touristikkonzern TUI. So sei Japan dieses Jahr eine "Trenddestination" und "beliebter denn je".

Bettina Kraemer von der Japanischen Fremdenverkehrszentrale sieht einen großen Nachholbedarf: "Wir sehen auch für dieses Jahr, dass die Nachfrage ein sehr hohes beziehungsweise noch höheres Niveau als letztes Jahr hat." Dass dieses Interesse an Japanreisen hauptsächlich auf den Kursverlauf des Yen zurückzuführen ist, kann Kraemer aber nicht bestätigen.

Nach Einschätzung von Jörn Krausser, Asien Director von der DER Touristik, könnte der schwache Yen den Trend zur Japanreise "sicher auch noch einmal verstärkt" haben. Japan bleibe allerdings ein besonderes Reiseziel und sei auch weiterhin "kein Schnäppchen", so Krausser.

Der Yen verliert an Wert

Seit ungefähr zwei Jahren verliert der Yen stetig an Wert. Grund für die Abwertung ist die lockere Zinspolitik der Bank of Japan (BoJ). Bis heute liegt der japanische Leitzins bei -0,1 Prozent. Nachdem andere Zentralbanken ihre Leitzinsen erhöht haben, nahm die Abwertung des Yen ihren Lauf.

Kosten für Flüge stark angestiegen

Stark zu Buche schlägt auf jeden Fall der Flug. Die Preise haben in den vergangenen Jahren ordentlich zugelegt. Nach einer Auswertung des Vergleichsportals idealo sind die Preise von Flügen aus Deutschland nach Japan im Vergleich zum Jahr 2019 um durchschnittlich 42 Prozent gestiegen. Im März kosten sie beispielsweise ab Hamburg nach Tokio zwischen 890 und 1.650 Euro, ergibt eine Stichprobe bei Online-Suchmaschinen.

Auch Hotelübernachtungen sind nicht eben günstig. Laut dem Hotel-Preis-Index des Portals trivago beläuft sich der Durchschnittspreis pro Nacht für ein Standard-Doppelzimmer in Tokio auf 150 Euro im Februar 2024.

Preiswert ist in Japan aber das Essen. Eine einfache Nudelsuppe kostet umgerechnet in etwa zwischen 3,70 und 7,40 Euro. In besseren Sushi-Restaurants zahlt man laut Japanischer Fremdenverkehrszentrale (JNTO) rund 25 Euro. Allerdings gilt wie so oft: Nach oben gibt es keine Grenze.

Preiserhöhungen beim Fernverkehr

Auch der Transport im Nahverkehr ist erschwinglich - und durch den schwachen Yen jetzt noch günstiger. Das günstigste U-Bahnticket in Tokio kostet umgerechnet knapp 1,10 Euro.

Stark verteuert - um fast 70 Prozent - hat sich allerdings Ende vergangenen Jahres der bei Touristen sehr beliebte Japan Rail Pass. Mit dem Pass können landesweit sämtliche Linien des JR-Streckennetzes und des Shinkansen-Hochgeschwindigkeitszuges genutzt werden. Der Japan Rail Pass für sieben Tage kostet mittlerweile umgerechnet über 300 Euro.

Mehrwertsteuer und Zoll

In Japan können Touristen, die kürzer als sechs Monate im Land bleiben, die Mehrwertsteuer beim Einkauf erstattet bekommen. Der Wert des Einkaufs muss dafür meistens mehr als 5.000 Yen betragen. Die Rückerstattung erfolgt entweder direkt im Geschäft (erkennbar am "Tax-Free"-Logo) oder am Flughafen am selben Tag des Einkaufs.

Wer sich entscheidet, nach Japan zu reisen und Souvenirs nach Deutschland zurückzubringen, sollte jedoch auf gewisse Vorschriften achten. Bei der Einreise bleibt die Einfuhr bei einem Wert bis 430 Euro zollfrei. Wird dieser Wert überschritten, müssen Einfuhrabgaben gezahlt werden.

Immer mehr junge Menschen reisen nach Japan

Eines fällt auf: Japan wird besonders bei jüngeren Leuten als Reiseziel beliebter. Laut einer Erhebung der US-Kreditkartenfirma American Express haben sich die Buchungen eines Japan-Urlaubs von Menschen im Alter von 12 bis 44 Jahren im Oktober 2023 im Vergleich zu Oktober 2019 verdreizehnfacht.

Als mögliche Erklärung für das Reiseverhalten führt Kraemer den Konsum japanischer Medien an: "Das Zusammenspiel aus Manga, Anime und Gaming spielt eine große Rolle dabei, jüngere Leute nach Japan zu bringen." Durch die Beschäftgung mit japanischen Manga-Comics, Animes und Spielen hätten viele junge Menschen ein "positives Gefühl“ für Japan aufgebaut.

Japanische Medien begleiten viele Menschen bereits seit der Kindheit. Dazu zählen auch Spiele von Nintendo oder Serien und Mangas wie Pokémon oder Naruto. Das betrifft auch die nicht mehr ganz so Jungen: Viele Kinder-Fernsehserien wie Heidi oder Nils Holgersson sind nicht deutsch, sondern eigentlich japanische Animes mit deutscher Synchronisation.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das hr Fernsehen am 22. Dezember 2023 um 20:15 Uhr.