Eine Bezahl-App auf dem Smartphone

Gemeinsamer Bezahldienst Deutsche Banken greifen PayPal an

Stand: 17.12.2020 18:18 Uhr

Als Alternative zu PayPal wollen deutsche Banken und Sparkassen ein neues Bezahlsystem an Ladenkassen und im Internethandel einführen. Das Kartellamt hat grünes Licht gegeben - vorerst.

Deutschlands Banken und Sparkassen können mit Zustimmung des Bundeskartellamts ihre Pläne für ein gemeinsames Bezahlsystem vorantreiben. "Gegen die erste Umsetzungsstufe des Projekts, die bestehenden Dienste Paydirekt, Giropay und Kwitt künftig zusammenzuführen, haben wir keine kartellrechtlichen Bedenken", teilte der Präsident der Bonner Behörde, Andreas Mundt, mit.

Damit habe die Deutsche Kreditwirtschaft Rechtssicherheit und könne das Projekt "zügig weiter vorantreiben". "Hinsichtlich des Gesamtprojekts müssen die Banken zunächst ihre Pläne noch konkreter fassen, um weitere Fragen klären zu können", hieß es weiter.

Einen Freibrief bekommen die Geldhäuser somit nicht: Eine kartellrechtliche Einordnung des Vorhabens sei unabdingbar, da es sich um eine Kooperation der großen Mehrheit der Banken und Sparkassen in Deutschland handele.

Gebündeltes Bezahlverfahren

Mit ihrem unter "#DK" ("digitale Kreditwirtschaft") oder "XPay" bekannten Projekt soll ein einheitliches Bezahlsystem über alle Bezahlkanäle hinweg entstehen. Unter einer neuen Marke sollen die Bezahlverfahren Paydirekt und Giropay, das Handy-zu-Handy-Zahlverfahren "Kwitt" sowie die Girocard (EC-Karte) zusammengefasst werden.

Die heimische Kreditwirtschaft will Verbrauchern so ermöglichen, sowohl an der Ladenkasse als auch im Internethandel zu bezahlen sowie schnell Geld von Konto zu Konto zu überweisen - unabhängig davon, bei welcher Bank das Konto letztlich geführt wird. Damit könnten Nutzer eines Verfahrens auch das Angebot der eigentlichen Konkurrenz nutzen.

Auf diese Art soll das Bezahlverfahren für Kunden und Händler verbessert werden. "Ziel ist es, Verbrauchern und Händlern sowohl im stationären Handel als auch im E-Commerce noch mehr Vorteile und Wiedererkennbarkeit zu bieten. Gleichzeitig sollen sich gewohnte Funktionen nicht ändern und eine Umstellung für die Händler mit möglichst geringem technischen Aufwand verbunden sein", hatte die Deutsche Kreditwirtschaft im Mai erklärt.

Deutsche Geldhäuser hinken hinterher

Beteiligt an dem Projekt zur Vereinheitlichung der digitalen Zahlungssysteme sind der Bundesverband deutscher Banken (BdB), der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) sowie Commerzbank, DZ Bank und Deutsche Bank.

Bereits im Mai 2019 waren erste Pläne bekannt geworden. Seitdem kommt die Verschmelzung jedoch nur schleppend voran. Die Geldhäuser wollen ein einheitliches Bezahlsystem etablieren, um Wettbewerbern wie PayPal oder Apple Pay die Stirn zu bieten. Der Zahlungsverkehr mit seinen Gebühren für Händler und Nutzer ist eine wichtige Einnahmequelle.

Doch die Wettbewerber sind ihnen deutlich voraus. Allein PayPal hat mehr als 25 Millionen Nutzer in Deutschland. Weder das 2005 gegründete Giropay noch das 2015 gestartete Paydirekt konnten sich dagegen behaupten. Zum Vergleich: Paydirekt verzeichnet nach eigenen Angaben rund 3,5 Millionen Nutzer.

Seitdem die Sparkassen-Girocards auch für Apple Pay genutzt werden können, holt auch der Bezahldienst des US-Konzerns rasant auf. "Die Sparkassen werden im Dezember mehr als 1,5 Millionen Apple-Pay-Nutzer haben, das sind nochmals dreimal mehr als im August", sagte Apple-Pay-Chefin Jennifer Bailey der "Welt am Sonntag".